15.04.2008
Glücksfall für das Stadtmuseum: Ney-Kunstwerke wieder entdeckt
Bundesweites Echo auf Retrospektive in Münster führt zu Medaillon und Holzkreuz / Leihgeber stellt Objekte für Ausstellung zur Verfügung
(SMS) Hohe Aufmerksamkeit aus der Kunst-Fachwelt, enormes Besucherinteresse und Andrang bei den Führungen: Mit den Reaktionen auf seine große Elisabet-Ney-Retrospektive "Herrin ihrer Kunst" darf das Stadtmuseum Münster sehr zufrieden sein. Mehr noch: Das bundesweite Echo hat auf die Spur von zwei weiteren Kunstwerken geführt - einem Holzkreuz von Vater Ney und einem Medaillon aus dem Spätwerk Elisabet Neys.
Beide Exponate gehören direkten Nachfahren der Familie Ney. "Das kommt einer kleinen Sensation gleich", zeigt sich Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé begeistert, zwei verschollene Kunstwerke präsentieren zu dürfen. Intensiv hatte das Stadtmuseum im Vorfeld seiner Ausstellung über Deutschlands berühmteste Bildhauerin des 19. Jahrhunderts recherchiert, darüber hinaus auch mit Hilfe der Medien Suchaktionen zum Werk der gebürtigen Münsteranerin gestartet.
Jetzt dieser "handfeste" Erfolg. Dahinter steckt zugleich eine persönliche Geschichte. Barbara Rommé: "Beide Objekte stammen aus jenem Teil der Familie, mit dem Elisabet Ney bis zu ihrem Tod in Verbindung stand". Wann immer sich eine Gelegenheit bot, nahm sich die nach Amerika ausgewanderte Künstlerin Zeit für einen Besuch bei ihren Verwandten im Westfälischen. Als Elisabet Ney 1907 in der Wahlheimat Austin/Texas stirbt, richtet Ehemann Edmund Montgomery bewegende Zeilen an die Familie in Deutschland. Zugleich kündigt er einige Andenken an.
"Dazu zählt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Reliefbildnis eines Knaben", so Dr. Rommé. Dank der Zustimmung der Leihgeber darf dieses Medaillon zusammen mit dem wieder entdeckten Kruzifix von Vater Ney ab sofort in der Ney-Retrospektive im Stadtmuseum der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Das Holzkreuz von Johann Adam Ney ist einem bereits ausgestellten Werk sehr ähnlich. Lediglich die etwas stärker aufgetragene Lasur lässt die Konturen weniger markant hervortreten. "Die fast identische Ausführung zeugt vom hohen technischen Können des willensstarken Bildhauers, der in vielerlei Hinsicht Vorbild für die Tochter war", unterstreicht die Museumsleiterin.
Das Medaillon aus den Händen von Elisabet Ney entstand 1895. Es zeigt im Profil den "Knaben aus Fredricksburg“, einen 10 bis 12 Jahre alten Jungen aus einer befreundeten texanischen Familie. Die einzige bislang bekannte Ausführung der Knabenplakette wird im Elisabet Ney-Museum in Austin aufbewahrt; die Marmorausführung ist auf 1903 datiert. Zu sehen ist ein Knabe mit ebenmäßigen Gesichtszügen und schlichtem Kurzharrschnitt, umrahmt von nur angedeutet herausgearbeiteten Ranken. Die deutlich gezogenen Augenbrauen und ein leicht geöffneter Mund lassen den Jungen in sich gekehrt erscheinen. Ein leicht fragender, erstaunter Blick deutet indes zugleich eine gewisse Kindlichkeit an.
Info: Ausstellung "Herrin ihrer Kunst" noch bis 25. Mai im Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28; dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags/sonntags 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei.
Foto:
Von Elisabet Ney: Das Medaillon "Knabe aus Fredricksburg“. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Holzkreuz von Johann Adam Ney, um 1845. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.