Die Provinz pulsiert

13.10.2009

Beim "Pitching" haben zwölf Autoren ihre Film-Geschichten vorgestellt / Drehbuchtag im Rahmen des Wettbewerbs um den Drehbuchförderpreis

(SMS) Münster. Knapp 30 Personen sitzen im holzvertäfelten Kaminzimmer des Krameramtshauses. Fragen schwirren durch den Raum: "Wie lang soll der Film denn werden?", "Was willst du eigentlich erzählen?" oder "Was ist mit dem Brasilianer?"
Gefragt wird mal auf Deutsch, dann wieder in Englisch – die Gruppe ist international: Autoren, Filmproduzenten, Fernsehleute, ein Regisseur. Deutsche, Niederländer, zwei Österreicherinnen, ein Belgier. Sie alle sind auf Einladung des Filmservice Münster.Land nach Münster gekommen, um sich mit "Geschichten für die Provinz" auseinander zu setzten. Im Rahmen des Wettbewerbs um den Drehbuchförderpreis haben die besten zwölf Autoren am "Drehbuchtag" (9. Oktober) die Chance, beim sogenannten Pitching ihre Drehbuchentwürfe vor den versammelten Vertretern von Produktionsfirmen und Fernsehsendern vorzustellen. Moderiert wird die vierstündige Veranstaltung von der österreichischen Autorin Usch Luhn.

Ein Autorenduo aus Köln muss seinen Stoff als erste in den Ring werfen (pitch ist das englische Wort für werfen): Vera Wittrock und Frank Robin Ziegler stellen ihr "Wunder von Bergenbüttel" vor. In der fiktiven Münsterlandgemeinde sorgt die 29-jährige Ellen für Aufregung, als sie feststelle, dass sie kraft ihrer Gedanken Fußballspiele manipulieren kann. So beginnt der wundersame Aufstieg des örtlichen Fußballclubs. Sogar ein brasilianischer Profi – Aleo Brandao – wird angeheuert. Doch das sorgt für neue Verwicklungen: Ellen und Aleo verlieben sich…
Die Zuhörer lachen. Das Pitching läuft gut für Wittrock und Ziegler. "Aber was ist denn jetzt mit dem Brasilianer?", hakt dann einer der Produzenten nach. Er will wissen, ob der Fußballer als klassischer Latino daherkommt und wie die Münsterländer aus Bergenbüttel darauf reagieren. Aleo lebe schon länger in Deutschland, sei aber schon auch ein typischer Südamerikaner, konkretisiert Ziegler spontan seinen erfundenen Protagonisten.

In den vorgestellten Geschichten, die der Ausschreibung entsprechend allesamt in der Provinz spielen, geht es aber nicht immer so komisch zu wie in der romantischen Komödie der Kölner. Ein Autor stellt eine Sekte in den Mittelpunkt der Handlung, ein anderer historische Morde. Mehrfach spielt sexueller Missbrauch eine Rolle, kammerspielartig wird der Amoklauf an einer Schule erzählt. "Schwerer Stoff", kommentiert Moderatorin Luhn. "Da muss man vielleicht noch mal drüber nachdenken", sagt sie und stellt in Aussicht, dass auch später noch Fragen gestellt werden können. Dann hält sie inne und gibt so ihrer Tochter, Anna Luhn, die Möglichkeit, das Gesagte ins Englische zu übersetzen.

So unterschiedlich wie ihre Stoffe sind auch die versammelten Autoren. Alte Hasen sind dabei: Thomas Wegmann aus Nordwalde zum Beispiel, der für seine Kinderspielfilme schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Oder der Niederländer Bennie Roeters, der beim Pitching noch nicht ahnt, dass sein Projekt abends mit dem Drehbuchförderpreis des Filmservice ausgezeichnet werden wird. Die Vorstellung von "Nordic Walking" – die Geschichte eines alternden Ehepaars – geht Roeters ganz locker an. Kein Wunder, verrät er doch, dass er für das Drehbuch bereits eine Produktionsfirma gefunden hat. Andere Autoren sind spürbar weniger routiniert, wollen zum Beispiel in den fünf Minuten ihrer Präsentation den ganzen Film nacherzählen, der später einmal 90 Minuten füllen soll. Dann greift Usch Luhn freundlich ein, bringt die Kollegen wieder auf die richtige Spur.

Am Ende flanieren alle gemeinsam über den Prinzipalmarkt, dem gemeinsamen Mittagessen entgegen. Sie haben den Kopf voller Geschichten und Ideen, die vielleicht in einen Spielfilm münden. Für den Dreh werden dann Filmteams auf dem Prinzipalmarkt anrücken.

Bildzeilen:
Usch Luhn (l.) hat das Pitching moderiert. Ihre Tochter Anna übersetzte die deutschen Beiträge ins Englische.

Eine typische Pitching-Situation: Die Autorin – hier die Niederländerin Olga Beemster – stellt dem Auditorium ihr Projekt vor.

Einer der "alten Hasen" im Wettbewerb: Autor Thomas Wegmann lebt in Nordwalde. Hier spielt auch seine Geschichte "Schöne Grüße aus Mordwalde".

Fotos: Frank Zimmermann/Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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