Münster (SMS) „Übersetzen als Um- und Weiterdichten“ - so beschreibt die Jury die Arbeitsweise der neuen Poesiepreisträger der Stadt Münster. Gemeinsam mit dem Lyriker Charles Bernstein (USA) werden die deutschen Dichter Tobias Amslinger, Norbert Lange, Léonce W. Lupette und Mathias Traxler sowie die Wiener Gruppe Versatorium für ihre Übersetzungsleistung am Schlusstag des Lyrikertreffens (10. Mai) ausgezeichnet.
Bernstein selbst experimentiert mit Sprache und Formen. Und das setzt sich beim Übertragen in die deutsche Sprache fort. Beide Gruppen machen erst gar nicht den Versuch, die Gedichtaussagen möglichst exakt zu reproduzieren. Ganz im Gegenteil: Ihre Mehrfachübersetzungen zeigen die Fülle an Möglichkeiten, ein Gedicht zu verstehen. Spannend auch die Suche nach klangähnlichen Worten: Aus dem „tetrameter poet“ wird der „Tetrapakdichter“, aus dem „A Test for Poetry“ ein „B Test of Poetry“.
Wer nun selbst Lust verspürt, im Versuchslabor der Sprache zu experimentieren, ist beim öffentlichen Workshop mit dem Versatorium am Samstag, 9. Mai, 10.30 Uhr, in der Rüstkammer des Rathauses an der richtigen Stelle. Die jungen Wissenschaftler und Studierenden aus Österreich geben einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeitsweise und laden Interessierte ein, am Übersetzungsprozess mit eigenen Beiträgen mitzuwirken. Ein spannendes Spiel mit Sprache, Text und Poesie, interessant auch für Schüler der Oberstufen und Literaturstudierenden.
Am gleichen Tag bestreiten Charles Bernstein und seine Übersetzer einen Teil der Abendlesung (20 Uhr, Kleines Haus, Theater Münster). Ob Textmontagen, Lautgedichte, liedhaft komponierte Stücke - sie werden, soviel ist sicher, nicht allein in Form einer klassischen Lesung präsentiert. Die Zuhörer dürfen gespannt sein.
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Pressemitteilungen
23.04.2015