30.12.2010
"Die Lehrer erkennen sie nicht wieder"
Sport lehrt Schüler Disziplin, Respekt und Teamgeist / Programm STÄRKEN vor Ort
(SMS) Auf der Straße prügelte sie sich, Lust zur Schule zu gehen, hatte sie auch nicht. "Ich habe viel verpasst, meine Mitschüler konnten viel mehr als ich", erinnert sich Gina Schmitz. Dass ihr Leben heute ganz anders aussieht, verdankt die 14-Jährige dem Training mit Farid Vatanparast. Bei dem Diplom-Betriebswirt, einem ehemaligen Boxer, ging sie "in die Lehre", lernte über den Sport Disziplin, Respekt und Teamgeist kennen und holt jetzt alles nach, was sie versäumt hat.
"Die Synthese von Lernen und Boxen" – so ist das Angebot von Vatanparast in der Uppenbergschule überschrieben. Dreimal pro Woche können Schüler der münsterschen Fördereinrichtung mit den Schwerpunkten "Lernen und soziale und emotionale Entwicklung" bei dem Deutsch-Perser das Boxen lernen; und alles, was den Sport so besonders macht. Unter Einbeziehung der Eltern soll der Unterricht den Jugendlichen helfen, persönliche Leistungsziele in der Schule zu erreichen.
"Wer bei mir boxen will, muss schulische Leistungen bringen, darf den Unterricht nicht schwänzen und muss auch beim Training pünktlich auf der Matte stehen", erläutert Vatanparast das Projekt aus dem Programm STÄRKEN vor Ort. Mit seinen Schützlingen, von denen einige einen kriminellen Hintergrund haben, macht er nicht nur Sport, er gibt ihnen auch Nachhilfe in Fächern wie Mathematik, Englisch und Wirtschaft. "Ich versuche, ihnen neue Ziele zu geben", sagt der Betriebswirt. "Durch das Boxen lernt man einen klaren Willen zu entwickeln."
Einmal pro Woche gesellen sich ehemalige Uppenbergschüler zu der Gruppe in der Turnhalle. "Sie haben erfolgreich an dem Vorgängerkurs teilgenommen und zeigen den anderen, was aus ihnen geworden ist", erläutert Sara Blümel. Die Sozialpädagogin hatte auch Gina Schmitz das Boxen ans Herz gelegt. "Sie war unregelmäßig zum Unterricht erschienen und hatte immer wieder Stress mit ihren Mitschülern", erzählt sie. Durch das Projekt habe sich das Mädchen um 180 Grad gewandelt. "Die Lehrer erkennen sie nicht wieder, sie holt jetzt Lehrstoff nach und ist auch sozial viel besser integrierbar."
Die Siebtklässlerin bestätigt das. "Meine Leistungen haben sich verbessert und ich verstehe mich mit meinen Schulkameraden viel besser", berichtet sie. Sie lasse sich auch nicht mehr so schnell provozieren wie früher, ist nicht mehr so aggressiv. Sich mit anderen schlagen – das komme nicht mehr vor. Nur noch "im Ring".
Das Programm STÄRKEN vor Ort wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert und von der Stadt Münster in Höhe von 15 Prozent kofinanziert. Die lokale Koordinierung des Programms erfolgt über das Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster.
Foto: Steht dreimal in der Woche pünktlich auf der Matte: Uppenbergschülerin Gina Schmitz beim Training mit dem ehemaligen Boxer Farid Vatanparast. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.