"Gewalt in der häuslichen Pflege ist keine Privatangelegenheit"
18.08.2010
Münster (SMS) Münster stellt sich den Herausforderungen der alternden Gesellschaft an die Pflege. Die Stadtverwaltung hat dafür innerhalb des Sozialamtes Zuständigkeiten in einem neuen "Sozialen Fachdienst Senioren und Pflege" gebündelt. Ein Thema, das in nächster Zeit im Vordergrund steht: Gefahren in der häuslichen Pflege - wie können Pflegende und Pflegebedürftige vorsorgen, damit sie nicht in einen Kreislauf aus Überforderung, Ausweglosigkeit und schlimmstenfalls sogar Gewalt gelangen? Was ist zu tun, wenn es tatsächlich Hinweise auf Gewalt, Vernachlässigung oder Verwahrlosung gibt? Gemeinsam mit einem ebenfalls neuen Netzwerk aus professionellen Diensten, in dem auch der Opferschutz der Polizei vertreten ist, bricht die Stadt mit diesem Thema ein gesellschaftliches Tabu.
"Noch wagt kaum jemand, über Gewalt bei der Pflege in den eigenen vier Wänden zu reden. Aber Gewalt in der häuslichen Pflege ist keine Privatangelegenheit. Wir müssen darüber sprechen, um Gefährdungen im Vorfeld auszuschließen und körperliche oder psychische Gewalt zu verhindern", sagte Stadtrat Thomas Paal vor der Presse.
Die Zahlen sprechen für Handlungsbedarf: Ende 2009 lebten in Münster knapp 50 000 Menschen ab 65 Jahren. Zehn Jahre zuvor waren es noch 8500 weniger. Damit ist ihr Anteil an der Stadtbevölkerung in nur zehn Jahren um 2,8 auf 17,6 Prozent gestiegen. Entsprechend erhöht sich der Pflegebedarf. Zurzeit leben 2343 Frauen und Männer in Heimen. Noch mehr, nämlich 3371, werden bei anerkanntem Pflegebedarf in den eigenen vier Wänden versorgt.
Begleitend zur Pflege in Einrichtungen existiert in allen Kommunen immerhin eine Heimaufsicht, die ein schützendes Auge auf die Pflegebedürftigen wirft. "Wie wichtig diese Aufsicht ist, weiß jeder. Was aber ist mit den Menschen in häuslicher Pflege? Es wäre abwegig anzunehmen, dass es dort nicht ebenfalls aufgrund von Überforderung, Stress und mangelnder Anerkennung Probleme geben kann. Die betroffenen Pflegebedürftigen und auch die Pflegenden brauchen unsere Hilfe", so Thomas Paal.
Nach Angaben von Sozialamtsleiter Michael Willamowski gehen etwa einmal pro Woche beim Sozialamt und der Polizei Hinweise von Angehörigen und Bekannten, von Ehrenamtlichen und professionellen Diensten ein. In seltenen Fällen melden sich auch unmittelbar Betroffene. Da wurde zum Beispiel registriert, dass ein alter Mensch vollkommen verwahrlost, dass er eingeschlossen, schikaniert oder mangelhaft ernährt wird oder dass er sogar körperlicher und seelischer Misshandlung ausgesetzt ist. In solchen Fällen reagiert der Soziale Fachdienst und schaltet je nach Bedarf weitere Einrichtungen einschließlich des polizeilichen Opferschutzes ein.
Das zwölfköpfige Team unter Leitung von Maria-Luise Schwering verfügt über die Kompetenzen des Sozialdienstes aus den Stadtteilen, einer Pflegefachkraft sowie der Pflege- und Wohnberatung des Infobüros Pflege. Jeder kann sich an diesen Fachdienst wenden. In komplizierten Fällen und bei unklarer Gefahrensituation ruft er darüber hinaus die professionellen Dienste des Netzwerkes zusammen, um Verantwortlichkeiten und das weitere Vorgehen abzustimmen.
