Irmgard F. (1920-2003) wurde in Münster geboren und arbeitete über 40 Jahre in der Personalabteilung der Universität. Sie war unverheiratet, reiselustig und hielt ihre Ferieneindrücke mit dem Fotoapparat fest. Die Schau gründet sich auf einen Fotoschatz von 20 Alben. Aus dieser Schenkung hat das Museum eine Auswahl getroffen.
Die Alben von Irmgard F. sind dabei mehr als nur persönliche Erinnerungen. Sie spiegeln Reiselust und Reisesehnsucht der Deutschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schon in den 50er Jahren machten sich breite Bevölkerungskreise einmal im Jahr auf zur großen Fahrt in die Ferien.
Reisen in die Idylle der heimischen Berge befriedigten nach Krieg, Not und Hunger Sehnsüchte nach einer „heilen Welt“. Mit der wachsenden Kaufkraft der Bevölkerung folgten bald erste Urlaubsaufenthalte im Ausland - auch Fräulein F. reiste nach Paris, Italien, in die italienische Schweiz. Mit dem Flugzeug rückten ab den 60er Jahren ferne Landschaften immer näher: 1965 unternahm die Protagonistin der Ausstellung ihre erste Flugreise.
In acht Abschnitten zeigt die Fotoschau typische Begegnungen deutscher Touristen mit ihren Reisezielen. Auch an der Gestaltung der Alben, Ansichtskarten und kleiner Souvenirs lässt sich der jeweilige Zeitgeist anschaulich ablesen. Nicht zuletzt durch die Fotografien zur „Reisewelle“ in der noch jungen Bundesrepublik ist die Präsentation eine gute Ergänzung zur aktuellen Fotoausstellung „Die Wunderjahre 1950 bis 1958“.
Nicht ausgespart bleibt der deutsche Tourismus der 1930er Jahre. Bilder zeigen Irmgard F. in Deutschland und Österreich - auf ihrer Rundreise mit dem Bund Deutscher Mädel (BDM) im Jahr 1939. Ein Beispiel für die nationalsozialistische Instrumentalisierung der Reisesehnsucht der Menschen.
Fotos: Eine Albumseite mit Erinnerungen an Gandria am Luganer See 1959.
1958 in Paris: Irmgard F. (l.) vor Sacré-Cœur. Fotos: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.