Unter dem Titel "Georg Sperlich. Oberbürgermeister von Münster in der Weimarer Republik" hat Oberstadtdirektor a.D. Dr. Tilman Pünder als sach- und fachkundiger Autor die Ergebnisse seiner Forschungen zu Georg Sperlich und der Kommunalpolitik in Münster für das interessierte Publikum zu Papier gebracht.
Weimarer Republik in Münster
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst widmete sich der ehemalige Verwaltungschef der Stadt Münster der Erforschung der Kommunalpolitik in Münster in der Zeit von 1918 bis 1932 – der Zeit der Weimarer Republik. Dabei fokussiert er den Blick auf einen wichtigen Gestalter der Kommunalpolitik in dieser Zeit: Dr. Georg Sperlich, seit 1909 Kämmerer der Stadt und seit 1920 Oberbürgermeister von Münster. Ergebnis der langen und akribischen Arbeit Pünders ist ein spannend zu lesendes Buch. Ein Buch, das von den Jahren der Weimarer Republik erzählt; einer Zeit, die schwierige wirtschaftliche Jahre wie Zeiten des Aufbruchs umfasst.
Während seiner Tätigkeit als Oberstadtdirektor stieß Tilman Pünder immer wieder auf kommunalpolitische Vorgänge, die bis in die Zeit Sperlichs zurückreichten. Diskussionen von damals wurden in späteren Jahrzehnten wieder aufgenommen. Themen wie die Verkehrsanbindung Münsters, die kulturelle Ausstrahlung der Stadt oder ihre Funktion als Oberzentrum blieben, und bleiben, aktuell.
Halle Münsterland und Aasee
Der Bau der Halle Münsterland oder die Schaffung des Aasees etwa waren weitblickende Projekte, die Sperlich anschob. Dies und manche spontane Aktion machte ihn bei der Bevölkerung sehr beliebt. Andererseits schuf er sich durch seine eigenwillige Persönlichkeit besonders unter den Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats nicht nur Freunde.
In den zwölf Jahren seiner Amtszeit – beginnend am Ende des verlorenen Weltkrieges und der untergegangenen Monarchie über die Inflation, gefolgt von wirtschaftlichem Aufschwung bis zur dramatischen Endphase der Weimarer Republik – erkämpfte sich Sperlich Erfolge und erlebte auch herbe Niederlagen. Der Begriff "Kampf" kennzeichnet die politische Lebensführung des Weltkriegteilnehmers maßgeblich. Der rechte Zentrumsmann trat nach seiner Abwahl dem Stahlhelm bei und wurde am Ende seines Lebens wieder Soldat im Zweiten Weltkrieg.
Einblicke in kommunales Handeln
Die intensive Auswertung des Nachlasses "Sperlich" im Stadtarchiv Münster und weiterer Quellen und Literatur fasst Pünder auf 320 gut lesbaren Seiten zusammen. Persönliche Kontakte zu den Nachfahren damaliger Weggefährten Sperlichs vermittelten dem Autor Detailkenntnisse über die Person Sperlichs, die anderen verschlossen geblieben wären – zum Vorteil der Leserinnen und Leser dieses Buches über die Zeit der Weimarer Republik in Münster. Ein Buch, das interessante Einblicke in Möglichkeiten und Grenzen antizyklischen kommunalen Handelns in wirtschaftlichen und politischen Krisenzeiten bietet.
Tilman Pünder. Georg Sperlich. Oberbürgermeister von Münster in der Weimarer Republik. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Bd. 23. Münster 2006