29.11.2007
Münster unterstützt Aktionstag gegen Todesstrafe
In der Nacht zum Samstag gehen im Rathaus die Lichter nicht aus
Münster (SMS) Die Stadt Münster beteiligt sich in diesem Jahr erstmals an der internationalen Aktion "Städte für das Leben - Städte gegen die Todesstrafe". Als sichtbares Zeichen gegen die Todesstrafe wird die Innenbeleuchtung des Rathauses in der Nacht vom 30. November auf Samstag, 1. Dezember, angeschaltet bleiben. Weltweit beteiligen sich mehr als 700 Städte, darunter mehr als 30 Hauptstädte, an der von der Gemeinschaft Sant´Egidio initiierten Aktion.
In vielen Metropolen wird an diesem Tag ein charakteristisches Gebäude besonders beleuchtet, so etwa in Rom das Kolosseum, in Brüssel das Atomium, in Aachen das Ponttor oder in Bonn das Münster, beschreibt die Gemeinschaft Sant´Egidio die weltweite Aktion. Andere Städte führen besondere Aktionen durch. So wird in Leipzig fünf Minuten vor jeder vollen Stunde die Glocke im Carl-Goerdeler-Denkmal geläutet.
Mit diesen Gesten und einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen wollen die Organisatoren ihren Protest gegen die Unmenschlichkeit der Todesstrafe zum Ausdruck bringen. In Deutschland ist die Zahl der Städte, die sich an diesem Aktionstag beteiligen, auf über 80 angestiegen, darunter neben Münster unter anderem Berlin, Würzburg, Gelsenkirchen, Hannover, Köln, Ludwigshafen und Weimar.
In den vergangenen Monaten hat sich viel für die Abschaffung der Todesstrafe getan, berichtet die Gemeinschaft Sant´Egidio weiter. So haben Ruanda, Kirgisien und Gabun die Todesstrafe abgeschafft. In Usbekistan wurde ein entsprechendes Gesetz erlassen, das am 1. Januar 2008 in Kraft tritt; in Burundi wird zurzeit ein solches Gesetz vorbereitet. Von Bedeutung ist eine neue Entwicklung in China: Vor einigen Monaten verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Hinrichtungen einer besseren Kontrolle unterstellt, indem nun der Oberste Gerichtshof jedes Todesurteil bestätigen muss. In den USA wurde in verschiedenen Bundesstaaten ein Moratorium verhängt, weil sich die Gerichte mit Klagen gegen die Todesspritze beschäftigen, in denen vorgebracht wird, dass sie als grausame Strafe nicht der Verfassung entsprechen würde.
Als großer Erfolg im Einsatz gegen die Todesstrafe gilt vor allem, dass sich am 15. November 2007 der Menschenrechtsausschuss der UNO-Vollversammlung mit klarer Mehrheit für einen weltweiten Stopp aller Hinrichtungen ausgesprochen hat (99 Staaten stimmten dafür, 52 dagegen, 33 Enthaltungen). Nun wird die Resolution in die UNO-Vollversammlung eingebracht, in der wahrscheinlich Anfang Dezember abgestimmt wird.
Die Gemeinschaft Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung mit 50 000 Mitgliedern in 70 Ländern der Welt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Sie hat unter Beteiligung zahlreicher Organisationen die Aktion "Städte für das Leben" gegründet. Der 30. November wurde für den Aktionstag gewählt, weil an diesem Tag im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Folter und Todesstrafe für abgeschafft erklärte.
1998 initiierte die Gemeinschaft Sant’Egidio auch eine internationale Unterschriftenkampagne für ein Moratorium der Todesstrafe. Bis heute wurden dabei über fünf Millionen Unterschriften gesammelt, die am 2. November 2007 dem Präsidenten der UNO-Vollversammlung, Srgiam Kerim, übergeben wurden. Außerdem unterhält Sant’Egidio weltweit Hunderte von Brieffreundschaften mit Todeskandidaten und unterstützt viele im persönlichen Einsatz.