Gesundheitswesen diskriminiert Menschen mit HIV

25.11.2011

Neudiagnosen stabil, aber mehr Syphilis-Infektionen / Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag

Münster (SMS) Die Zahl der HIV-Neudiagnosen im Jahr 2011 liegt in Münster wie in ganz Nordrhein-Westfalen bislang auf ähnlichem Niveau wie 2010. Bis Mitte November hat das Robert-Koch-Institut für die Stadt 16 neue HIV-Diagnosen gemeldet; im gesamten vergangenen Jahr waren es 23. Ein Anstieg ist dagegen bei Syphilis zu verzeichnen. Wurden 2010 in Münster 15 neue Diagnosen gestellt, waren es Anfang November 2011 bereits 21.

"Viele wissen mittlerweile, dass bei einer Infektion mit den klassischen Geschlechtskrankheiten auch das Risiko für eine Ansteckung mit HIV erhöht ist und nehmen deshalb die Untersuchungsangebote in Anspruch", sagt Monika Brosda, Ärztin der Beratungsstelle für Aids und andere sexuell übertragbare Erkrankungen im städtischen Gesundheitsamt. Damit Ansteckungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden können, empfiehlt sie Menschen mit einer höheren Zahl an Sexualpartnern - und hier insbesondere Männern, die Sex mit Männern haben -, sich auch ohne Beschwerden ein- bis zweimal im Jahr auf Syphilis untersuchen zu lassen. Gegebenenfalls ist die Untersuchung anonym im Gesundheitsamt möglich. Das Land hat für das Jahr 2012 erneut die Kostenübernahme zugesagt.


Jugendliche im Blickfeld der Prävention


Ziel der Präventionsarbeit bleibt die nachhaltige Senkung der Infektionen mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den jungen Menschen. Die Aids-Hilfe Münster e.V. bietet verstärkt Angebote für homosexuelle Jugendliche an. So gehören die Themen sexuelle Orientierung und Akzeptanz unterschiedlicher sexueller Lebensweisen zum Kernstück jeder sexualpädagogischen Veranstaltung, die die Aids-Hilfe an Münsters Schulen anbietet.

"Grundlage für ein gelungenes Coming Out ist bei jungen Homosexuellen ein verständnisvolles und akzeptierendes Umfeld. Wo Jugendliche dies erfahren, fällt es ihnen erfahrungsgemäß leichter, Verantwortung für die eigene sexuelle Gesundheit zu übernehmen", sagt Anke Papenkort, Fachkraft für Prävention der Aids-Hilfe. Im Jugendtreff "Track", der in diesem Jahr gemeinsam mit verschiedenen Trägern etabliert wurde, wird dieser Bedarf deutlich: Jede Woche treffen sich hier homosexuelle Teenager, um andere Jugendliche kennen zu lernen, ihre Freizeit zu verbringen und Erfahrungen auszutauschen.


"HIV-positiv und mitten im Leben?"

Der Welt-Aids-Tag 2011 steht bundesweit unter dem Motto "HIV-positiv und mitten im Leben?" Das Fragezeichen hinter dem Motto sieht Stadtrat Thomas Paal als Aufforderung. "Respekt, Toleranz, Solidarität und rechtzeitige medizinische Behandlung sind Voraussetzung dafür, dass Menschen mit einer HIV-Infektion ein gutes Leben führen können. Politik und Verwaltung der Stadt unterstützen seit mehr als 25 Jahren die Arbeit der Aids-Hilfe mit nicht unerheblichen Mitteln, aber auch durch persönliches Engagement etwa bei der Straßensammlung am Welt-Aids-Tag."

Nach wie vor gibt es Lebensbereiche, in denen Menschen mit HIV auf Ablehnung stoßen. "Außerhalb der auf HIV spezialisierten Praxen und Ambulanzen erleben HIV-Positive auch in Münster immer noch Diskriminierung durch Mediziner, insbesondere durch Zahnärzte, die infizierte Patienten oft gar nicht oder nur als letzte am Abend behandeln", berichtet Ulrich Besting von der Aids-Hilfe. "Dabei besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn die geltenden Hygieneregeln eingehalten werden."

Der Aids-Hilfe sind darüber hinaus Diskriminierungen von HIV-Positiven bekannt, die im Bereich Medizin und Pflege arbeiten. "Unter HIV-Experten wird zunehmend die Meinung vertreten, dass bei erfolgreicher Therapie Einschränkungen bei der beruflichen Tätigkeit kaum mehr notwendig sind", betont Besting.


Veranstaltungen zum Welt-Aids-Tag

Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember gibt es in Münster mehrere Veranstaltungen. Am Samstag, 26. November, verteilen Mitglieder der Aids-Hilfe mit Unterstützung von Politik und Prominenz am Bahnhof und im Umfeld der Stadtbücherei Infomaterial und Solidaritätsschleifen und sammeln Spenden.

Am Donnerstag, 1. Dezember, gestalten Gesundheitsamt und Aids-Hilfe in Zusammenarbeit mit dem DRK-Landesverband Westfalen Lippe in den Münster-Arkaden ein ganztägiges Programm mit Information und Mitmach-Aktionen. Die Aids-Hilfe lädt am 1. Dezember darüber hinaus zum Tag der offenen Tür ein; er richtet sich auch an alle, die die Beratungsstelle in der Schaumburgstraße 11 noch nicht kennen.

In Zusammenarbeit unter anderem mit Vamos ist am Montag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus der Film "Der ewige Gärtner" zu sehen. Anschließend diskutieren Experten über den Zusammenhang von Menschenrechten, sexueller Selbstbestimmung und erfolgreicher Präventionsarbeit.

Zum Abschluss der Veranstaltungen referiert Dr. Stefan Christensen aus Münster am Dienstag, 6. Dezember, im Mövenpick über "HIV und Krebs". Dieser Vortrag richtet sich an Menschen mit HIV (Anmeldung erforderlich).

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