27.11.2015
Beratungsstellen zum Welt-Aids-Tag: Keine Angst vor Menschen mit HIV
Gesundheitsamt: Frühzeitiger Test kann schwere Krankheitsverläufe verhindern / Aids-Hilfe: Immer noch Diskriminierung
Münster (SMS) Immer noch sehen sich HIV-positive Menschen auch in Münster mit Diskriminierung konfrontiert und nach wie vor erfahren auch in dieser Stadt Menschen, da sie keinen Test gemacht haben, erst dann von ihrer HIV-Infektion, wenn sie bereits schwer krank sind. Darauf weisen die Aids-Hilfe Münster und das Gesundheitsamt der Stadt anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember hin. In diesem Jahr ruft er unter dem Motto "Positiv zusammen leben" dazu auf, Solidarität mit Infizierten und den ihnen Nahestehenden zu zeigen.
Die Solidarität ist zum Beispiel in der Medizin nötig. "Immer noch berichten uns Menschen mit HIV, dass sie selbst bei akuten Schmerzen nicht mehr von Zahnärzten behandelt werden, sobald sie ihre Infektion mitteilen", sagt Ulrich Bestwig von der Aids-Hilfe.
HIV wird im alltäglichen Zusammenleben nicht übertragen. Auch mit HIV-positiven Menschen zu arbeiten und zu lernen birgt keine Ansteckungsgefahr. HIV-positive Menschen, die unter fachärztlicher Behandlung und erfolgreicher Therapie stehen, sind faktisch nicht mehr ansteckend, selbst bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr.
Trotzdem ist HIV immer noch die am stärksten diskriminierte Krankheit weltweit. Zu eng sind die Verknüpfungen mit "problematischem" Sexualverhalten und Angst vor Ansteckung. Die bundesweite Kampagne "Positiv zusammen leben" fordert dazu auf, am Arbeitsplatz, in Kindergärten und Schulen ein Klima der Akzeptanz und Solidarität zu schaffen, damit Menschen mit einer HIV-Infektion offen umgehen können, ohne Diskriminierung und Benachteiligung befürchten zu müssen.
Die Aids-Hilfe stellt ihr Knowhow gerne Arbeitgebern, Kitas und Bildungseinrichtungen zur Verfügung. "Wir helfen beim Abbau von Ängsten und der Entwicklung eines alltäglichen Umgangs mit Menschen mit HIV", so Präventionsfachkraft Anke Papenkort. Das Beratungsangebot der Aids-Hilfe richtet sich auch an Ärztinnen und Ärzte und an Pflegeschulen.
Im Jahr 2014 haben sich laut Robert-Koch-Institut in Deutschland 3200 Menschen mit HIV infiziert - ebenso viele wie im Vorjahr. Seit 2006 ist die Zahl der Neuinfektionen bei kleinen Schwankungen stabil. In Nordrhein-Westfalen gab es 2014 etwa 840 Neudiagnosen. Insgesamt leben in Deutschland etwa 80 000 Menschen mit einer HIV-Infektion, in NRW etwa 18 000, in Münster rund 350. Weltweit lebten Ende 2014 schätzungsweise 36,9 Millionen Menschen mit HIV oder Aids, davon etwa 17,1 Millionen, ohne von ihrer Infektion zu wissen.
"Wer ein HIV-Risiko hatte, sollte einen Test machen", rät Monika Brosda, Ärztin und Aids-Koordinatorin des Gesundheitsamtes. "Bei einer frühen Diagnose und einem frühzeitigen Behandlungsbeginn ist die Lebenserwartung im Vergleich zu nicht-infizierten Menschen annähernd normal. Lebensbedrohliche Aids-Vollbild-Krankheiten sind heute fast immer vermeidbar."
Verbesserte Untersuchungsmethoden lassen eine Ansteckung mit HIV nicht nur früher nachweisen, sondern bereits nach sechs Wochen mit hoher Sicherheit ausschließen. Die verkürzte Wartezeit sei eine große Erleichterung für Menschen, die eine Ansteckung befürchten, berichtet Monika Brosda. Das Beratungs- und Testangebot des Gesundheitsamtes ist vertraulich, anonym und kostenlos. Jeden Mittwochvormittag ist eine offene Sprechstunde, für Dienstagnachmittag und Freitagvormittag können feste Termine vereinbart werden.
Zusätzlich bietet das Gesundheitsamt seit Mai in Kooperation mit der Aids-Hilfe einmal im Monat kostenlose und anonyme Beratung und Tests für Männer, die Sex mit Männern haben, in den Räumen der Aids-Hilfe, Schaumburgstraße 11, an. Die Nachfrage ist groß, deshalb wird dieses neue Angebot 2016 fortgeführt.
Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag
Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Markus Lewe lädt die Aids-Hilfe anlässlich des Welt-Aids-Tages zu folgenden Veranstaltungen ein:
• Dienstag, 1.12., voraussichtlich 9-13 Uhr, Adolph-Kolping-Berufskolleg: "Speed Dating" der Beratungsstellen, mit: Aids-Hilfe, Gesundheitsamt, DRK, pro familia, Sozialdienst katholischer Frauen und Jugendtreff "Track".
• Dienstag, 1.12., 19.30 Uhr, Schlossgarten-Café: Theaterwerkstatt präsentiert "Und wenn ein Mann einen Mann liebt", eine szenische Lesung mit dem Schauspieler und Regisseur Tim Bierbaum zugunsten der Aids-Hilfe.
• Mittwoch, 2.12., 11-17 Uhr, Aids-Hilfe, Schaumburgstraße 11: Tag der offenen Tür und Regenbogen-Frühstück. Freunde, Förderer und Interessierte sind willkommen.
• Samstag, 5.12., ab 10 Uhr, Innenstadt: Aktionstag - Infostand in der Stadtbücherei, Sammlung mit Prominenten und Ehrenamtlichen in der Stadt.
• Dienstag, 8.12., 18.30 Uhr, Hotel Mövenpick: Infoabend für Menschen mit HIV und Angehörige über "Neue Entwicklungen in der Behandlung der HIV-Infektion". Referent: Dr. Stefan Christensen (Anmeldung bei Aids-Hilfe erforderlich). - www.aidshilfe.org