Ein Landschaftsgarten für die Lebenden und die Toten

02.08.2000

Naturraum für seltene Pflanzen und über 100 Vogelarten

(SMS) "Am schönsten ist es auf Lauheide, wenn sich die Sonnenstrahlen in den Bäumen brechen", sagt Eva Strehlow, während ihr Blick hinauf in die Baumkronen wandert. Als ständige Besucherin vom Waldfriedhof Lauheide kennt sie seine schönsten Ecken. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, spaziert die pensionierte Lehrerin über die Wege des naturbelassenen Friedhofs. Längst hat sich die Lauheide zu einem regional bedeutenden Lebensraum entwickelt. Moose, Pflanzen und Flechten bilden eine ganz eigene Gehölzstruktur. Seltene Pflanzen wie die Orchidee sind hier ebenso heimisch wie über 100 Vogelarten. Sie finden mit Beerensträuchern und Wildkräutern einen "reich gedeckten Tisch". Insgesamt 360 Vogelkästen bieten den Vögeln Gelegenheit, ihre Nistplätze einzurichten.

Der Waldfriedhof liegt, eingebettet in einem der schönsten Naherholungsgebiete Münsters, direkt an der Ems zwischen Handorf, Westbevern und Telgte. Im Laufe der Jahrtausende bildete der Fluss dort immer neue Schleifen, einer dieser Altarme durchfloss auch die Lauheide. Das ehemalige Flussbett, die sogenannte Schlenke, ist noch gut in der Gesamtanlage des Waldfriedhofs zu erkennnen.

Naturbelassenheit als Konzept

Der Baumbestand zwischen Schlenke und Ems wird von der Kiefer geprägt, durchsetzt mit Stieleiche, Birke und einzelnen Buchen. Ganz im Süden der Anlage steht als Naturdenkmal eine riesige Buche, die bei einem Orkan vor zehn Jahren allerdings ein Drittel der Krone einbüßte. Zu den Naturdenkmalen gehören auch die Königsfarnbestände im Waldsaum zur Emsaue.

In diese urwüchsige Natur mit Heideflächen ist der Friedhof eingebettet. "Es gibt nicht viele Friedhöfe in Deutschland, die auf dem Konzept der Naturbelassenheit basieren", unterstreicht Hartmut Tauchnitz. Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, der Waldfriedhof in München und der Bielefelder Sennefriedhof seien die bekannten Vorbilder des münsterschen Friedhofs, erläutert der Leiter des Amtes für Grünflächen und Naturschutz. "Inzwischen wird Lauheide in Fachkreisen als einer der schönsten bezeichnet", bekräftigt er.

"AGN" - das Zeichen für Pflege

"Naturnähe und Artenreichtum entstehen allerdings nicht dadurch, dass man den Friedhof sich selbst überlässt", warnt Tauchnitz vor Missverständnissen. Der Waldfriedhof steht unter der Obhut des Amtes für Grünflächen und Naturschutz. Gut 20 Gärtnerinnen und Gärtner der Stadtverwaltung kümmern sich um die Pflege und den Erhalt der Parkanlage. Anhand ihres Aufnähers "AGN - Amt für Grünflächen und Naturschutz" auf der Brusttasche ihrer Arbeitskleidung erkennbar, sind die Mitarbeiter gerne auch den Besuchern bei Fragen behilflich.

Zusätzlich ist die Friedhofsverwaltung auf die Mithilfe grabpflegender Besucher angewiesen. Um den ausgeprägten Waldcharakter zu bewahren, sollen möglichst einheimische Pflanzen verwendet und auf Grabeinfassungen aus Stein oder gar aus Kunststoff verzichtet werden. Auch für die Fragen der Bepflanzung stehen die Experten der Verwaltung beratend zur Seite.

Münsteraner und Telgter finden auf der Lauheide eine Oase der Ruhe - fern von Hektik und Alltagshast. Auch für die Besucherin Eva Strehlow wird der Waldfriedhof durch das Zusammenspiel der Natur zu einem friedlichen Ort, der Trost spendet. Zugleich ist es ein Park, in dem sie sich vom hektischen Treiben der Stadt erholt.

Alle Pressemitteilungen der Stadt Münster

Kontakt für Bürgerinnen und Bürger

Stadt Münster
48127 Münster
02 51/4 92-0
Behördennummer:  115

stadtverwaltung@stadt-muenster.de

Kontakt für Presseanfragen

Amt für Kommunikation