Im Beruf realistische Ziele anpeilen
07.12.2010
(SMS) Mandy Koch blättert in einem Atlas. Die Bundesländer soll sie kennen lernen, soll sich merken, wie sie heißen und wo sie auf der Landkarte zu finden sind. Die 18-Jährige ist eine von sechs jungen Menschen, die ergänzend zu ihrer Arbeit in der Stadtteilwerkstatt Nord individuellen flankierenden Unterricht bekommen. Linda Helling vom gemeinnützigen Verein "Lernen fördern" hat diese Aufgabe übernommen. Die Sozialpädagogin kommt zweimal pro Woche für je fünf Stunden in die städtische Einrichtung der Jugendberufshilfe, um den Jugendlichen zu helfen, ihre schulischen oder beruflichen Ziele zu erreichen.
Das einjährige Projekt aus dem Programm STÄRKEN vor Ort geht seinem Ende zu. "Die meisten Jugendlichen hier sind motiviert, einen Schulabschluss zu machen und in die Berufsausbildung zu kommen", sagt Linda Helling. Im Einzelunterricht oder in Kleingruppen versucht sie, individuell auf ihre Defizite und Stärken einzugehen. "Ich schaue vor allem, ob ihre Ziele realistisch sind." So wollte eines der Mädchen Friseurin werden. Die Sozialarbeiterin aber ist mit ihr den Prüfungsbogen durchgegangen und schnell wurde klar: Es geht nicht, es ist zu schwer.
Der Förderbedarf der Projektteilnehmer ist unterschiedlich. Teilweise benötigen sie eine intensive Lese- und Schreibförderung oder sie müssen erst einmal alltägliche Dinge wie das Lesen der Uhr, eines Stadt- oder Busfahrplans üben. Andere sind stärker, dafür aber schulmüde, und entwickeln erst langsam wieder Spaß am Lernen. "Vier der sechs Jugendlichen, die ich zurzeit betreue, möchten den Hauptschulabschluss machen", sagt Helling erfreut.
"Ein Sozialpädagoge versteht es zu erkennen, was Jugendliche brauchen und wie man sie fürs Lernen begeistert", sagt Bernd Moorkamp, Leiter der Stadtteilwerkstatt. In dem Projekt könne man ihnen die Realität vor Augen führen und aufzeigen, in welchen Berufen die für viele so schwierige Theorie nicht so groß geschrieben wird, die Praxis dafür umso mehr.
"Ich wollte Einzelhandelskauffrau werden", sagt Mandy Koch. Nach Gesprächen mit Linda Helling peilt sie jetzt eine Ausbildung zur Verkaufshelferin an. "Das ist leichter." Zurzeit muss sie aber noch an ihrem Leseverständnis und an ihrer Konzentration arbeiten.
Das Programm STÄRKEN vor Ort wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert und von der Stadt Münster in Höhe von 15 Prozent kofinanziert. Die lokale Koordinierung des Programms erfolgt über das Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster.
Foto: In der Stadtteilwerkstatt Nord bekommt Mandy Koch (l.) flankierenden Unterricht von Linda Helling. Sie strebt eine Ausbildung als Verkaufshelferin an, die Sozialpädagogin hilft ihr dabei. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.