(SMS) "Früher dachte ich immer, ich könnte das nicht, wegen der ganzen Technik und dem Kram. Aber jetzt überlege ich, vielleicht auch später einmal was mit Computern zu machen", erzählt Susanne, 15, über das Projekt "Mädchen machen Medien" von Frauen und Medien e.V. in Münster. Ein solches Projekt wurde bisher durch die geschlechterbezogene Förderung des Landesjugendplanes finanziert. Allerdings ist Mädchenarbeit wie diese im neuen Jugendfördergesetz, das am Dienstag, 13. Juli, im nordrhein-westfälischen Landtag debattiert wird, nicht mehr vorgesehen.
Diese und ähnliche Angebote in Münster sind gefährdet, wenn die Position "Absicherung von Mädchen- und Jungenarbeit" wie geplant aus dem Jugendfördergesetz gestrichen wird. "Chancengleichheit von Jungen und Mädchen und die Überwindung von Geschlechterstereotypen kann nur erreicht werden, wenn Kinder- und Jugendarbeit nicht geschlechtsneutral gesehen wird. Vielmehr muss die Einrichtung und Erhaltung geschlechtsdifferenzierter Angebote als Querschnittsaufgabe für alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe verankert werden", betont Anke Brüggemann, eine der beiden Sprecherinnen der AG Mädchen in Münster.
Die Forderung der AG Mädchen an Politikerinnen und Politiker auf kommunaler und Landesebene lautet daher, so genannte geschlechtsdifferenzierte Angebote als feste Förderposition in das Kinder- und Jugendfördergesetz so lange mit aufzunehmen, bis in allen anderen Positionen des Gesetzes die Gelder zu gleichen Teilen Mädchen und Jungen zukommen. "Dies ist ein Instrument zur Herstellung von Chancengleichheit, das Maßnahmen zur Mädchen- und Frauenförderung ergänzt und nicht ersetzt", betont die zweite Sprecherin der AG Mädchen, Rita Tücking.
Geschlechtsbezogene Arbeit kommt nicht allein Mädchen zu Gute. Die Tanztheaterstücke für Mädchen und Jungen von der münsterschen Jugendtheaterwerkstatt Cactus sensibilisieren über die jungen Tänzerinnen und Tänzer die Zuschauer für ihre unterschiedlichen Blickwinkel und Interessen. Das Stück "Männersache" gewann in Berlin sogar den Preis "Theater der Jugend". "Die kontinuierliche Arbeit mit Mädchen und Jungen wurde bisher aus dem Landesjugendplan finanziert. Dies muss auch im Jugendförderungsgesetz erhalten bleiben", fordert Barbara Kemmler von der Jugendtheaterwerkstatt Cactus.
Geschlechtsdifferenzierte Angebote bleiben als Strategie wichtig. "Gut ist im Jugendzentrum Black Bull, dass wir da unter uns sind und da Frauen arbeiten, weil ich mit denen über andere Dinge reden kann als mit Männern", meint die 16jährige Jennifer. "Über kontinuierliche Mädchenarbeit entstehen tragfähige Beziehungen. Für diese wertvolle Arbeit sind festangestellte Ansprechpartnerinnen notwendig", ergänzt die Pädagogin des Jugendzentrums Susanne Decker. Denn: "Ohne Mädchentag dürfte ich nicht in den offenen Treff. So kann ich mit Freundinnen auch über Probleme reden. Ohne Treff hänge ich nur zu Hause rum", unterstreicht Gülcin die Bedeutung "ihres" Mädchentreff bei der AWO.