24.10.2014
Ein Bürgerservicezentrum im sanierten Stadthaus 1
Verwaltung in Ratsvorlage: Liegenschaften in städtischem Eigentum belassen / Externe Sachverständige bestätigen Wirtschaftlichkeit
Münster (SMS) Die Bausubstanz und technische Infrastruktur des Stadthauses 1 haben ihre Lebensdauer längst erreicht. Es steht dringend eine Innensanierung des gut 50 Jahre alten Gebäudes im Herzen Münsters an und die möchte die Verwaltung zugleich nutzen, um ihre Servicedienste für Bürger hier auszubauen. Externe Sachverständige kommen zu dem Schluss, dass ein Verbleib aller Gebäudeteile im Eigentum der Stadt Münster dabei die wirtschaftlichste Lösung ist. Auch ein Verkauf des Petzhold-Hauses am Prinzipalmarkt oder von einzelnen Gebäudeteilen im Ensemble zwischen Syndikatsplatz und Klemensstraße macht keinen Sinn. Dieses Ergebnis fasst eine Ratsvorlage für die Novembersitzung zusammen.
Bürgerorientierte Dienstleistungen optimieren - unter dieser Prämisse stellt die Stadtspitze die Weichen rund um die Modernisierung des Stadthauses und hat dem Rat im Vorjahr dazu folgende Vorschläge gemacht: Mehr Bürgerservice im Stadthaus 1, Erträge durch das Vermieten von Erdgeschossflächen und optional einzelner Büroetagen im Hochhaus, neue Gestaltung des „Innenhofes“ am Stadthausturm, Umbau der städtischen Dominikanerkirche zu einem Forum für Bürgerbeteiligung und Kultur.
Dass die Stadt dabei die wirtschaftlich günstigsten Sanierungsvarianten kalkuliert hat, belegen jetzt die Analysen unabhängiger Prüfer aus Wuppertal und Düsseldorf. Im Kern bestätigen sie, dass
- der Verkauf des Hochhauses und des dreistöckigen „Bauteils F“ zwischen Klemensstraße und Platz des Westfälischen Friedens unwirtschaftlich ist im Vergleich zur Sanierung und Eigennutzung. Vermietungserlöse, so berechnen die Gutachter, decken in beiden Fällen weite Teile der Gebäudekosten;
- es aus dem gleichen Grund kostengünstiger ist, das Petzhold-Haus am Prinzipalmarkt im Portfolio der Stadt zu belassen.
Bürgerservicezentrum: Für ein neues Bürgerservicezentrum favorisiert die Verwaltung eine „schlanke“ Variante. Anstatt den Stadthaus-Innenhof zu überbauen - bei zwei Geschossen werden die Kosten auf rund 4,5 Millionen Euro, bei drei Etagen auf nahezu sechs Millionen geschätzt - bieten sich innerhalb des Gebäudes kostengünstigere Alternativen. Das Erdgeschoss wäre dann erste Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger. Ob hilfreiche Lotsenfunktion oder Ankerpunkt für nachgefragte Bürgerdienste: das Bürgerservicezentrum steht für kundenfreundliche und ämterübergreifende kurze Wege.
Dominikanerkirche: Pläne zur weiteren Kommerzialisierung von Erdgeschossflächen im Stadthaus 1 umfassen auch die Stadthausgalerie. Zurzeit ist dort die vom Regenunwetter im Juli geschädigte Kfz-Zulassungsstelle untergebracht, zugleich haben dort Ausstellungen ihren Platz und zeitweise das Wahlamt. Als Ersatz schlägt die Verwaltung dafür die Dominikanerkirche vor. Das städtische Bauwerk böte sich, so die Verwaltung, als ein Forum für Bürgerdialog an. Das Münster-Modell würde in der Kirche seinen festen Platz finden. Die Umbaukosten kalkuliert die Stadt auf 900 000 Euro plus 580 000 Euro für Sanierungen. Die externen Gutachter vermochten keinen Unterschied auszumachen, ob ein Verkauf oder die eigene Nutzung der Kirche wirtschaftlicher ist. Die Verwaltung schlägt daher für die Jahresmitte 2015 die Profanierung der Kirche vor.
Sanierung Stadthaus:
Die Kosten für die Innensanierung des Stadthauses 1 belaufen sich auf 30 Millionen Euro und sind im Haushalt bereits enthalten. Sie können abgerufen werden, wenn sie in den nächsten Jahren für Planung und Bau benötigt werden. Die gesamte technische Infrastruktur - Elektroleitungen, Wasserversorgung, Entsorgung, Heizungsanlage, Datenleitungen - sind marode. Die Bausubstanz des zwischen 1957 und 1961 errichteten Hauses verlangt nach einer Sanierung ebenso wie Brandschutz und Betriebssicherheit. Ab 2015 könnten die Arbeiten in vier bis fünf einjährigen Bauabschnitten durchgeführt werden.
Verwaltungsstandorte
Die Stadt will ihre Dienste weiterhin an wenigen zentralen, gut erreichbaren Stellen konzentrieren. Dafür stehen neben dem Stadthaus 1 insbesondere das Stadthaus 2 („Soziales Rathaus“) und das Stadthaus 3 („Technisches Rathaus“) zur Verfügung. Von wirtschaftlich ungünstigen, schlecht erreichbaren Standorten trennt sich die Verwaltung - wie derzeit mit der Immobilie „Am Steintor 50“ in Wolbeck praktiziert.