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13.06.2002

Fremd, einsam und isoliert: Zwangsarbeiter in Münster

Stadtarchiv und Villa ten Hompel bereiten Wanderausstellung für 2003 vor / Exponate aus Privatbesitz gesucht

(SMS) Nadjeshda Krupa ist 16 Jahre alt als sie im Herbst 1942 von einer Stunde auf die nächste aus ihrem Dorf in der Sowjetunion abgeholt und unter Polizeibewachung zum Bahnhof transportiert wird. Über Berlin und Soest kommt sie nach Münster. Dort warten Lager und Zwangsarbeit auf die junge Russin. Sie fühlt sich fremd, einsam, isoliert.

Das Schicksal von Nadjeshda Krupa teilten im Zweiten Weltkrieg allein in Münster weit über 10 000 Menschen - Kriegsgefangene, Fremd- und Zwangsarbeiter. Ihre Lebensbedingungen, ihr Alltag und das belastete, brüchige Beziehungsgeflecht zwischen der Bevölkerung und den "Fremden" ist Thema einer Ausstellung von Stadtarchiv und der Villa ten Hompel. Ab Januar 2003 ist sie unter dem Titel "Zwangsarbeit in Münster und im Münsterland 1939 bis 1945" zunächst im Krameramtshaus und anschließend in verschiedenen Städten des Münsterlandes zu sehen.

Darunter sind Dokumente, die zuvor noch nie öffentlich gezeigt wurden. Systematisch haben die Ausstellungsmacher Archivbestände durchsucht, Objekte aus Privatbesitz zusammengetragen, Gespräche mit Zeitzeugen und Interviews mit ehemals Betroffenen in Polen, Litauen, Lettland, Weißrussland, der Ukraine und Russland geführt. Dank der langjährigen Recherche und der Zusammenarbeit mit Archiven und Behörden im In- und Ausland konnten die Organisatoren neue Erkenntnisse über Leben und Alltag der von den Nationalsozialisten zwangsweise Verschleppten gewinnen.

Mehr als 160 Lager haben die Historiker allein für den Stadt- und Landkreis Münster nachgewiesen, weitaus mehr als bisher angenommen. Die Zwangsarbeiter lebten in Lagern auf Bauernhöfen, in Gaststättensälen, in eigens errichteten Baracken und in Privatquartieren zum Teil unter erbärmlichen und unwürdigen Umständen. Andere wenige wiederum erlebten den politischen Bedingungen zum Trotz Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit ihrer Arbeitgeber aus Handel und Handwerk, der Landwirtschaft, Bahn und Industrie.

Aus Fotografien, Filmdokumenten, aus Briefen und Gesprächen fügen sich die Lebensgeschichten dieser Menschen in der Ausstellung wie in einem Kaleidoskop zu einem anschaulichen Bild. Obgleich die Organisatoren schon eine Vielzahl anschaulicher Exponate zusammengetragen haben, sind weitere Objekte willkommen. Gesucht werden noch Gegenstände aus den Kriegsjahren, die an die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen erinnern. Neben Fotografien können das Kleidungsstücke sein, gebastelte oder handwerklich gefertigte Gegenstände, Briefwechsel.

Kontakt: Stadtarchiv, Roswitha Link, Tel.: 02 51 / 4 92 - 47 03, E-mail: linkr@stadt-muenster.de .

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09