Spaziergang durch das Münster des Dreißigjährigen Krieges

03.07.1998

"Alerdinck"-Stadtplan erstmals in Farbe / Karte läßt viele Details erkennen

(SMS) Zu einem Spaziergang durch das Münster in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges lädt das Vermessungs- und Katasteramt ein. Es hat den Stadtplan von Everhardus Alerdinck aus dem Jahr 1636 für einen Neudruck von Hand koloriert. Der Plan zeigt Münster aus der Vogelperspektive. Dank der farbigen Darstellung treten Wohnblöcke, Gräben, Plätze und enge Gassen noch plastischer als in der ursprünglichen Schwarz-weiß-Darstellung hervor. Der Plan lädt förmlich dazu ein, die Innenstadt mit den Augen zu durchstreifen und im Münster des 17. Jahrhunderts interessante Details zu entdecken.

Der „Alerdinck“ gehört zu den wichtigsten Stadtplänen von Münster. Sein Schöpfer lebte von 1598 bis 1658. Everhardus Alerdinck wuchs in der Neubrückenstraße nahe des Neubrückentores auf. Später lebte der Meister der Malergilde im eigenen Haus am Honekamp, dem heutigen Krummen Timpen. Dort befand sich auch seine Werkstatt.

„Alerdinck hat als erster einen nach heutigen Maßstäben 'modernen' Stadtplan von Münster geschaffen“, erläutert Abteilungsleiter Karl-Werner Mayer. Der Maler und Kartograph hat die Stadt vermessen und auf dieser geometrischen Grundlage den ersten münsterschen Stadtplan als Ansicht von oben gezeichnet. Karl-Werner Mayer: „Diese Vogelschau-Perspektive macht sein Werk zu einem Orientierungsplan - eine Darstellungsweise, die noch heute für Stadtpläne verwendet wird.“

Das Vermessungs- und Katasteramt hat Alerdincks Plan „Monasterium westphaliae metropolis“ mit heutigen, sehr exakten Karten verglichen. Ergebnis: Der historische Plan ist verblüffend genau. Die Ausrichtung nach Norden stimmt, ganze Straßenfronten wurden seinerzeit lagerichtig aufgemessen.

Ein Begleitheft zur Neuausgabe belegt das auf anschauliche Weise. Unter anderem enthält es eine Variante der historischen Karte, in der die heutigen Verkehrsflächen des Innenrings eingedruckt sind. Lediglich die Festungsanlagen sind beim „Alerdinck“ offensichtlich viel zu groß geraten. Aber dafür gibt es einen naheliegenden Grund. „Monasterium westphaliae metropolis“ sollte in den Kriegswirren durch gewaltige Mauern und mächtige Gräben uneinnehmbar erscheinen.

So interessant wie die Karte selbst ist ihre weitere Geschichte. Sie war Grundlage für viele spätere Pläne. Und dennoch wäre die ursprüngliche Ansicht beinahe verlorengegangen. 1930 existierten nur noch zwei beschädigte Originaldrucke. Beide waren so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß daraus keine vernünftige Druckvorlage entwickelt werden konnte. Daraufhin zeichnete ein Mitarbeiter des damaligen Stadtvermessungsamtes anhand der beschädigten Exemplare eine reproduktionsfähige Kopie. Diese wiederum ist Grundlage des handkolorierten Sonderdrucks zum Jubiläum „350 Jahre Westfälischer Friede“.

Den farbigen „Alerdinck“ (59 x 59 Zentimeter) und das 24seitige Begleitheft mit interessanten Erläuterungen zum Plan gibt es im Vermessungs- und Katasteramt (Stadthaus I, Zimmer 556). Beides zusammen kostet 20 Mark.

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