Auch in Münster sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung, also jeder Fünfzigste, von einer Suchtkrankheit betroffen. "1997 waren mehr als 1500 stationäre Behandlungen erforderlich", erläutert Dr. Gollmer die Dimension von Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit. Wegen psychischer Störungen werden jährlich etwa sechs Prozent der Menschen behandlungsbedürftig. Davon benötigten im Jahr 1997 in Münster mehr als 4000 einen Krankhausaufenthalt.
Bei Patienten des Sozialpsychiatrischen Dienstes ist besonders häufig die legale Droge Alkohol im Spiel. Oft ist sie der vermeintliche Problemlöser, mit dem persönliche Belastungen und seelische Störungen "hinuntergespült" werden sollen.
Nach dem neuen Landesgesetz über "Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten" sind die Sozialpsychiatrischen Dienste der Städte und Kreise auch für die Hilfen für Menschen mit Abhängigkeits-Erkrankungen zuständig. Ihre Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagoginnen und Fachärzte beraten, begleiten und vermitteln Menschen in Krisen, mit seelischen Belastungen und Abhängigkeiten in weitergehende Behandlung. Sie helfen am Telefon, beim persönlichen Gespräch im Gesundheitsamt oder zu Hause. In Münster befindet sich der Dienst im Gesundheitsamt, Stühmerweg 8, Tel. 4 92-53 52.
Wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, darunter solchen für Abhängige von illegalen Drogen, und die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Fachkliniken. "Gemeinsam müssen wir alle bei der Behandlung die Biografie der Patienten in den Blick nehmen. Schließlich haben psychische Störungen und Abhängigkeiten etwas mit konkreten Situationen in konkreten Lebensläufen zu tun, häufig drängen sich soziale Faktoren als Mit-Ursache auf", bringt Dr. Eckhard Gollmer das Ergebnis der Tagung auf den Punkt.