Schwierige Themen nicht ausgespart

05.11.2013

Gedenken an NS-Opfer mit Fragen nach den Tätern: Oberbürgermeister Markus Lewe in Yad Vashem

Münster (SMS) Oberbürgermeister Markus Lewe hat vor dem Hintergrund von NS-Verbrechen und Verfolgungsaktionen vor 75 Jahren in Münster für eine aufrichtige Kultur der Anerkennung und Vielfalt heute plädiert. "Ein klares Nein zu Antisemitismus, Rassismus oder religiöser Intoleranz ist mit einem Ja zu mehr Offenheit und gelebter Demokratie verbunden", unterstrich er in der israelischen Erinnerungs- und Begegnungsstätte Yad Vashem. "Das, was wir gesellschaftlich wollen, müssen wir nicht nur sagen, sondern auch konkret vorleben und gestalten, gerade auch im Dialog mit der jüngeren Generation."

Lewe nahm sich an der Seite einer Delegation aus dem Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster Zeit für einen intensiven Informationsaustausch mit Zeitzeugen, Historikerinnen und Fachleuten. Darunter war auch Dr. Noa Mkayton, Leiterin der deutschsprachigen Abteilung in der Internationalen Schule für Holocaust Studien von Yad Vashem, und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Stocker. Beide hatten ein besonders auf die Übergriffe in Münster am 9./10. November 1938 während der Pogromnacht und auf die lokalen Folgeereignisse fokussiertes Programm vorbereitet. Sie stellten die internationale Datenbank vor, die Zeugnisse des Holocaust, Gedenkblätter und Belege für jüdische Einzelschicksale in der weltberühmten "Halle der Namen" bündelt. Im Gedenken an alle Opfer der Shoah legte Münsters Oberbürgermeister mit Christoph Spieker, Leiter der Villa ten Hompel, einen Kranz nieder.

Nicht ausgespart blieb das schwierige Thema "Täterschaft" im Nationalsozialismus, etwa eine Rückschau auf den Strafprozess gegen den SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, den Israel 1960 entführt, ein Jahr später öffentlich vor Gericht gestellt und schließlich zum Tode verurteilt hatte. Neben der SS waren im Zweiten Weltkrieg etliche Polizei- und Wehrmachtseinheiten an Massenmorden beteiligt. Darüber klärt auch die Dauerausstellung des Geschichts- und Erinnerungsortes Villa ten Hompel am Kaiser-Wilhelm-Ring auf. Diese Ausstellung wird zurzeit vom Team der Villa ten Hompel neu konzipiert und wissenschaftlich erweitert. Gerade im Vorfeld der Eröffnung im März 2015 erhält Münster fachliche Unterstützung bei Dokumentation und Recherche aus Yad Vashem.

Westfälisch-Israelisches Miteinander

Zusätzliche Station war Rishon-le-Zion nahe Tel Aviv. Markus Lewe gratulierte Bürgermeister Dov Zur, vor wenigen Tagen erst im Amt bestätigt, zur Wiederwahl. Den Besuch in Münsters Partnerstadt verband Lewe mit Besuchen bei langjährig aktiven Gestaltern des westfälisch-israelischen Miteinanders, allen voran Asher Cohen. Als Shoah-Zeitzeuge dankte Cohen der Delegation aus Münster und würdigte ausdrücklich, dass Fragen zur Geschichte und Gegenwart gleichermaßen ins Programm eingeflossen seien. Asher Cohen: "Genau dafür schätze ich Münster."

Am 9./10. November jährt sich zum 75. Mal die Pogromnacht, in der in ganz Deutschland Synagogen niedergebrannt, Wohnungen jüdischer Bürger zerstört und viele Juden misshandelt und getötet wurden. Oberbürgermeister Lewe wird in Münsters Synagoge bei der Gedenkstunde sprechen.


Fotos:

Die Stadt Münster gedenkt in Israel mit einem Kranz der Opfer des Nationalsozialismus: In der "Halle der Erinnerung" empfängt Anna Stocker, Internationale Schule für Holocaust Studien, Oberbürgermeister Markus Lewe mit seiner Frau Maria und Christoph Spieker, Leiter der Villa ten Hompel (v.r.). Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Die symbolträchtige "Halle der Namen" ist Herzstück der Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Herzl-Berg in Jerusalem. Oberbürgermeister Markus Lewe (l.) und Christoph Spieker, Villa ten Hompel, informieren sich über die internationale Datenbank mit ihren Zeugnissen des Holocaust. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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