Der Privatmann, der sich von seinen Dokumenten trennte, ist ausgewiesener Experte: Fritz Lubahn stand über viele Jahre der Innung vor. Sieben Ordner hat er mit seinem Wissen bestückt. Er hat Schriftstücke, Belege, Werbeanzeigen, Fotografien über die Zeit gesammelt, aufbewahrt und jetzt dem Archiv an der Hörsterstraße zur Einordnung in Stadtgeschichte überlassen.
"Wir haben großes Interesse an Nachlässen und Archiven aus privater Hand etwa von Vereinen, Unternehmen, Bruderschaften", unterstreicht Archivarin Irmgard Pelster diesen Glücksfall. Die Dokumente werden für die nachfolgenden Generationen konserviert, bewahrt und können der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Außerdem: Private Nachlässe öffnen den Blickwinkel. "Stadtgeschichte kann so aus einer anderen Perspektive als der amtlichen beleuchtet werden", führt die Archivarin weiter aus.
Erste Belege für die Existenz einer Schuhmacher-Gilde in Münster reichen 500 Jahre zurück. Sie finden sich im "Rothen Buch" der Gesamtgilde von 1565, das im Stadtarchiv auch im Original erhalten ist. In den Artikeln 67, 71 und 72 ist von Korduwyners und Rinderen Schomakern die Rede. Was es mit damit auf sich hat, beschreibt der ehemalige Innungsmeister Lubahn ebenso sorgfältig wie die Entwicklung der Gilde zur heutigen Schuhmacher-Innung.
Bermerkenswert ist in den Unterlagen auch das Statut der "Schuhmacher Zwangs-Innung" von 1898 und das originale Protokollbuch für die Jahre 1945 bis 1957. Sämtliche Schuhmacher in Münster seit 1800 sind nachzulesen. Fotos belegen die Kunstfertigkeit in diesem traditionsreichen Handwerk. Alte Preislisten, Rechnungen und Werbeanzeigen runden die Dokumentation ab.
Fotos: 1912 legte die Schuhmacher-Innung die Tarife fürs Handwerk fest und bestimmte auch die tägliche Arbeitszeit von zehn Stunden.
Zeigt her eure Schuhe: Diese Werbung aus den frühen 30-er Jahren hat die Kinder im Blick.
Das Wappen der Schuhmacher ziert eine Ziege. Sie gilt als Produzentin allerfeinsten Leders.