Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

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13.04.2004

Berufswunsch: Parfumverkäuferin

Junge Spätaussiedler qualifizieren sich im Projekt Equal / Hilfe über berufliche Fortbildung hinaus

Münster (SMS) „Sie haben drei Minuten Zeit, den Text zu lesen und den Inhalt zu verstehen.“ Das ist eine Aufgabe, die junge Spätaussiedler im Deutschunterricht eines Qualifizierungslehrganges zu bewältigen haben. Nach wenigen Minuten erklären die Frauen und Männer zwischen 20 und 30 Jahren ihrer Lehrerin Galina Filipkova, wie das Schulsystem in Deutschland funktioniert. Nicht gerade in fließendem Deutsch, aber alle haben verstanden, dass nach der Grundschule die weiterführenden Schulen folgen oder was duale Berufsausbildung bedeutet.

Der Deutschunterricht ist ein Baustein des Lehrganges „Qualifizierung für junge SpätaussiedlerInnen“, den die concept gGmbH im Auftrag der städtischen Arbeitsmarkt-Initiative Münster (AIM) im Paul-Gerhard-Haus über 13 Monate anbietet. Seit dem 1. März büffeln die 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen für eine bessere Zukunft. Neben der Sprache des neuen Heimatlandes stehen auch EDV-Schulung, Berufswegplanung, Bewerbungstraining und Arbeitsrecht auf dem Programm. Aber auch aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur oder alltägliche Probleme wie Wohnungssuche oder die (häufig knappen) Finanzen gehören zu den Inhalten.

„Ziel ist die berufliche und soziale Integration“, erklärt Lehrgangsleiter Franz Lorenz. „Wir helfen bei der realistischen Einschätzung der beruflichen Zukunft“, führt der Pädagoge bei der concept gGmbH weiter aus. Denn: „Wirkliche Klarheit über die Möglichkeiten auf dem aktuellen Arbeitsmarkt herrscht nicht immer vor.“

Die ersten Wochen dienen der Orientierung, da die Schülerinnen und Schüler mit höchst unterschiedlichen Voraussetzungen an den Start gehen. Wichtige Säule im gesamten Projekt sind Praktika. „Sie geben handfesten Einblick in Arbeitswelt und Betriebsabläufe“, unterstreicht Franz Lorenz. Am Ende der Schulung steht, wenn alles gut geht, dann der Ausbildungsplatz oder ein Arbeitsverhältnis.

Ausbildung vorhanden

Viele haben schon eine Ausbildung und möchten in diesem oder einem verwandten Beruf arbeiten. Andere etwas ganz Neues beginnen. Die Ansprüche werden nicht selten schon im Vorfeld gesenkt. Lubov, 26, aus Russland etwa ist diplomierte Sozialpädagogin und wünscht sich einen Ausbildungsplatz als Erzieherin. Die gelernte Malerin Oljesja möchte Parfumverkäuferin werden, der Kraftfahrer Vassilij aus Kasachstan eine Lehre als KFZ-Mechaniker machen.

Auch Alexey aus Moskau schraubt seine Wünsche an den deutschen Arbeitsmarkt herunter: „Ich habe fünfeinhalb Jahre an der Hochschule für Flugzeugtechnik / Fachrichtung Elektroniker studiert und besitze zwei Diplome. Weil ich weiß, dass das Programmieren sehr unterschiedlich gehandhabt wird, möchte ich etwas mit Hardware machen.“ So hätte er ein „Sprach“-Problem ausgeschaltet. Da er noch nicht geklärt hat, ob seine russischen Diplome in Deutschland anerkannt werden, ist für Alexey das Fach Berufswegplanung, zu dem auch die individuelle Planung der beruflichen Entwicklung gehört, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Arbeitsstelle.

Hürde Sprachpraxis

Dies gilt auch für die anderen sechs Frauen und acht Männer. Sie alle sind zurückhaltend im Gebrauch der neuen Sprache, zumal sie wenige Kontakte zu den deutschsprachigen Münsteranerinnen und Münsteranern haben und es viel leichter ist, sich untereinander in der Muttersprache zu unterhalten. Entsprechend groß ist die Hürde, sich auf den Weg durch den Behördendschungel zu machen und sich über die Gültigkeit der eigenen Berufsabschlüsse zu informieren.

Dennoch glauben alle wie Harri, der schon zehn Jahre in Russland in seinem Beruf als Schweißer gearbeitet hat, dass sie am Ende der Qualifizierung gute Chancen haben, sich in Münster beruflich und im Alltag zu integrieren und wohlzufühlen.

Die Stadt Münster übernimmt durch die AIM die Projektförderung im Rahmen von Equal. Zu Equal gehören mehrere Projekte in Münster und dem Münsterland, die zu 80 Prozent durch EU-Mittel und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Den Rest übernimmt die AIM. Das Sozialamt der Stadt unterstützt die Kursteilnehmer mit der so genannten Individualförderung (z.B. Sozialhilfe).

Die 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen nicht die Einzigen bleiben, die von Equal profitieren. Die Organisatoren bauen auf die Mundpropaganda der jungen Spätaussiedler untereinander. Zusätzlich soll aber auch ein Projekt im EDV-Unterricht für Werbung in der Zielgruppe sorgen. Geplant ist die Erstellung einer zweisprachigen Website, die Informationen über Arbeit, Ausbildung und Lebensalltag in Münster enthält. So könnten auch diejenigen, die sich noch nicht so mutig auf den Weg gemacht haben wie Alexey, Oxana, Oljesja und ihre Mitstreiter, Unterstützung finden bei ihrer Lebensplanung in der neuen Heimat.

Bildtext: Junge Spätaussiedler erklimmen im Projekt Equal Stufe für Stufe auf dem Weg zur beruflichen und sozialen Integration in Münster. Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.

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