06.06.2013
Ziegenpeter an Montessorischule
Erste Erkrankungen seit Inkrafttreten der Meldepflicht / Erkrankte dürfen Schule zunächst nicht mehr besuchen
Münster (SMS) Erstmals seit Inkrafttreten der Meldepflicht für Mumps vor zwei Monaten hat das Gesundheitsamt die ansteckende Krankheit in einer münsterschen Schule registriert. Anfang der Woche traten in der Montessorischule erste Verdachtsfälle auf, mittlerweile sind sie auf sieben angewachsen und am Donnerstag traf für den ersten Verdachtsfall auch die Bestätigung ein: Es handelt sich um Mumps (Ziegenpeter).
"Dass wir so früh einen Ausbruch in Münster bekommen, überrascht sehr", so Amtsleiter Dr. Norbert Schulze Kalthoff. Seit Jahren registrieren die Schulärztinnen des Amtes hohe und stabile Impfdaten auch bei Mumps in Münster. Üblich sind bei Kindern vor der Einschulung meist zwei Impfungen im Abstand von zirka vier Wochen. Mit der in Münster erreichten hohen Impfquote sind in der Stadt eigentlich so viele Menschen geschützt, dass sich das Virus kaum noch über weitere Strecken von Mensch zu Mensch ausbreiten kann.
Doch es gibt ein Indiz, warum es möglicherweise ausgerechnet die Montessorischule getroffen hat. Das Gesundheitsamt kann in diesem Zusammenhang seine Erfahrungen auswerten, die es in den vergangenen Jahren mit Masern gesammelt hat, die schon länger meldepflichtig sind: Fast alle Ausbrüche traten im Umfeld von einzelnen Schulen oder Kitas freier Träger auf, die dem Impfschutz gegenüber weniger aufgeschlossen sind. Und die Schulärztinnen haben in den letzten Jahren auch bei der Montessorischule auffallend viele Kinder ohne Impfschutz gegen die klassischen Kinderkrankheiten Masern, Mumps, Röteln und Windpocken gesehen.
"Zum Glück hat uns der Kinderarzt der betroffenen Kinder frühzeitig informiert, so dass wir gleich handeln konnten", so der Schularzt Dr. Axel Iseke, dessen Spezialgebiet der Infektionsschutz in Kindertagesstätten und Schulen ist. "Wir haben gleich die gesamte Elternschaft der Schule informiert und empfohlen, den Impfschutz prüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen." Auch wurden die Eltern informiert, dass Erkrankte oder Krankheitsverdächtige Schule und Kindergarten zunächst nicht mehr besuchen dürfen.
Nun hofft das Amt, dass die Elternschaft die Empfehlungen befolgt, damit sich die Krankheit möglichst nicht weiter ausbreitet. Für den medizinischen Laien ist das Auftreten von Mumps nicht einfach zu erkennen. Oft verläuft die Krankheit wie ein - oft nur leichter - grippaler Infekt. Typisch sind meist beidseitige, schmerzhafte Schwellungen der Speicheldrüsen zu "Hamsterbacken". Aber obwohl das Krankheitsgefühl bei Mumps oft viel geringer ist als bei Masern: "Mumps kann mit Hirnhautentzündungen, dauerhaftem Hörverlust und Unfruchtbarkeit durch Hoden-, seltener auch Eierstockentzündungen ganz erhebliche lebenslange Folgeschäden nach sich ziehen", so Dr. Iseke.
Zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes gehört es, die Bevölkerung bestmöglich vor Infektionskrankheiten zu schützen. Dabei hat es insbesondere Menschen im Blick, die besonders gefährdet sind, wie Säuglinge oder Personen mit Abwehrschwäche. "Ich hoffe, dass wir in diesem Fall Schulausschlüsse in größerem Maßstab vermeiden können", sagt der Schularzt. "Allerdings wird uns je nach weiterem Verlauf der Schutz der Bevölkerung unter Umständen kaum eine Wahl lassen."
Impf-Informationen im Internet: www.impfen-info.de und www.infektionsschutz.de. Zu Impffragen berät der eigene Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt. Das städtische Gesundheitsamt bietet telefonische Beratung unter der Nummer 4 92-54 88.
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Mumps-Impfschutz bei Schulanfängern