Vom Praktikanten zum Azubi

22.09.2008

Integrationsförderung für junge Migranten eröffnet auch Chancen für Firmen / Arbeit von AMS und Bildungsinstitut erfolgreich

Münster (SMS) Eine Investition, die sich für alle lohnt: Gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS), hilft das Bildungsinstitut Münster jungen Migranten bei der beruflichen Integration. Das ist zugleich eine Chance für Unternehmen, die Jugendlichen mit Migrationsvorgeschichte eine echte Chance auf einen Ausbildungsplatz einräumen.

Vor drei Jahren kam Tatiana Mityukhin nach Deutschland. Weil sie schon damals wusste, dass man eine fremde Sprache nicht über Nacht lernt und ein guter Job kein Zufall ist, hat die 26-jährige russische Einwanderin an sich gearbeitet und Hilfe angenommen. Sie hat einen einjährigen Lehrgang für junge Migranten zur Vorbereitung auf eine Ausbildung absolviert. Der Lehrgang wird von der AMS - einer Kooperation von Stadt und Agentur für Arbeit Münster - gefördert und vom Bildungsinstitut durchgeführt. Nach dessen Abschluss erfüllt sich für Tatiana Mityukhin seit Juli ihr Lebenstraum: eine Ausbildung zur Friseurin.

Bei Lourdes Prangemeier in Hiltrup lernt die in Kasachstan geborene Frau das Handwerk. "Sie ist fleißig, zuverlässig und passt einfach gut zu uns", sagt die Inhaberin des Salons Lourdes. Davon hatte sich die Friseurmeisterin zuvor überzeugen können, als Tatiana Mityukhin zum Praktikum in ihren Betrieb kam.

Tatiana Mityukhin ist auf dem besten Weg in eine gute berufliche Zukunft. Sie hat die Integrationsförderung genutzt. Eine Ausnahme? "Keineswegs", versichert Sozialpädagogin Andrea Stening vom Bildungsinstitut und erzählt eine zweite Erfolgsgeschichte.

Im Autohaus Hartmann am Albersloher Weg in Gremmendorf, keinen Kilometer von Tatiana Mityukhins Ausbildungsplatz entfernt, arbeitet ein weiterer Kursteilnehmer an einer Karriere mit Lehre: Artem Rudakovski, 24 Jahre alt und vor fünf Jahren ebenfalls aus Russland eingewandert, wird hier zum Kraftfahrzeug-Mechatroniker ausgebildet. In Russland hatte er auf Frachtschiffen gelernt anzupacken und das im Autohaus Hartmann in gleich zwei Praktika bewiesen. "Ein sehr selbstständiger Mitarbeiter", lobt Serviceleiter Klaus Klein den jungen Einwanderer.

"Die betrieblichen Praktika sind das zentrale Element des Lehrgangs", erläutert Sozialpädagogin Stening. "Hier haben die Teilnehmer die Chance, sich zu empfehlen." Und das gelingt häufig: 290 Neu-Münsteraner hat das Bildungsinstitut seit 2000 auf das Arbeitsleben vorbereitet. Für 164 bahnte die einjährige Förderung den Weg in eine Ausbildung, einen festen Job oder eine weiterführende Schule. Seit August bereiten sich wieder 20 junge Menschen vor. Sie lernen nicht nur den Arbeitsalltag in Deutschland kennen, sondern auch besser Deutsch zu sprechen. Ein weiterer Kurs startet im November.

"Jugendliche mit Migrationsvorgeschichte haben schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten als gleichaltrige Einheimische. Dadurch steigt das Risiko der Arbeitslosigkeit", unterstreicht Andrea Stening die Bedeutung des Förderangebots. "Jeder junge Mensch sollte eine Chance auf Ausbildung und Arbeit bekommen und nicht von vornherein wegen seiner Herkunft ausgeschlossen bleiben."

Die Sozialpädagogen des Bildungsinstituts müssen dafür viel Überzeugungsarbeit leisten. Doch der Einsatz lohnt sich, steht für AMS-Teamleiterin Renate Waltke fest. Sie rechnet damit, dass die Chancen der Teilnehmer auf Ausbildung und Arbeit künftig noch steigen werden. "Viele Unternehmen haben erkannt, dass bei der Suche nach Facharbeitern die Talente und Fähigkeiten junger Migranten in herkömmlichen Bewerbungs- und Einstellungsverfahren nicht immer sofort deutlich werden. Deshalb lohnt es sich, neue Wege zu gehen, um auch junge Migranten für den Betrieb zu gewinnen."

Fotos:

Erst Praktikantin, jetzt Auszubildende: Tatiana Mityukhin (l.) mit Friseurmeisterin Lourdes Prangemeier (r.).

Zupackender Auszubildender: Artem Rudakovski (r.) mit Serviceleiter Klaus Klein. Fotos: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.


Die Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS)

Fast 20 000 Menschen in Münster sind angewiesen auf finanzielle Unterstützung durch die Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS), um den Lebensunterhalt und die Wohnung zu sichern. Seit 2005 ist es Aufgabe der AMS, diesen Menschen Zugang zu den verbrieften Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II - besser bekannt als Hartz IV - zu ermöglichen. 2007 gewährte die AMS, in der die Stadt Münster und die Agentur für Arbeit Münster zusammenarbeiten, Leistungen in Höhe von fast 100 Mio Euro.

Zweite Aufgabe der AMS ist es, die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. 13 Mio Euro gab sie 2007 für Weiterbildung, Integration und Beratung aus. 13 000 Menschen profitierten davon: von arbeitslosen Jugendlichen, Zuwanderern und älteren Arbeitnehmern bis zu alleinerziehenden Frauen, Erwerbslosen ohne Ausbildung und Menschen mit Behinderungen. 15,7 Prozent der Geförderten wurden in den Arbeitsmarkt eingegliedert.

Hauptsitz der Arbeitsgemeinschaft Münster, ist das Stadthaus 2 am Ludgeriplatz, Nebenstellen gibt es in Kinderhaus und Hiltrup. Die Arbeitsgemeinschaft hat zurzeit rund 210 Beschäftigte.

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