Nicht hinterher fragen, wie man doch noch etwas retten kann, sondern vom ersten Tag an mit den Betroffenen einen individuellen Integrationsweg beschreiten, ist ein Grundgedanke des Projektes. Deshalb soll mit Zugewanderten gleich zu Beginn ein persönlicher "Integrationsvertrag" vereinbart werden. Er legt fest, welche Etappen innerhalb eines Jahres zurückzulegen sind.
Auf diesem Weg gibt ein Lotse verbindliche Begleitung. Dieser kennt sich im Netzwerk der Einrichtungen, Stellen und Instanzen von "A" wie Arbeitsamt bis "W" wie Wohnungsgesellschaften aus, die für eine erfolgreiche Eingliederung unverzichtbar sind.
"Zu den wichtigsten Faktoren für das Gelingen oder Misslingen von Integration gehört die Praxis der Wohnbelegung", so Dezernent Köhnke. "Wenn Zuwanderer erst einmal ausgrenzt sind und ihnen mit der Wohnbelegung signalisiert ist, dass sie zunächst unter sich bleiben, dann sollten wir uns nicht wundern, wenn in den Städten Parallelgesellschaften mit den bekannten Folgen entstehen."
Schulprobleme, Arbeitslosigkeit, Drogenprobleme, Kriminalität, Sprachschwierigkeiten, fehlende Schulabschlüsse und mangelnde Integration im Stadtteil sind die einschlägigen Phänomene. Deshalb wollen Münster und Enschede dem "Integrationsfaktor Wohnbelegung" besondere Aufmerksamkeit schenken.
In beiden Städten sitzt bei wesentlichen Projekt-Entscheidungen jeweils die andere Kommune beratend mit am Tisch. In der Praxis wird das dichte Netz an Aktiven aus der Integrationsarbeit in Münster und Enschede unmittelbar beteiligt sein. Federführender Projektträger im Antrag an die Euregio ist die Koordinierungsstelle für Aussiedler-, Flüchtlings- und Asylbewerber-Angelegenheiten der Stadt Münster. Die wissenschaftliche Begleitung gewährleisten die TU Twente und die Uni Münster in Verantwortung der Professoren Reuber, Thränhardt und Snel.
Das Vorhaben erstreckt sich über die Jahre 2004/2005 und hat ein Gesamtvolumen von 950 000 Euro. Die Finanzierung würde durch die Euregio (Programm "Interreg IIIa"), das Land NRW, die Niederlande und ergänzende Mittel aus beiden Städten erfolgen.
Über die Bewilligung entscheidet der Euregio-Lenkungsausschuss voraussichtlich am 12. November. Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann hat die im Lenkungsausschuss vertretenen Landräte aus dem Münsterland in einem Schreiben um ihre hilfreiche Unterstützung in dieser wichtigen Sache gebeten. Am Projekt Interessierte wenden sich an Dezernent Jochen Köhnke, Tel. 02 51 / 4 92-70 53.