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16.08.2001

Blassblaue Farbspuren erinnern im Zwinger an den Maler Liel

Stadtmuseum sucht Hinweise auf den Künstler und dessen Werk / Ausstellung

(SMS) Befestigung, Pulverlager, Gefängnis, Hinrichtungsstätte und inzwischen ein Mahnmal für die Opfer von Gewalt - jede Phase der Geschichte hat sich am Zwinger eingeprägt. Wie die blassblauen Farbspuren, die der Maler Friedrich Wilhelm Liel (1878-1960) in dem mittelalterlichen Bollwerk an der Promenade hinterließ. Seine 15 Schaffensjahre im kleinen Atelier hoch im Dachgeschoss des Gemäuers zählen zu den friedlichsten und kreativsten in der fünf Jahrhunderte umfassenden Zwinger-Vergangenheit. In einer kleinen Ausstellung vom 17. August bis 21. Oktober erinnert das Stadtmuseum an den Künstler und seinen Aufenthalt in Münster.

So umfassend dessen schöpferisches Werk von 1919 bis 1935 im Zwinger auch ausfiel - originale Liel-Gemälde aus dieser Zeit sind absolute Raritäten. Vieles wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. "Mit unserer Präsentation hoffen wir auf Hinweise aus der Öffentlichkeit zum Werk von Liel im münsterschen Zwinger", so Historiker Dr. Bernd Thier. "Wir sind dankbar für Hinweise über den Verbleib seiner damals entstandenen Arbeiten".

1919 kam der aus Militärdiensten ausgeschiedene Hauptmann Friedrich Wilhelm Liel nach Münster, um sich als freischaffender Maler niederzulassen. Auf der Suche nach einer passenden Unterkunft entdeckte er den schon Jahre leer stehenden Zwinger an der Neubrückenstraße für sich als ideales Wohn- und Atelier-Gebäude, das ihm die Stadt als Eigentümerin zunächst für einige Jahre, später dann auf Lebenszeit überließ.

Mit Friedrich Liel kehrt dort die Kunst ein. Der Mitbegründer und Kanzler der "Freien Künstlergemeinschaft Schanze" ruft zu Künstlerfesten, zu Konzerten, Lesungen und Festessen. Er schmückt die verwitterten Steinwände mit farbigen Malereien, dekoriert mit historischen Bildern und eigenen Gemälden. In diesen Jahren entstehen im Atelier zahlreiche Arbeiten, vor allem Portraits. "Mit der Einberufung Liels 1935 in den Militärdienst der Reichswehr endet diese friedliche und für die münstersche Kunstszene sehr fruchtbare Nutzung des Zwingers", erinnert Bernd Thier. Der Krieg führt den Künstler nach Dresden - hier wird sein Atelier komplett vernichtet - später nach Burgsteinfurt, wo er 1960 stirbt.

Die verbliebenen Hinweise auf den Maler Liel im münsterschen Zwinger sind die wenigen Putzreste mit blauen Farbspuren. Die gleiche Farbe findet sich als Hintergrund auf einem 1922 im Zwinger entstandenen Stillleben, das im Stadtmuseum aus Privatbesitz gezeigt wird. Mit dem Selbstbildnis des Malers von 1928 gehört es zu den seltenen bis heute erhaltenen Werken von Friedrich Liel aus dieser frühen Phase. Abgerundet wird die kleine Museumspräsentation von Fotografien, die den Zwinger um 1920 mit dem Atelier des Künstlers zeigen.

Hinweise zum Aufenthalt Liels im Zwinger oder über den Verbleib von Gemälden nimmt Dr. Bernd Thier im Stadtmuseum unter Tel. (02 51) 4 92 - 45 10 gern entgegen.

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09