12.06.2008
Schulsingen schmiedet die Gemeinschaft enger zusammen
Bilanz nach einem Jahr Modellprojekt "Jedem Kind seine Stimme" / Weitere Grundschulen Münsters steigen ein
(SMS) Das erste Jahr der elementaren Singoffensive der Westfälischen Schule für Musik „Jedem Kind seine Stimme – Singende Grundschulen in Münster“ geht zu Ende. Sechs Schulen haben gemeinsam mit der Musikschule erfolgreich Schulchöre eingerichtet, ihr Kollegium fortgebildet, tägliches Singen in den Klassen praktiziert. Immer vor den Ferien kommen die Klassen obendrein zum großen Schulsingen zusammen. Wie jetzt vor den Sommerferien. Innerhalb dieser musikalischen Gemeinschaftsaktion werden sie in diesen Tagen mit einer Urkunde als "Singende Grundschule" ausgezeichnet. Fortan sind das Singen im Klassenverband, die Schulchöre und Schulsingen fester Teil ihres Unterrichtsalltags.
Auf drei Jahre ist das bundesweit einmalige Modellprojekt angelegt. Jedem Grundschulkind den Zugang zu elementarer musikalischer Bildung ermöglichen, das ist das erklärte Ziel. "Mit dieser Initiative möchte die Stadt Münster ihre Spitzenposition bei musikalischer Bildung nachhaltig stärken und weiter ausbauen", betont Schul- und Kulturdezernentin Dr. Andrea Hanke.
Pluspunkte auch fürs soziale Klima
Dabei ziehen die Schulen nicht nur unmittelbaren Nutzen aus der musikalischen Förderung. Sie gewinnen mindestens ebenso viel in sozialer Hinsicht. Positive Auswirkungen auf die Schulatmosphäre sind deutlich zu spüren: Das gemeinsame Singen hilft bei der Ausprägung einer eigenen Schulidentität und schmiedet die Gemeinschaft enger zusammen. Sabine Malecki, Schulleiterin der Paul-Schneider-Schule: "Mit dem Projekt hat sich das Klima unter den Kollegen noch einmal mehr positiv entwickelt". Die Schulleiterin der Johannisschule geht noch einen Schritt weiter. "Jeder Tag, an dem wir nicht gesungen haben, ist ein verlorener Tag“, meint Ingeborg Menke.
Auf Anhieb wurde das pädagogische Konzept von den Schulen gut angenommen und umgesetzt. Die Ideengeberin und Initiatorin des Projektes wertet das als Riesenerfolg. Immerhin werde den Beteiligten doch ein hohes Maß an Engagement abverlangt, bilanziert Inga Mareile Reuther.
(Sing-)Skepsis ist gewichen
Großen Anklang bei den Lehrerinnen und Lehrern findet nach anfänglicher (Sing-)Skepsis die hausinterne Fortbildung. Eine Chorlehrkraft der Musikschule macht dabei das Kollegium fit fürs Singen in der Klasse. Zwei Schulen wollen die Fortbildung auf eigene Kosten sogar um ein weiteres Jahr verlängern.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Erste Ergebnisse sollen bei einem Symposium im Herbst 2009 in Münster vorgestellt werden. Mit der Evaluation betraut sind Dr. Erich und Dr. Renate Beckers. Dem Wissenschaftlerehepaar oblag bereits die Begleitforschung für das Bochumer Projekt „Jedem Kind sein Instrument“.
„Jedem Kind seine Stimme“ ist eines der Pilotprojekte, mit denen das Land NRW hofft, Musik allen Kindern zugänglich zu machen. Zwei Ereignisse haben nach Ansicht von Prof. Ulrich Rademacher, Direktor der Westfälischen Schule für Musik, bewirkt, dass Politik und Pädagogik verstärkt in Modelle für eine nachhaltige und breitenwirksame Musikalisierung von Kindern investieren: Die Berliner Studie von Professor Bastian über die segensreiche Wirkung von musikalischer Bildung auf Sprachentwicklung, Intelligenz, Kreativität und soziale Kompetenz von Kindern sowie die Faszination, die die Tourneen des Venezuelanischen Kinderorchesters weltweit auf alle Zuhörer ausübten. „‚Jedem Kind seine Stimme’, so Rademacher, „ist ‚unsere’ Antwort in Münster.“ Dazu eine erfolgreiche: Für das Schuljahr 2008/09 haben sich sechs weitere Grundschulen für eine Teilnahme entschieden; zum Schulhalbjahr planen vier Schulen ihren Einstieg.
Das Modellprojekt in Münster wird von drei Partnern geschultert: Die Gesamtkosten von 250 000 Euro stellen das Land Nordrhein-Westfalen, die Sparkasse Münsterland Ost und die Stadt Münster zur Verfügung. Zusätzliche Unterstützung leisten der Lions Club Münster Annette von Droste-Hülshoff und die Terfloth-Stiftung.