Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

Pressemitteilungen

11.03.2002

Die Taucher dübeln im Trüben

Rührwerke im Klärbecken werden ausgewechselt / Einsatz im laufenden Betrieb

(SMS) Träge blubbert die braune Brühe, als Dieter Schonewille sich für den Tauchgang fertig macht. Mit Sauerstoffgerät und dicht abschließendem Anzug gerüstet, steigt er langsam rückwärts über die Leiter in eines der 22 000-Kubikmeter-Becken hinab, und nachdem auch der leuchtend orangefarbene Helm im Sud verschwunden ist, weist nur noch die Verbindungsleine zum Wartungssteg darauf hin, dass gerade ein Mensch durch die Abwässer der Stadt pflügt. Reparatureinsatz in der Hauptkläranlage des Tiefbauamts.

Drei Rührwerks-Halterungen gilt es auszutauschen. Nach zehn Jahren Dauerbetrieb im so genannten Belebungsbecken sind sie hin. Die insgesamt 18 Rührwerke am Boden der riesigen Becken mit der Grundfläche von über eineinhalb Fußballfeldern sorgen in fünf Metern Tiefe dafür, dass die Abwasserfluten in Bewegung gehalten werden. Denn nur so können die Mikroorganismen, die den "Belebtschlamm" bilden, die im Abwasser gelösten Schmutzstoffe vertilgen und das Wasser reinigen.

In absoluter Dunkelheit arbeitet sich der Taucher unter Wasser vor. Sehen kann er nichts, nur tasten. Ausgestattet mit einer druckluftbetriebenen Bohrmaschine muss er die Stelle finden, wo die Halterung des jeweiligen Rührwerks an der Sohle des Beckens befestigt ist. Wenn die Rührflügel entfernt sind, löst er die defekten Halterungen. Anschließend werden neue Löcher gebohrt, die neuen Halterungen unter Wasser neu verdübelt und angeschraubt. "Eine Alternative zu dieser Reparaturmethode haben wir nicht", erläutert Klaus-Peter Krekeler, der Betriebsleiter der Stadtentwässerung im Tiefbauamt. "Schließlich können wir nicht auf einmal jeweils 22 000 Kubikmeter Schmutzwasser und Schlamm ablassen oder den Zulauf zur Anlage dicht machen. Das Wasser läuft ja weiter!"

Alles in allem ist Taucher Schonewille pro Rührwerk etwa eineinhalb bis zwei Stunden in den braunen Fluten verschwunden. Danach prüft er noch alle anderen Rührwerke auf Herz und Nieren. Sind noch alle Rührflügel dran? Sitzen die Halterungen? Die Arbeit ist nicht ganz so eklig, wie Laien sich das vorstellen: Der grobe Schmutz aus dem Kanalnetz wird nämlich bereits im "Rechen" ausgekämmt. Der Rest kommt als flüssiger Schlamm in den Belebungsbecken an. "Die Kleinstlebewesen im Schlamm sind enorm leistungsfähig", erklärt Thomas Dickmann, der Betriebsleiter der Hauptkläranlage. "Die organischen Reste aus der Brühe verspeisen und veratmen sie im Nu."

Krekeler ist zufrieden, dass die Reparatur jetzt überhaupt erfolgt. Denn wegen starker Regenfälle mussten die Arbeiten bereits einmal verschoben werden. "Wenn es regnet, strömen in einer Stunde bis zu 8 000 000 Liter Wasser durch den Zulauf der Kläranlage. Das entspricht der Füllung von zwölf Schwimmbecken. Die Taucher würden sich von der hohen Fließgeschwindigkeit des Wassers nicht irritieren lassen, aber wir können nicht einfach während der Reparaturzeit die Rührwerke und die Oberflächenbelüftung ausschalten. Denn das ginge auf Kosten der Klärleistung und damit der Wasserhygiene. Da gehen wir keine Kompromisse ein."

 

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Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09