Die ersten Weihnachtskrippen, wie sie heute bekannt sind, entstanden im 16. Jahrhundert. Bedeutendes Zentrum ihrer Herstellung war Neapel. Die Krippe im Stadtmuseum stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie besteht aus 17 Holzfiguren mit Terrakotta-Köpfen. Der Heiligen Familie ist die Architekturkulisse eines verfallenen Tempels als Symbol der Überwindung des Heidentums zugeordnet. Die Figuren tragen noch die original erhaltenen Kostüme aus dem 18. Jahrhundert.
Noch älter als die Krippe ist eine kleine hölzerne Wiege, die das Museum ebenfalls zeigt. Diese Johanneswiege stammt aus dem Jahr 1630. Auf den ersten Blick könnte man ein Kinderspielzeug vermuten. "Diese Wiege mit einer Wachspuppe in kunstvollem Gewand ist ein seltenes Relikt aus dem Umkreis der Weihnachtsbräuche", erläutert Dr. Bernd Thier vom Stadtmuseum.
Einst stand die Johanneswiege im Armenhaus Elisabeth zur Aa. Dort gaben die Münsteraner zum Namenstag der Patronin am 22. November eine Spende für Arme ab. Für ein "Kastenmännchen" (2,5 Silbergroschen) durften sie die Johannesfigur wiegen. Das "Chriskindwiegen" gegen einen Obolus für wohltätige Zwecke war schon im späten Mittelalter aufgekommen. Vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts geriet diese vorweihnachtliche Tradition in Vergessenheit.
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Neapolitanische Weihnachtskrippe: Detail mit der Heiligen Familie und den Drei Königen. - Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.