Das Phänomen ist überall zu beobachten: wachsende Entwicklungsprobleme und Gesundheitsrisiken, gepaart mit sinkendem Leistungsvermögen bei vielen Kindern. Dazu gehören Defizite wie unausgewogene Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung. Fast jedes sechste Kind zwischen drei und 17 Jahren ist in Deutschland übergewichtig. Auch die Ursachen sind bekannt: gesellschaftliche Umbrüche, veränderter Lebensstil, Zerbrechen familiärer Bindungen und sozialer Beziehungen im persönlichen Lebensumfeld. Von den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien, teilweise auch mit Migrationshintergrund, besonders betroffen.
Für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz war das der Anlass, einen Wettbewerb "Besser essen. Mehr bewegen" auszuschreiben. Münster gehörte mit seinem Konzept für "Gesund aufwachsen in…" zu den 24 Gewinnern unter den rund 450 Bewerbern. Der Bund ermöglicht mit seiner finanziellen Förderung dem städtischen Gesundheitsamt die Umsetzung des Konzeptes. Projektleiterin ist Dagmar Arnkens-Homann. Mit der wissenschaftlichen Begleitung durch Dr. Pirjo Schack von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel ist der Bund auch während der Umsetzungsphase mit von der Partie.
Das Gesundheitsamt will Gesundheitsförderung in die Lebensbereiche der Kinder und Familien im Stadtteil hineintragen. Im Alltag von Kita und Schule, Freizeit und Familie soll ein gesundheitsfördernder Lebensstil zum Zug kommen. Das kann gelingen, wenn viele im Stadtteil mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihren jeweiligen Angeboten mitmachen - Einrichtungen, Verbände, Vereine, Schulen, engagierte Eltern und Nachbarschaften.
Bei der Koordination im Stadtteil helfen Karim Mashkoori und Anke Haroska, die dafür jeweils mit einer halben Stelle zur Verfügung stehen. Sie unterstützen die Partner mit Rat und Tat und helfen bei der Umsetzung. In Berg Fidel selbst hat man die Chance längst erkannt, als Modellstadtteil Zeichen zu setzen. Die vor Ort Beteiligten haben einen Arbeitskreis gebildet, dessen Sprecherin ist Dorothee Morbeck.
"Gesund aufwachsen" beschreitet neue Wege, um Familien direkt anzusprechen. Dazu gehören etwa seit Februar ein Frauenfrühstück für Migrantinnen und eine Männerteestube im Stadtteilhaus Lorenz-Süd, die Karim Mashkoori organisiert hat. Mit Masume Parwaie ist in Berg Fidel jetzt eine Familienhebamme zur Stelle, die persisch, russisch, türkisch, kurdisch, aserbaidschanisch und deutsch spricht. Wenn nötig, betreut sie Mütter und ihren Nachwuchs bis zum ersten Geburtstag des Kindes. Denn die Praxis zeigt, dass für junge Mütter schon beim Einkaufen von Kindernahrung und deren Zubereitung die Schwierigkeiten beginnen können.
Ziel ist, im Stadtteil ein Netzwerk zur Gesundheitsförderung aufzubauen. Gesund essen und leben soll zur Selbstverständlichkeit werden, die sich zum Beispiel ohne weitere Diskussion in der Arbeit von Jugendeinrichtungen oder im Alltag von Schulen und Kitas niederschlägt. Bis es soweit ist, wird man aus Berg Fidel noch von vielen neuen und interessanten Angeboten hören. Zum Beispiel: "Starter Kids: Starke Eltern - gesunde Kids", "MiMi: Mit Migranten - Für Migranten", "FuN: Familie und Nachbarschaft", "Gesunder Schulkiosk", "Haushaltsführerschein" …