Laut Einladung sollten bei der Besprechung im Bundesamt die Erfahrungen mit dem neuen Kurs ausgewertet werden, der im Bundesamt in Nürnberg entwickelt wurde. Ebenfalls anwesend waren Monika Schullers Kolleginnen aus Braunschweig, Lahr und Stendal sowie die jeweiligen Kooperationspartner aus den vier Kommunen. Dann die Überraschung: Das Bundesamt teilte mit, dass ab sofort bundesweit Mittel für die Durchführung dieses Angebotes zur Verfügung stehen.
Allerdings gibt es dafür auch gewichtige Gründe. In Münster hatten an dem zehnwöchigen Kurs mit 100 Unterrichtsstunden 18 junge Männer und Frauen von 18 bis 27 Jahren teilgenommen. Teils waren sie neu zugezogen, teils lebten sie schon länger hier. Allen fehlte die Orientierung über Lebenswelt und Kultur, Ausbildungsgänge und Arbeitswelt der bundesdeutschen Gesellschaft - sie hatten offensichtliche Ausbildungshemmnisse. Dieses Defizit sollte der Lehrgang beseitigen. Neu war daran, dass ein deutscher und ein russlanddeutscher Dozent gemeinsam als "Tandem" unterrichteten. Das gewährleistete, dass die jungen Leute tatsächlich in ihrer Erfahrungs- und Bewusstseinswelt abgeholt wurden.
Das Ergebnis war frappierend. Sofort nach dem Lehrgang wurden mitten im laufenden Ausbildungsjahr in Münster vier der 18 Teilnehmer in eine Lehrstelle übernommen. Die anderen sind ebenfalls hoch motiviert. Sie wissen jetzt, was sie in ihrer neuen Heimat wollen und was sie können. Sie absolvieren mittlerweile eine für den hiesigen Arbeitsmarkt erforderliche Weiterbildung oder bewerben sich zum demnächst beginnenden Ausbildungsjahr um eine Lehrstelle.
"Ich freue mich, dass der Testkurs die Vorlage für ein Angebot in ganz Deutschland ist", so die Mitarbeiterin aus der Koordinierungsstelle für Aussiedler-, Flüchtlings- und Asylbewerberangelegenheiten. Andererseits ist das sicher kein purer Zufall. Schließlich kennt man im Nürnberger Bundesamt die Arbeit in Münster längst und hatte sich deshalb mit der Anregung direkt an an die Stadt gewandt, ein solches Pilotprojekt umzusetzen.
Projektpartner in Münster war das Diakonische Werk mit seinem Jugendmigrationsdienst. Trägereinrichtungen aus Münster, die sich für den Lehrgang interessieren, und junge Spätaussiedler, die für eine Teilnahme infrage kommen, können sich an Monika Schuller wenden (Tel. 4 92-70 59, SchullerM@stadt-muenster.de).
Bildtext: Monika Schuller - Foto: Veröffentlichung honorarfrei.