"…in circles…" - Von Kunst umgarnt
24.07.2008
(SMS) Weben, Flechten, Vernetzen und Verknüpfen sind Begriffe, die im Schaffen von Christine und Irene Hohenbüchler eine zentrale Rolle spielen. Das Fortspinnen verwickelter Systeme ist für sie eine Metapher, die gleichermaßen auf künstlerische und ästhetische wie soziologische und biologische Grundmuster anzuwenden ist.
Für die Mixed-Media-Installation "…in circles…", in der städtischen Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM) kuratiert von deren Leiterin Dr. Gail B. Kirkpatrick, haben die Zwillingsschwestern den Künstler Gilbert Bretterbauer eingeladen, textile Analogien zu ihren Arbeiten zu entwickeln. Die Zusammenarbeit in der AZKM ist eine Premiere: die drei Künstler arbeiten erstmals zusammen an einer Installation. Die Eröffnung findet am Freitag, 25. Juli, 19.30 Uhr statt.
Ihre künstlerische Praxis haben Christine und Irene Hohenbüchler im Dialog entwickelt. Die gemeinschaftliche Arbeit bezeichnen sie als "multiple Autorenschaft". Seit den 1990er Jahren haben sie immer wieder mit so genannten gesellschaftlichen Randgruppen wie Behinderten, Strafgefangenen und Psychiatriepatienten zusammengearbeitet. Oft greifen sie auf Referenzen aus der Kunstgeschichte, Literatur, Philosophie und Gesellschaftstheorie zurück und verbinden sie mit eigenen Objekten oder Environments.
Die künstlerischen Produktionsverfahren reichen von Rauminstallation, figurativen Plastiken und Architekturmodellen über Zeichnung und Fotografie, Malerei und der Herstellung von Möbeln und Teppichen, Computergraphik und Texten. Christine und Irene Hohenbüchler wollen mit ihrer Kunst, wie sie selbst sagen: "die Maschen im Gewebe weiten".
Multiple Autorenschaft
Gilbert Bretterbauer variiert die Titel gebende Metapher des Kreises durch ein textiles Geflecht aus Teppichen und Stoffbändern. Der in Wien lebende Künstler und Autor arbeitet wie das Zwillingspaar gleichfalls in Bezügen multipler Autorenschaft. Die von ihm verwendeten Materialien unterwirft er stets weiteren Verwandlungen, überführt sie in unterschiedliche Aggregatzustände, um sie alsbald den einwirkenden Prozessen der Transformation zu überlassen.
In Anspielung an den Titel "…in circles…" hat Bretterbauer eigens für die Ausstellungshalle in Münster einen hundert Quadratmeter großen, grauen Teppich geschaffen, der eine unübersehbare Anzahl von Kreisen ineinander verschränkt, die wiederum in Korrespondenz zu anderen Exponaten treten.
Links und rechts, jeweils auf einem gemeinsamen Sockel mit den Skulpturen von Christine und Irene Hohenbüchler, platziert Gilbert Bretterbauer einen kleineren getafteten Teppich, der das verspannte Netzwerk auf den Boden wiederholt und es (fast) in die Zweidimensionalität übersetzt – wäre da nicht das leicht gewölbte Relief in der Taftung und das Gegenstück, das die Kreis-Metapher wiederholt.
Wie in einem Theaterstück ergreift an dieser Übergangsschwelle ein Skulpturenpaar der beiden Künstlerinnen das Wort und erweitert die poetische Dramaturgie um einen weiteren Aspekt: "inconsolable - repetitiv" (untröstlich – sich dauernd wiederholend). Leichtfüßige Mischwesen, teils Möbel, teils Skulptur, teils Sonnenuhr, die tänzerisch zwischen Stillstand und Dynamik verharren, denen tagebuchähnlich Sentenzen eingeschrieben sind, die das Geheimnis von emotionalen Zwischenräumen und Schwebezuständen zu kennen scheinen.