Die Anlaufstellen für Fragen und Anliegen zum Thema "Gefahren für alte Menschen in der Pflege":
- Sozialamt der Stadt, Sozialer Fachdienst Senioren und Pflege, Maria-Luise Schwering, Tel. 4 92-50 02, E-Mail maria.schwering@stadt-muenster.de;
- Polizei Münster, Seniorenberatung, Kriminalhauptkommissar Manfred Wissing, Tel. 2 75-31 18, E-Mail manfred.wissing@polizei.nrw.de.
Anlage (pdf):
Tipps zur Vorbeugung
"Noch wagt kaum jemand, über Gewalt bei der Pflege in den eigenen vier Wänden zu reden. Aber Gewalt in der häuslichen Pflege ist keine Privatangelegenheit. Wir müssen darüber sprechen, um Gefährdungen im Vorfeld auszuschließen und körperliche oder psychische Gewalt zu verhindern", sagte Stadtrat Thomas Paal vor der Presse.
Die Zahlen sprechen für Handlungsbedarf: Ende 2009 lebten in Münster knapp 50 000 Menschen ab 65 Jahren. Zehn Jahre zuvor waren es noch 8500 weniger. Damit ist ihr Anteil an der Stadtbevölkerung in nur zehn Jahren um 2,8 auf 17,6 Prozent gestiegen. Entsprechend erhöht sich der Pflegebedarf. Zurzeit leben 2343 Frauen und Männer in Heimen. Noch mehr, nämlich 3371, werden bei anerkanntem Pflegebedarf in den eigenen vier Wänden versorgt.
Begleitend zur Pflege in Einrichtungen existiert in allen Kommunen immerhin eine Heimaufsicht, die ein schützendes Auge auf die Pflegebedürftigen wirft. "Wie wichtig diese Aufsicht ist, weiß jeder. Was aber ist mit den Menschen in häuslicher Pflege? Es wäre abwegig anzunehmen, dass es dort nicht ebenfalls aufgrund von Überforderung, Stress und mangelnder Anerkennung Probleme geben kann. Die betroffenen Pflegebedürftigen und auch die Pflegenden brauchen unsere Hilfe", so Thomas Paal.
Nach Angaben von Sozialamtsleiter Michael Willamowski gehen etwa einmal pro Woche beim Sozialamt und der Polizei Hinweise von Angehörigen und Bekannten, von Ehrenamtlichen und professionellen Diensten ein. In seltenen Fällen melden sich auch unmittelbar Betroffene. Da wurde zum Beispiel registriert, dass ein alter Mensch vollkommen verwahrlost, dass er eingeschlossen, schikaniert oder mangelhaft ernährt wird oder dass er sogar körperlicher und seelischer Misshandlung ausgesetzt ist. In solchen Fällen reagiert der Soziale Fachdienst und schaltet je nach Bedarf weitere Einrichtungen einschließlich des polizeilichen Opferschutzes ein.
Das zwölfköpfige Team unter Leitung von Maria-Luise Schwering verfügt über die Kompetenzen des Sozialdienstes aus den Stadtteilen, einer Pflegefachkraft sowie der Pflege- und Wohnberatung des Infobüros Pflege. Jeder kann sich an diesen Fachdienst wenden. In komplizierten Fällen und bei unklarer Gefahrensituation ruft er darüber hinaus die professionellen Dienste des Netzwerkes zusammen, um Verantwortlichkeiten und das weitere Vorgehen abzustimmen.
Die Anlaufstellen für Fragen und Anliegen zum Thema "Gefahren für alte Menschen in der Pflege":
- Sozialamt der Stadt, Sozialer Fachdienst Senioren und Pflege, Maria-Luise Schwering, Tel. 4 92-50 02, E-Mail maria.schwering@stadt-muenster.de;
- Polizei Münster, Seniorenberatung, Kriminalhauptkommissar Manfred Wissing, Tel. 2 75-31 18, E-Mail manfred.wissing@polizei.nrw.de.
Anlage (pdf):
Tipps zur Vorbeugung