Münster (SMS) "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren". So steht es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948. Doch was geschieht, wenn ein Staat die Menschenrechte massiv missachtet? Wie kann die Weltgemeinschaft reagieren? Und was wiegt in letzter Konsequenz schwerer - das Menschenrecht oder das Recht des souveränen Staates auf Nichteinmischung?
Die Gleichberechtigung souveräner Staaten und die Nichteinmischung in ihre inneren Angelegenheiten gelten als Errungenschaften des "Westfälischen Systems", das 1648 mit dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück für die Beziehungen zwischen den Staaten bestimmend wurde. Diese Prinzipien geraten angesichts humanitärer Katastrophen und politischer Konflikte, wie aktuell in Somalia oder in Libyen, zunehmend auf den Prüfstand. Die diesjährigen "Dialoge zum Frieden" greifen diese Entwicklung auf und richten den Focus auf das Spannungsfeld "Rechte der Staaten - Rechte der Menschen".
Libyen-Konflikt und modernes Völkerrecht
Höhepunkt der Veranstaltungsreihe ist ein öffentliches Podiumsgespräch am Mittwoch, 12. Oktober, um 19.30 Uhr im Rathausfestsaal. Gemeinsam mit WDR-Moderator Horst Kläuser diskutieren namhafte Experten über das Thema "Souveränität der Staaten oder Rechte der Menschen". Den Einführungsvortrag hält der Völkerrechtler Prof. Dr. Christian Walter (Uni München), der bis Mitte 2011 in Münster gelehrt und im Exzellencluster "Religion und Politik" mitgewirkt hat: "Eingreifen zum Schutz der Menschenrechte - Der Libyen-Konflikt und das moderne Völkerrecht".
An dem Podiumsgespräch nehmen außerdem teil: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins (Direktorin Institut für Christliche Sozialwissenschaften und Wissenschaftlerin im Exzellenzcluster), Dr. Tankred Stöbe (Präsident Ärzte ohne Grenzen Deutschland), die mehrfach ausgezeichnete Autorin und Juristin Dr. Juli Zeh und sowie Winfried Nachtwei (ehemaliger sicherheitspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen und Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen). Kostenlose Einlasskarten gibt es ab Donnerstag, 6. Oktober in der Münster-Information im Stadthaus 1 (persönliche Abholung, begrenztes Kartenkontingent).
Das Podiumsgespräch knüpft an den 1. Münsterschen Kongress zur Humanitären Hilfe vom Mai 2011 an, bei dem ebenfalls völker- und menschenrechtliche Fragestellungen diskutiert wurden. Während dort die praktische Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen im Mittelpunkt stand, geht es nun um die wissenschaftliche und politische Perspektive.
"Klangdialog" auf dem Prinzipalmarkt
Nach der Podiumsdiskussion präsentiert der Komponist und Interpret Stephan Froleyks die wandelnde Klanginstallation "KlangdialogSerpente". Zunächst variieren sechs Bläser mit historischen und modernen Instrumenten vor dem Rathaus Musik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Deren Klänge werden von fünf Schlagzeugern mit drei Meter langen Steinspielen abgelöst, die sich vom Prinzipalmarkt in Richtung Domplatz bewegen.
Das Spannungsfeld Staatssouveränität und Menschenrechte prägt auch die Schülerakademie (12. Oktober, ab 8.45 Uhr), die seit drei Jahren Bestandteil der "Dialoge zum Frieden" ist. Schülerinnen und Schüler der münsterschen Gymnasien und der Friedensschule wurden dazu in die "Junge Akademie Franz Hitze Haus" eingeladen. Der Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer, der auch Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe ist, hat seine Teilnahme zugesagt. Außerdem dabei: Dr. Tankred Stöbe (Ärzte ohne Grenzen), Dr. Daniel Bogner (Institut für Christliche Sozialwissenschaften, Exzellenzcluster "Religion und Politik" der WWU), Dr. Klaus Große Kracht (Exzellenzcluster "Religion und Politik") und Jens Wagner (Jugendoffizier der Bundeswehr).
200 Streitschlichter aus Schulen im Rathaus
Ebenfalls an Schülerinnen und Schüler richtet sich der 1. Münsteraner Streitschlichtungstag (6. Oktober, 9-16 Uhr) als neues Element von "Dialoge zum Frieden". Streitschlichterinnen und Streitschlichter tragen an Schulen zur Konfliktlösung und zum friedlichen Miteinander bei. Ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit wird mit dem Streitschlichtungstag im Rathaus und Stadtweinhaus gefördert und gewürdigt.
Einem Eingangsstatement des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Winfried Nachtwei folgen Workshops, in denen die geladenen 200 Schüler Neues kennenlernen und sich austauschen. Es schließt sich eine Diskussionsrunde an mit Bernadette Spinnen (Leiterin Münster Marketing), Titus Dittmann (Stiftung "skate-aid"), Henning Wehland (H-Blocks), Gerd Grave (Direktor Paulinum) und Schülerinnen und Schülern. Schirmherr der Tagung ist Oberbürgermeister Markus Lewe. In seiner Vertretung verleiht Bürgermeisterin Karin Reismann Urkunden an die jungen Mediatoren. Die Durchführung der Tagung liegt bei der Regionalgruppe Münster des Bundesverbandes Mediation.
Schon traditionelle Bausteine der "Dialoge zum Frieden" sind die Ökumenische Friedensvesper (24. Oktober, 18 Uhr) in der Apostelkirche und das Treffen der Religionsgemeinschaften und Konfessionen (15. November, 19 Uhr; für geladene Gäste).
Mit der 2006 ins Leben gerufenen städtischen Veranstaltungsreihe macht Münster seine historisch begründete Verantwortung und seine Kompetenz für Konfliktlösung deutlich. Damit stehen die "Dialoge" in der Tradition der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Konzipiert und durchgeführt wird die Reihe von Münster Marketing in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität. Der bundesweit größte Forschungsverbund zum Thema Religionen bietet beste Voraussetzungen, um die Tradition der Friedensdialoge in einen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Bezug zu setzen. Die Kooperation ist zugleich ein Schwerpunktthema der von Universität, Fachhochschule und Stadt getragenen "Allianz für Wissenschaft". Gefördert werden die "Dialoge zum Frieden" von der Sparkasse Münsterland Ost.
Alle Informationen zur Reihe enthält ein Faltblatt, das in der Münster-Information im Stadthaus 1 ausliegt. Online-Infos im Stadtportal: www.marketing.muenster.de
Anlage (PDF): Programm
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Pressemitteilungen
29.09.2011
Dialoge zum Frieden: Menschenrechte und staatliche Souveränität im Spannungsfeld
Städtische Veranstaltungsreihe zum Westfälischen Frieden mit dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" / Podiumsdiskussion, Klanginstallation, Schülerakademie und Streitschlichtungstag
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