Spielerisch und sehr privat
Nach den vielfältigen gesellschaftspolitisch gefärbten Projekten, die Christine und Irene Hohenbüchler in den 1990er Jahren bekannt gemacht haben, entstand in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster eine Rauminstallation, die spielerisch daherkommt und einer sehr privaten Choreografie entwächst. Der Betrachter findet sich in einer Welt wieder, die für das Anschauen und Bewundern gemacht scheint und wird mit seinen Gefühlen und Erinnerungen, man könnte auch sagen "umgarnt".
Mit weiteren großformatigen Zeichnungen und Fotografien verdichten Christine und Irene Hohenbüchler das Grundthema des Kreises und liefern dem Betrachter zusätzliches Assoziationsmaterial.
Der Betrachter kann sich der netzwerkartigen Rauminstallation auf unterschiedliche Weise nähern. Eine Möglichkeit ist das Eintauchen in die verstreute Poesie. Die Mixed-Media-Installation kann letztlich als Einübung ins visuelle Vernetzen verstanden werden. Konzeptuell und sinnlich-visuell zugleich bezieht sie den Betrachter als physisches Wesen, das im Raum seine eigenen Kreise zieht, mit ein.
"bau-Stelle"
Zusätzlicher Bestandteil der komplexen Installation "…in circles …" ist das Projekt "bau-Stelle", das ebenfalls dem Prinzip der "multiplen Autorenschaft" folgt. Während der Ausstellungsdauer soll in der AZKM ein utopischer Spielraum entstehen, der sowohl Erwachsene wie Kinder zur Interaktion einlädt und sie in die Grundformen komplexer Gestaltungsprozesse einführt.
Die Ausstellung ist Bestandteil des landesweiten, spartenübergreifenden NRW-Städte-Programms "szene: Österreich in NRW", an dem sich die Ausstellungshalle Zeitgenössische Kunst Münster in diesem Jahr beteiligt. Das Projekt wird während der Sommermonate 2008 nur in Münster gezeigt.
Die Ausstellung wird mit einem großzügigen Beitrag von der Sparda Bank Münster unterstützt.
Foto: Blick in die Ausstellung. - Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Für die Mixed-Media-Installation "…in circles…", in der städtischen Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster (AZKM) kuratiert von deren Leiterin Dr. Gail B. Kirkpatrick, haben die Zwillingsschwestern den Künstler Gilbert Bretterbauer eingeladen, textile Analogien zu ihren Arbeiten zu entwickeln. Die Zusammenarbeit in der AZKM ist eine Premiere: die drei Künstler arbeiten erstmals zusammen an einer Installation. Die Eröffnung findet am Freitag, 25. Juli, 19.30 Uhr statt.
Ihre künstlerische Praxis haben Christine und Irene Hohenbüchler im Dialog entwickelt. Die gemeinschaftliche Arbeit bezeichnen sie als "multiple Autorenschaft". Seit den 1990er Jahren haben sie immer wieder mit so genannten gesellschaftlichen Randgruppen wie Behinderten, Strafgefangenen und Psychiatriepatienten zusammengearbeitet. Oft greifen sie auf Referenzen aus der Kunstgeschichte, Literatur, Philosophie und Gesellschaftstheorie zurück und verbinden sie mit eigenen Objekten oder Environments.
Die künstlerischen Produktionsverfahren reichen von Rauminstallation, figurativen Plastiken und Architekturmodellen über Zeichnung und Fotografie, Malerei und der Herstellung von Möbeln und Teppichen, Computergraphik und Texten. Christine und Irene Hohenbüchler wollen mit ihrer Kunst, wie sie selbst sagen: "die Maschen im Gewebe weiten".
