Sonntagsfahrer kennt man, Montagsmaler auch, aber Mittwochs-Kinder sind doch eher ungewöhnlich, vor allem fette. Doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist eben alles möglich, vor allem eben auch "Fat Kid Wednesdays". Das Trio aus Saxophon, Bass und Schlagzeuger huldigt mit dem Programm "The Art of Cherry" dem Jazz-Heroen Don Cherry, der weder Saxophonist noch Bassist noch Drummer, sondern vor allem eines war: Trompeter. Eine Deutschlandpremiere am Samstagabend.
Eigentlich sollte der vietnamesisch-französische Gitarrist Nguyên Lê vor vier Jahren beim Jazzfestival gastieren. Eine schwere Krankheit, die den Musiker lange außer Gefecht setzte, verhinderte seine Teilnahme. Nach dieser schwierigen Lebensphase spielte Nguyên Lê gemeinsam mit dem Holzbläser Paul McCandless, dem Pianisten Art Lande und dem Percussionisten Jamey Haddard die CD "Walking on the Tiger`s Tail" ein, mit Stücken, die auf des Gitarristen intensive Auseinandersetzung mit dem Taoismus basieren. Eigentlich wollte Lê diese Musik jetzt in Münster präsentieren - doch diesmal zeigte sich Art Lande indisponiert "Es ist so, wie es ist", spricht der Taoist - und so lud Lê kurzerhand Paul McCandless ein, sein reguläres Trio mit Renaud Garcia Fons und Patrice Heral zu erweitern. Weltpremiere auf diesem Festival - am Freitagabend.
Zwei Musiker des Festivals haben ihren Wirkungskreis in Massachusetts, aber ihr Platten-Label "Skycap Records" kommt aus Münster. Die Free-Jazzer Jeff Platz und Steve Lantner verbindet eine jahrelange Zusammenarbeit mit den münsterschen Musikproduzenten. Am Wochenende bescheren sie dem Festival zwei Deutschland-Premieren.
Gitarrist Jeff Platz hat in der deutschen Fachpresse schon viel Lobesworte bekommen. Er bewege sich "im Spannungsfeld von entrückter Independent Rock-Erfahrung und Free-Jazz-Erwachen". Am Samstag präsentiert Platz sein aktuelles Quintett im Kleinen Haus.
Auf Empfehlung von Jeff Platz kam der Bostoner Steve Lantner zum münsterschen Plattenlabel. Lantner ist Pianist. Nicht der Avantgarde-Rock, sondern der Jazz eines Cecil Taylors mag als Inspirationsquelle für Steve Lantner herhalten. Und dennoch unterscheidet sich Steve Lantner von Matthew Shipp und Cecil Taylor, ist er doch gelegentlichen Lyrizismen und zeitweilig Swingendem nicht gänzlich abgeneigt. Lantner wird am Sonntag sein Quartett präsentieren.
Bildtexte:
Gitarrist Nguyen Le sorgt für eine Weltpremiere.
Fat Kid Wednesdays setzen dem Trompeter Don Cherry ein Denkmal.
Jeff Platz (Bild) tritt mit seinem Quintett erstmals in Deutschland auf. - Fotos: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.