Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

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29.01.2001

Münsters erfolgreicher Sonderweg zur Restmüllbehandlung

Stadt und Betreiberfirma unterzeichnen Vertrag für neue Großanlage im Stadtteil Coerde

(SMS) Die Stadt Münster ist auf ihrem viel beachteten Sonderweg zur Restmüllbehandlung ein gutes Stück vorangekommen: Der Vertrag für Bau und Betrieb der neuen Großanlage im Stadtteil Coerde ist unter Dach und Fach. Die Firma Rethmann beginnt voraussichtlich im Frühjahr mit dem Bau der Anlage und übernimmt ab 2003 für zunächst zehn Jahre die mechanisch-biologische Behandlung des Restmülls. Das zweistufige Verfahren ist in Münster als Alternative zur Müllverbrennung entwickelt und in einer mehrjährigen Pilotphase erprobt worden. Der Vertrag wurde anlässlich der "7. Münsteraner Abfallwirtschaftstage" unterzeichnet.

"Die Stadt Münster und die Privatwirtschaft arbeiten bei der Umsetzung des Konzeptes zur Restmüllbehandlung Hand in Hand", erläutert Stadtdirektor Horst Freye das Betreibermodell, für das sich der Rat der Stadt im März 1999 entschieden hatte. Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM) schrieben Bau und Betrieb der Anlage in einem EU-weiten Verfahren öffentlich aus. Nach einer ökonomischen und ökologischen Bewertung der eingereichten Angebote lieferte die Firma Rethmann das wirtschaftlichste Konzept.

Vollautomatische Sortierung

Die neue Anlage, die den Restmüll in zwei Stufen in seine Bestandteile zerlegt, ist für eine Abfallmenge von bis zu 77 000 Tonnen pro Jahr ausgelegt. In der mechanischen Aufbereitung werden zunächst mindestens 15 Prozent Wertstoffe vollautomatisch aussortiert. Die so wiedergewonnenen Kunststoffe werden zur Herstellung neuer Produkte eingesetzt. Auch die Metalle und Papieranteile finden Verwertung in der Industrie. "Die wesentlichen ökologischen Vorteile des Konzeptes liegen in der ersten Behandlungsstufe", erläutert AWM-Werkleiter Patrick Hasenkamp. "Der Einsatz wiedergewonnener Wertstoffe bringt für den Klimaschutz deutliche Vorteile gegenüber anderen Behandlungstechniken wie zum Beispiel der Müllverbrennung." Vergärung und Nachrotte

In einem zweiten Schritt wird der verbleibende Abfall in der Vergärung und Nachrotte biologisch nachbehandelt. Da das Endprodukt den gesetzlichen Vorgaben entspricht, kann es ohne Gefahr für das Grundwasser auf der Zentraldeponie in Coerde abgelagert werden. Damit dort ausreichend Platz für die vorbehandelten Restabfälle ist, wird die Deponie im dritten Bauabschnitt erweitert. Hierfür steht eine 7,8 Hektar große Fläche zur Verfügung, von der rund zwei Hektar in Anspruch genommen werden.

Die mechanisch-biologische Restmüllbehandlungsanlage entsteht im Stadtteil Coerde in direkter Nachbarschaft zum AWM-Entsorgungszentrum. Auf dem insgesamt 72 000 Quadratmeter großen Grundstück können 50 000 Quadratmeter bebaut werden. Die AWM überlassen das Grundstück der Betreiberfirma Rethmann und schließen mit ihr einen Erbbaurechtsvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Jahren (zwei Jahre Bauzeit, zehn Jahre Betriebszeit) ab.

Fördermittel vom Land

Die Landesregierung NRW hat in ihrer Koalitionsvereinbarung Fördermittel für die Errichtung der Anlage in Aussicht gestellt. Geht die Restmüllbehandlungsanlage 2003 in Betrieb, setzt die Stadt auf diese Weise die aus dem Jahr 1993 stammende "Technische Anleitung Siedlungsabfall" (TASi) um und beendet die Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle in Münster.

Zur Chronologie: 1994 schafft der Rat der Stadt Münster mit einem Beschluss zum kommunalen Abfallwirtschaftskonzept die Grundlage für Münsters Sonderweg bei der Restmüllbehandlung. Als Alternative zur Müllverbrennung entwickelt die Stadt in den folgenden Jahren die mechanisch-biologische Restmüllbehandlung. Von 1996 bis 1999 betreiben die AWM mit Erfolg die Pilotanlage zur mechanischen Sortierung von Restmüll, in der weitere Wertstoffe für eine Verwertung gewonnen werden. Der Pilotversuch wird mit Mitteln aus der "Bundesstiftung Umwelt" gefördert. Die Anlage stößt auf großes Interesse im In- und Ausland: Zahlreiche Besuchergruppen informieren sich vor Ort über das neue Verfahren.

Wissenschaftliche Begleitung

Wissenschaftlich begleitet wird das Pilotprojekt vom INFA-Institut für Abfall- und Abwasserwirtschaft GmbH unter Leitung von Professor Gallenkemper und vom Öko-Institut Darmstadt. Die Gutachter sind sich am Ende einig: Die Pilotanlage kann im großen Maßstab für die Behandlung von Restmüll umgesetzt werden.

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09