18.04.2008
"Das reine Monster ist langweilig"
„Geschichten für die Provinz“: Drehbücher auf dem Weg zum Film
Münster / Schöppingen (SMS) Ein Film ist ihr Ziel. Doch außergewöhnliche Alltagsszenen reichen nicht für die dramatische Verdichtung eines Drehbuchs aus. Dies ist eine der Erkenntnisse, die die Teilnehmer des Drehbuchseminars "Geschichten für die Provinz" gewonnen haben, veranstaltet vom Filmservice Münster.Land des städtischen Presseamtes und der Filmwerkstatt Münster in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW.
Was ein gutes Drehbuch ausmacht? – Der Plot darf natürlich nicht vorweg genommen werden. Die Spannung wird im Skript durch immer größer werdende Hindernisse aufgebaut. Jede Person wird mit ihrem Problem vorgestellt. "Aber diskret", rät Profi Christoph Busch aus Hamburg, der als Dozent bei dem Seminar, das jetzt im Künstlerdorf Schöppingen nahe Münster stattfand, die Teilnehmer aus ganz Deutschland zusammen mit seinen Kollegen Usch Luhn und Peter Stockhaus in allen Fragen rund um das Drehbuch schreiben beriet.
Gold wert sei es, wenn der Zuschauer den Konflikt kommen sehe, aber nicht wisse, wie er ausgeht. Bestes Beispiel sei die Bombe unter dem Tisch. Das Publikum fiebere mit und hoffe, dass sie rechtzeitig entdeckt werde. Ebenfalls wichtig: Die Bösen müssen auch eine interessante Seite haben und die Guten eine dunkle. "Das reine Monster ist langweilig", warnt Busch.
Das Seminar, das sich sowohl an erfahrene Autoren als auch an Anfänger richtete, klärte auch Grundlegendes. "Man fängt niemals mit dem Drehbuch an", meint Dozentin Usch Luhn aus Berlin. Sobald eine Idee wachse, charakterisiere man die Personen. Während deren Alter wichtig sei, um Lebenserfahrung einzubringen, spiele die Haarfarbe keine Rolle. Auch die einzelnen Szenen sollten im ersten Entwurf nicht detailliert beschrieben werden. Das sei später Sache des Ausstatters. Doch den roten Faden sollten die Drehbuchautoren herausarbeiten, bis sie mit einem Bilder-Treatment den Kern der Szenen schildern. Erst dann folgt ein vollständiges Drehbuch mit Dialogen.
Dabei sollte jede Anweisung genau überlegt werden. "Und plötzlich war es Winter", erklärt der Hamburger Produzent Peter Stockhaus, "sind fünf harmlose Worte, die enorme Kosten beinhalten." Die Darsteller müssen nämlich langfristige Verträge unterzeichnen. Manchmal sei außerdem weniger mehr. "Müssen wir alles zeigen?", fragt der Fachmann. Etwa bei einem Unfall ergänzt die Fantasie des Zuschauers auch ohne kostspieligen Stunt, wie das zerbeulte Auto in den Fluss gelangt. Im Übrigen sei der Computer kein Allheilmittel, denn Animationen seien ganz schön teuer.
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Drehbuch-Profi Christoph Busch erklärt, warum das „reine Monster“ im Film langweilig ist.
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Die Teilnehmer und Dozenten des Drehbuchseminars „Geschichten für die Provinz 2008“ zogen nach der intensiven Zusammenarbeit ein positives Fazit. Fotos: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.