Münster (SMS) Die spätbarocke Architektur von Baumeister Johann Conrad Schlaun (…) gibt dem Lyrikertreffen Münster einen prächtigen Rahmen. In der Clemenskirche stimmt vertonte Lyrik am 31. März konzertant auf das Festival ein. Zum Höhepunkt und Finale vergibt die Stadt Münster am 3. April im nicht minder prachtvoll ausgestatteten Erbdrostenhof ihren Preis für Internationale Poesie an den US-Amerikaner Ben Lerner und dessen deutschen Übersetzer Steffen Popp. Dazwischen: Lesungen und Projekte mit Dichterinnen und Dichtern aus vier Ländern Europas.
Zu den aufstrebenden Newcomern zählen Nadja Küchenmeister (Jahrgang 1981) und Ron Winkler (Jahrgang 1973). Sie werden ebenso zu zwei großen Abendlesungen im Stadttheater erwartet wie die vielfach ausgezeichneten Christoph Meckel und Günter Herburger, die beide auf ein vielbeachtetes und großes Lebenswerk zurückblicken.
Mit Kathrin Schmidt ist die Trägerin des Deutschen Buchpreises 2009 in Münster zu Gast. Aus Rom kommt die Lyrikerin und Shakespeare-Übersetzerin Patrizia Cavalli, deren Gedichte von Piero Salabè ins Deutsche übertragen werden. Angela Krauß und Rauol Schrott werden Liebesgedichte lesen, der Österreicher auch seine aus dem Altägyptischen übersetzte erotische Literatur. Eingeladen hat Hermann Wallmann, der Künstlerische Leiter des Lyrikertreffens, auch Dirk von Petersdorff. „Dessen neue Gedichte scheinen der Generation der 40-Jährigen aus der Seele zu sprechen“, so der Vorsitzende des Literaturvereins. Fester Bestandteil des Lyrikertreffens ist das „In memoriam“. Es gilt dem frühen Werk von Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975), der heute zu den ganz Großen der deutschen Nachkriegsliteratur zählt. Dessen Witwe, Maleen Brinkmann, wird im Picasso-Museum aus dem erst 2010 erschienen Gedichtband „vorstellung meiner Hände“ lesen.
Für das Festival arbeitet das städtische Kulturamt mit dem Literaturverein e.V. zusammen. „Eine gewinnbringende Allianz, die seit 1979 im Biennale-Rhythmus Tradition und Kontinuität des Lyrikertreffens sichert. Immerhin wird Münster schon zum 17. Mal weit über regionale Grenzen hinaus beachtetes Forum für internationale Gegenwartslyrik“, unterstreicht Dr. Andrea Hanke. Ein kompaktes Begleitprogramm zeige an den drei Tagen nicht zuletzt auch einem jungen Publikum, wie spannend und facettenreich Lyrik heute sein könne, so Münsters Beigeordnete für Kultur.
Gehirn und Gedicht
Zum Beispiel, wenn ein Wissenschaftler und ein Autor sich zu einem „Gehirn- und Gedicht-Projekt“ zusammentun. Der Lyriker und Romancier Raoul Schrott und der Neuropsychologe Arthur Jacobs enträtseln Geheimnisse von Versen, Metaphern, Reimen und arbeiten Überschneidungen zwischen Stilmitteln der Literatur und Prozessen im Gehirn heraus.
Bei einem Werkstattgespräch zum Thema Übersetzen geben die neuen Poesiepreisträger Ben Lerner (New York) und Steffen Popp (Berlin) Einblick in ihr deutsch-amerikanisches Teamwork. Ohne begnadete Übersetzer hätte die Weltkarte der Poesie weiße Flecken. „Wie kann man Lyrik übersetzen?“, fragt so auch die Ausstellung „lyrik:raum“ in der Stadthausgalerie. Mitinitiatorin und Kulturamtsleiterin Frauke Schnell dazu: „Sie versucht das vielseitige Thema räumlich und sinnlich erfahrbar zu machen“.
Der „Fall Pastior“
Ernest Wichner und Urs Allemann treten an zu einem Diskurs über Oskar Pastior und dessen Verbindungen zum rumänischen Geheimdienst. Wichner, Münsters Poesiepreisträger 2005, kann nach seinen Besuchen im Bukarester Securitate-Archiv gut informiert über den „Fall Pastior“ Auskunft geben.
Buchstäblich Theater wird beim Lyrikertreffen um Kinder gemacht. Dazu gehört die Gedichtrevue von Jandl bis Morgenstern auf der Bühne des Begegnungszentrums Meerwiese. „Dazu zählen eine Ausstellung mit Kindergedichten aus aller Welt in der Stadtbücherei und ihren Stadtteilbibliotheken sowie Lesungen mit prominenten Stimmen wie Jutta Richter und Erwin Grosche“, macht Monika Rasche, Leiterin der Stadtbücherei, Geschmack auf ein Extra-Programm auch für Grundschulen. Eine inspirierende Tradition setzt das Lyrikertreffen überdies mit den Schullesungen fort.
Lyrikvertonungen
Musikalisch hebt sich der Vorhang für das Poesiefestival in der Clemenskirche. Ulrich Rademacher, Westfälische Schule für Musik, hat Lyrikvertonungen zusammengestellt, darunter auch selten gehörte Beispiele von der Droste. Er begleitet am Klavier die Mezzosopranistin Annette Kleine. Das Motto des Konzertabends stammt aus einem Gedicht von Patrizia Cavalli: „Als ob im Singen die Wörter / das natürliche Denken fänden…“.
Info: Teilnehmende Lyrikerinnen/Lyriker: Patrizia Cavalli, Günter Herburger, Angela Krauß, Nadja Küchenmeister, Christoph Meckel, Dirk von Petersdorff, Kathrin Schmidt, Raoul Schrott, Ernest Wichner, Ron Winkler, Ben Lerner; Übersetzer: Steffen Popp und Piero Salabè, Moderatoren: Maria Gazzetti, Dorothea von Törne, Matthias Göritz und Hermann Wallmann. Kartenverkauf: Theaterkasse Städtische Bühnen Münster, Telefon (02 51) 59 09 100. Ein ausführliches Programmheft ist in der Münster Information, Stadthaus 1, erhältlich.
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Pressemitteilungen
09.03.2011
Münster Mekka für moderne Dichtkunst
Lyrikertreffen präsentiert vom 1. bis 3. April Preisträger und junge Talente / Musikalischer Auftakt mit vertonten Gedichten / Ausstellung „lyrik:raum" und Poesie für Kinder
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