Wenn sich die Traurigkeit versteckt

10.05.2012

Wenig bekannt, häufig nicht erkannt: Depression im Alter / Vorträge, Information und Beratung

Münster (SMS) Depressionen rauben vielen älteren und alten Menschen die Lebensfreude, weil sie zu spät oder überhaupt nicht erkannt werden. Häufig werden sie von körperlichen Beschwerden begleitet oder überdeckt, missverstehen Betroffene und Angehörige die schwere psychische Erkrankung als "normale Altersbeschwerden". Das soll sich in Münster ändern durch Information und Beratung, Vorbeugung und Therapie. Das Bündnis gegen Depression Münster startet dazu eine Vortragsreihe und macht auf die Beratungsstellen und das eigene offene Beratungsangebot aufmerksam.

"Wenn sich die Traurigkeit versteckt: Die Besonderheiten der Depression im Alter", "Depressionen bei alten Menschen - trübe Aussichten für Angehörige?", "Lebensfroh alt werden - auch bei Depressionen": Das sind einige Themen, die Fachleute aus Psychiatrischen Krankenhäusern und Beratungsstellen in den nächsten Monaten in öffentlichen Vorträgen aufgreifen. Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung im Alter. Etwa jeder zehnte Ältere in Deutschland ist davon betroffen, für Alters- und Pflegeheime sprechen Schätzungen sogar von einem Anteil an Erkrankten von bis zu 30 Prozent. Dabei bestehen bei richtiger Diagnose und Therapie durchaus gute Aussichten auf Heilung oder zumindest Linderung der Symptome.

Warum wird die Erkrankung häufig nicht oder zu spät erkannt? "Oft 'versteckt' sie sich hinter körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Oder die Betroffenen trauen sich nicht, mit Symptomen wie Antriebslosigkeit und dem Gefühl der Wertlosigkeit beim Arzt vorzusprechen. Dazu kann sich die Angst gesellen, mit dem Thema psychische Erkrankung auf ein Feld zu geraten, das immer noch mit gesellschaftlichen Tabus belegt ist", erläutern die Fachleute des Bündnisses gegen Depression.

Beim Entstehen einer Altersdepression spielen in der Regel mehrere Faktoren mit. Zum Beispiel können (frühere) schwere seelische Traumatisierungen, körperliche Erkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, der Verlust wichtiger Bezugspersonen und ein Mangel an Botenstoffen im Gehirn den Ausbruch begünstigen. Das wieder führt oft zu einem weiteren Rückzug aus dem sozialen Umfeld, zu Antriebsstörungen und mangelnder körperlicher Aktivität, zu Hoffnungslosigkeit und auch zu lebensverneinenden Gedanken. Studien belegen, dass bei unbehandelten Depressionen älterer Menschen, insbesondere bei Männern, die Suizidrate steigt.

Betroffene und Angehörige sollten sich im Verdachtsfall zunächst an ihren Hausarzt wenden. Kompetente Beratung erhalten sie unter anderem auch in den Institutsambulanzen der Psychiatrischen Krankenhäuser und in Beratungsstellen.

Bestätigt sich der Verdacht, wird der Facharzt in der Regel zu einer Therapie aus mehreren Bausteinen raten. Ab einer mittelschweren Depression wird diese auch eine medikamentöse Behandlung beinhalten. Die Psychotherapie ist bei älteren Menschen ebenfalls eine Option, die der medikamentösen Behandlung bis zu einem gewissen Schweregrad der Erkrankung sogar ebenbürtig ist. Ergänzend hinzukommen können Verfahren wie Soziotherapie, Kreativtherapie, körperliche Aktivierung oder das Erlernen eines Entspannungsverfahrens.

Weitere Informationen und eine Übersicht der Beratungs- und Anlaufstellen bietet das Bündnis gegen Depression Münster im Internet unter www.buendnis-depression.de (Rubrik "Regionale Angebote"). Auch die Vortragsreihe mit allen Themen und Terminen ist dort aufgeführt. Dem Bündnis gehören Psychiatrische Krankenhäuser, Facharztpraxen und Einrichtungen an, die regelmäßig mit depressiven Menschen zu tun haben. Die Geschäftsführung liegt beim Gesundheitsamt der Stadt.

An jedem letzten Donnerstag im Monat bieten jeweils zwei Fachleute aus dem Bündnis von 16 bis 18 Uhr im Gesundheitshaus an der Gasselstiege eine Beratung an - kostenlos, ohne vorherige Terminvereinbarung und, falls gewünscht, anonym.


Anlage (pdf):

Termine und Themen der Vortragsreihe

Alle Pressemitteilungen der Stadt Münster

Kontakt für Bürgerinnen und Bürger

Stadt Münster
48127 Münster
02 51/4 92-0
Behördennummer:  115

stadtverwaltung@stadt-muenster.de

Kontakt für Presseanfragen

Amt für Kommunikation