Von Kopf bis Fuß auf Mode eingestellt

24.10.2008

Fotoausstellung im Stadtmuseum / Vom Luxusartikel zum Massenphänomen / Bis 19. April 2009

(SMS) Ob Chanel-Kostüm oder A-Linie, ob Jeans und Parka oder Hosenanzug - es geht um mehr als Kleidung, es geht um Mode. Das Stadtmuseum Münster zeigt in seiner aktuellen Fotoausstellung vom 28. Oktober bis 19. April 2009, was in Münster von den 1950er bis 1970er Jahren en vogue war.


Kleidung ist ein Urbedürfnis des Menschen. Bis in das frühe 20. Jahrhundert aber war Kleidung auch ein äußeres Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht - Mode war ein Luxus für Wenige. Demokratisierung, Technisierung und Industrialisierung schufen die Voraussetzungen dafür, dass Mode zu einem Massenphänomen werden konnte.


Die Inszenierung der eigenen Persönlichkeit, das Vergnügen am Wechsel von Formen, Farben und Mustern und nicht zuletzt der Reiz des Neuen überwiegen heute den rein praktischen Nutzen von Kleidung. Mode war und ist ein soziales, psychologisches und ästhetisches Phänomen, Mittel zur Selbstdarstellung und Ausdruck einer Lebens- und Denkweise.


Dior - das Maß aller Mode


Als 1949 eine Dior-Kollektion in Hamburg vorgeführt wurde, erfuhr Deutschland erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder internationale Aufmerksamkeit als beachtenswerter Absatzmarkt für aktuelle Mode. Ob ausladend oder bleistiftschmal, trapezförmig oder rund wie ein Ballon, Diors Linien wurden Saison für Saison zum Maßstab für Modebewusste.


Auch immer mehr Münsteranerinnen und Münsteraner begannen sich wieder für die aktuelle Mode zu interessieren. Neben den wieder aufgebauten alten Geschäften entstanden zahlreiche neue Bekleidungshäuser. Modenschauen fanden in einer heute kaum vorstellbaren Anzahl statt.


Allerdings ließ die Mehrzahl der Bevölkerung ihre Garderobe damals noch in der Schneiderei anfertigen. Im Jahr 1950 gab es in Münster bei rund 120 000 Einwohnern über 310 Damen- und Herrenschneidereien. Gleichzeitig bestanden insgesamt 40 Geschäfte für Damen-, Herren- und Kinderbekleidung sowie weitere 49 Textilhandlungen. Darüber hinaus waren 29 Hutmacherinnen und zwölf Hutgeschäfte in Münster ansässig.


Sind Hosen für Frauen schicklich?


Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt in den 1950er Jahren zeigte sich auch an exklusiven Geschäften und der häufig teuren Kleidung der münsterschen Bevölkerung. Zugleich standen die Münsteranerinnen und Münsteraner in dem Ruf, in Modefragen ein wenig konservativ zu sein und manche Neuerung nur zögerlich aufzunehmen. Dies zeigte sich etwa an der lange geführten Diskussion, ob es für Frauen schicklich sei, Hosen zu tragen.


In den frühen 1960er Jahren entdeckte die münstersche Geschäftswelt die Teenager als eigene Klientel: Am 11. Februar 1960 fand im Zoo-Festsaal die erste Teenager-Modenschau mit Beteiligung münsterscher Schülerinnen als Mannequins statt. Unvorstellbar kurze Rocklängen verschreckten Teile der Gesellschaft ebenso, wie sie andere begeisterten. Materialien wie PVC, Papier und Plastik erreichten die Modebranche.


Parka und Palästinensertuch


In den 1970er Jahren hatte die Haute Couture ihren dominierenden Einfluss verloren. Modische Bekleidung sollte nun vor allem als individuelles Ausdrucksmittel dienen. Bluejeans, Parker und Palästinensertücher wiesen auch in Münster auf gesellschaftliche Veränderungen hin.


Die ausgestellten Fotos haben die münsterschen Pressefotografen Willi Hänscheid und Rudolf Krause aufgenommen. Weitere Aufnahmen stammen von dem Fotografen Berthold Socha und Privatpersonen sowie aus Beständen des Stadtarchivs Münster. Zur Ausstellung erscheint ein Fotoband, der im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich ist (16,80 Euro).


Die Eröffnung findet am 26. Oktober um 16 Uhr im Stadtmuseum statt. Mitglieder des Ensembles der Städtischen Bühnen Münster stimmen auf Thema und Epochen der Ausstellung ein.


Fotos:


- Acht Schönheitsköniginnen gaben der Modenschau des Hauses Althoff im Frühjahr 1957 einen Hauch von Weltläufigkeit. Diese sportliche Kleidung für Radlerinnen erregte selbst in der Fahrradstadt Münster große Aufmerksamkeit. Foto: Stadtmuseum Münster, Willi Hänscheid. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


- Klassische Eleganz der frühen 1960er Jahre: kurze Röcke, knielange Mäntel, flache Schuhe, toupierte Frisuren. Vier junge Damen genießen ihre Mittagspause auf den Steinpodesten am Rathaus. Foto: Stadtmuseum Münster, Willi Hänscheid. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


- Acht Mannequins wurden vom Modehaus Madeleine im Herbst 1965 nach Münster geholt, um Pariser Mode stilecht zu präsentieren. Sogar das Trampeltier scheint einen interessierten Blick auf das feminine Kostüm zu werfen. Foto: Stadtmuseum Münster, Willi Hänscheid. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


- Modischer konnte man sich im Sommer 1970 kaum kleiden: Die engagierte Verkäuferin kombinierte aktuelle sand- und beigefarbene Töne. Foto: Stadtmuseum Münster, Rudolf Krause. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


- Weniger Stoff für ein Kleid ging eigentlich nicht mehr, dafür aber durften Perlenkette, Sonnenbrille und gepunkteter Schlapphut nicht fehlen. Minirock oder -kleid waren im Juni 1976 schon über ein Jahrzehnt alt, aber das tat ihrer Beliebtheit keinen Abbruch. Foto: Berthold Socha. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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