Namhafte Journalisten und Radiomacher, Jazzforscher, Club- und Festivalorganisatoren von "Radio Jazz Research" haben die Tagung unter das Motto "Österreich" gestellt. Der Verein hat Vertreter aus dem Alpenland eingeladen, um gemeinsam Themen und Aspekte der österreichischen und der deutschen "Jazzlandschaften" zu diskutieren. Es geht um Jazzclubs (Porgy & Bess in Wien und Bunker Ulmenwall in Bielefeld) und europäische Jazzfestivals (Inntöne Diersbach und mœrs festival) im Vergleich, um die Stellung der Jazzredaktion im öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunk und um die "JazzWerkstatt Wien", die für frischen Wind in Österreichs Jazzszene sorgt.
Was weiß man hierzulande überhaupt über österreichischen Jazz? Zunächst fällt einem wohl der in Wien geborene Joe Zawinul ein, der seit Ende der 50er-Jahre zu den wenigen Europäern gehört, die sich auch in den USA als Jazzmusiker durchsetzen konnten. Oder das Vienna Art Orchestra, dem der Schweizer(!) Matthias Rüegg vorsteht. Aber auch: Wenn in den 50er- und 60er-Jahren im Ausland auf die deutsche Szene geschaut wurde, sprach man dort oft vom "Kollerland" - wegen des österreichischen Saxofonisten Hans Koller.
Tatsächlich ist die Entwicklung beider Szenen vergleichbar: Musiker, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Army-Clubs Jazz spielten, das darauf folgende Kopieren der US-amerikanischen Vorbilder, die "Kaputtspielphase" durch den Free Jazz, die postmodernen Experimente seit den 70er-Jahren und das kreative Erforschen des eigenen kulturellen Umfeldes.