Multiple Autorenschaft
Gilbert Bretterbauer variiert die Titel gebende Metapher des Kreises durch ein textiles Geflecht aus Teppichen und Stoffbändern. Der in Wien lebende Künstler und Autor arbeitet wie das Zwillingspaar gleichfalls in Bezügen multipler Autorenschaft. Die von ihm verwendeten Materialien unterwirft er stets weiteren Verwandlungen, überführt sie in unterschiedliche Aggregatzustände, um sie alsbald den einwirkenden Prozessen der Transformation zu überlassen.
In Anspielung an den Titel "…in circles…" hat Bretterbauer eigens für die Ausstellungshalle in Münster einen hundert Quadratmeter großen, grauen Teppich geschaffen, der eine unübersehbare Anzahl von Kreisen ineinander verschränkt, die wiederum in Korrespondenz zu anderen Exponaten treten.
Links und rechts, jeweils auf einem gemeinsamen Sockel mit den Skulpturen von Christine und Irene Hohenbüchler, platziert Gilbert Bretterbauer einen kleineren getafteten Teppich, der das verspannte Netzwerk auf den Boden wiederholt und es (fast) in die Zweidimensionalität übersetzt – wäre da nicht das leicht gewölbte Relief in der Taftung und das Gegenstück, das die Kreis-Metapher wiederholt.
Wie in einem Theaterstück ergreift an dieser Übergangsschwelle ein Skulpturenpaar der beiden Künstlerinnen das Wort und erweitert die poetische Dramaturgie um einen weiteren Aspekt: "inconsolable - repetitiv" (untröstlich – sich dauernd wiederholend). Leichtfüßige Mischwesen, teils Möbel, teils Skulptur, teils Sonnenuhr, die tänzerisch zwischen Stillstand und Dynamik verharren, denen tagebuchähnlich Sentenzen eingeschrieben sind, die das Geheimnis von emotionalen Zwischenräumen und Schwebezuständen zu kennen scheinen.
Spielerisch und sehr privat
Nach den vielfältigen gesellschaftspolitisch gefärbten Projekten, die Christine und Irene Hohenbüchler in den 1990er Jahren bekannt gemacht haben, entstand in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster eine Rauminstallation, die spielerisch daherkommt und einer sehr privaten Choreografie entwächst. Der Betrachter findet sich in einer Welt wieder, die für das Anschauen und Bewundern gemacht scheint und wird mit seinen Gefühlen und Erinnerungen, man könnte auch sagen "umgarnt".
Mit weiteren großformatigen Zeichnungen und Fotografien verdichten Christine und Irene Hohenbüchler das Grundthema des Kreises und liefern dem Betrachter zusätzliches Assoziationsmaterial.
Der Betrachter kann sich der netzwerkartigen Rauminstallation auf unterschiedliche Weise nähern. Eine Möglichkeit ist das Eintauchen in die verstreute Poesie. Die Mixed-Media-Installation kann letztlich als Einübung ins visuelle Vernetzen verstanden werden. Konzeptuell und sinnlich-visuell zugleich bezieht sie den Betrachter als physisches Wesen, das im Raum seine eigenen Kreise zieht, mit ein.
"bau-Stelle"
Zusätzlicher Bestandteil der komplexen Installation "…in circles …" ist das Projekt "bau-Stelle", das ebenfalls dem Prinzip der "multiplen Autorenschaft" folgt. Während der Ausstellungsdauer soll in der AZKM ein utopischer Spielraum entstehen, der sowohl Erwachsene wie Kinder zur Interaktion einlädt und sie in die Grundformen komplexer Gestaltungsprozesse einführt.
Die Ausstellung ist Bestandteil des landesweiten, spartenübergreifenden NRW-Städte-Programms "szene: Österreich in NRW", an dem sich die Ausstellungshalle Zeitgenössische Kunst Münster in diesem Jahr beteiligt. Das Projekt wird während der Sommermonate 2008 nur in Münster gezeigt.
Die Ausstellung wird mit einem großzügigen Beitrag von der Sparda Bank Münster unterstützt.
Foto: Blick in die Ausstellung. - Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.