Der Titel der Ausstellung fasst die künstlerische Position Gro Lühns prägnant und für den Betrachter - noch - mit einem gewissen Witz zusammen. "Gro Lühns Kunst thematisiert ganz besondere Aspekte unseres Lebens. Sie reflektiert in ihren Arbeiten die Veränderung des Alltags durch die vielen neuen technischen Möglichkeiten", beschreibt Dr. Gail Kirkpatrick vom Kulturamt den gedanklichen Hintergrund der Entstehung der Exponate.
Verschiedene Arbeitsgruppen greifen die Doppeldeutigkeit des technischen Fortschritts auf. "Was zunächst zukunftsträchtige Bereicherung verspricht, könnte letztendlich in einer Verarmung des Menschen enden", befürchtet Gro Lühn. So beschreibt eine weiß-blaue Neon-Skulptur die Bewegungsabläufe eines Roboters. Neun inszenierte Fotografien zeigen einen Roboter in der banalen Alltagswelt. Der Roboter der Fotos wiederum ist ein kostümierter Mensch.
Zu sehen sind auch Computersimulationen von "Emily". Hinter diesem Namen verbirgt sich ein weiterer Roboter, der die menschliche Mimik täuschend echt wiedergibt. Angeregt wurde Gro Lühn zu dieser Arbeit durch den so genannten androiden Roboter Kismet, der in der Kölner Ausstellung "Ex machina, eine Geschichte des Roboters von 1950 bis heute" gezeigt wurde. Kismet soll auf Menschen individuell eingegangen sein und entsprechend Trost oder Rat gespendet haben. Der Roboter als Held - oder Antiheld? - unserer Gesellschaft.
Auch ein Kunstwerk aus der Reihe "Raster" ist Teil der Ausstellung. Kreisförmige, pigmentierte Wachskörper beleben durch ihre starke Musterung die Wand wie ein Relief. Gerade diese Arbeit simuliert mit ihrer minimalistischen Rasterstruktur in kühler Schönheit die Ästhetik der elektronisch gesteuerten Informationsgesellschaft.
Gro Lühn wirft einige existenzielle Fragen zu unserem zeitgenössischen Lebensstil auf. Wird unser Alltag durch die Technik zunehmend bestimmt, ja beherrscht? Wird das Leben dadurch leichter oder droht seelische Verarmung, beschrieben in der - noch paradoxen - Vorstellung einer Liebesreise mit einem Automaten.
Die Ausstellung "Ich liebe Sie, sagte der Roboter, fahren wir nach Paris?" wird am 2. Oktober um 19.30 Uhr eröffnet. Nach der Begrüßung von Bürgermeister Fritz Krüger wird die Kunstkritikerin Naomi Smolik aus Bonn die Besucher in das Werk von Gro Lühn einführen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 bis 18 Uhr. Bis 11. November 2003 in der Stadthausgalerie am Platz des Westfälischen Friedens (Rathaus-Innenhof).
Bilder:
Die Doppeldeutigkeit des technischen Fortschritts ist Thema der Arbeiten von Gro Lühn. - Fotos: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.