Hebammen werden zu Gesundheitsberaterinnen

13.02.2008

Münster geht neue Wege in der Gesundheitsförderung für Kinder / Wöchentliche Sprechstunden in Kitas / Stadtteil Coerde setzt Zeichen

Münster (SMS) Erfahrene und sprachlich versierte Hebammen besuchen in Münster künftig regelmäßig Kindertagesstätten zur Gesundheitsberatung. Das Gesundheitsamt der Stadt startete dazu ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt im Stadtteil Coerde. Es soll allen Kindern ein gesundes Aufwachsen ermöglichen - auch dann, wenn sprachliche, kulturelle oder soziale Barrieren die Inanspruchnahme von Prävention und Förderung erschweren. Die kostenlosen wöchentlichen Sprechstunden für Mütter, Schwangere, Erzieherinnen und Kinder werden in fünf Kitas angeboten. Das Vorhaben wird durch eine Zuwendung von 27 000 Euro des forschenden Arzneimittelunternehmens Wyeth Pharma ermöglicht.

In dem Stadtteil mit hohem Anteil von Einwohnern mit Migrationsvorgeschichte sprechen nach Angaben des Gesundheitsamtes mehrere Gründe für die Hebammen-Sprechstunden. "Hebammen genießen in allen Kulturen hohen Respekt als Fachfrauen für das Wohlergehen von Kindern und Müttern. Selbst patriarchalisch geprägte Gruppen, die Frauen und Müttern eigene soziale Kontakte verwehren, gestatten die Beratung und Betreuung durch eine Hebamme", erläutert Projektleiterin Dr. Dagmar Schwarte. Der Kindergarten gelte bei diesen Gruppen als geschützter Raum. Selbst Frauen dürften ihn besuchen, denen es ansonsten verwehrt werde, das Haus zu verlassen.

Im Mittelpunkt der individuellen Beratung in den Kitas stehen Themen wie: Gesundheitsvorsorge für Schwangere und Kinder, Impfungen, Familienplanung, Kinderkrankheiten, gesunde Ernährung und Bewegung. Verständigungsprobleme mit den deutschen und ausländischen Familien gibt es garantiert nicht. Die fünf Hebammen haben zum Teil selbst eine Migrationsvorgeschichte. Neben Deutsch decken sie die Sprachen Aserbaidschanisch, Englisch, Französisch, Kurdisch, Persisch, Polnisch, Russisch, Tschechisch und Türkisch ab.

"Bei Schuleingangsuntersuchungen im Stadtteil hat das Gesundheitsamt teilweise erhebliche Defizite festgestellt", so dessen Leiterin Dr. Christiane Kappenstein. Ursachen können zum Beispiel fehlende Aufklärung und Sprachbarrieren sowie Unwissenheit über das Gesundheitssystem, über Präventionsangebote und gesunde Ernährung sein. Teilweise hatten die Kinder unzureichenden Impfschutz, Krankheiten waren nicht auskuriert, Vorsorgeuntersuchungen wurden nicht wahrgenommen. Hier wird das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien gegensteuern. Gegebenenfalls stehen die Hebammen auch für Hausbesuche zur Verfügung. Dr. Kappenstein: "Ihnen öffnen sich Türen wie selbstverständlich, durch die Behörden-Mitarbeiter nicht ohne Weiteres Zutritt erhalten."

Stadtrat Thomas Paal dankte der Wyeth Pharma GmbH, die ihren Deutschland-Sitz in Münster hat, dass sie das Projekt durch ihr Engagement ermöglicht. "Es kann zu einem wesentlichen Baustein zur Vorsorge und Förderung der Gesundheit von Kindern werden", so der unter anderem für die Bereiche Gesundheit, Soziales und Integration zuständige Dezernent. Münster arbeite in der Gesundheitsförderung passgenau für Bevölkerungsgruppen und Stadtteile. Beispiele seien das Bundesmodell "Gesund aufwachsen in Berg Fidel", das Impfprogramm für Flüchtlingskinder oder die Familienhebamme am Gesundheitsamt. Stadtrat Paal: "Mit dem neuen Projekt kann der Stadtteil Coerde Zeichen setzen."

"Das Konzept der Gesundheits-Sprechstunden hat uns absolut überzeugt", begründet Andreas Krebs, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wyeth Pharma, das Engagement seines Unternehmens: "Werden Eltern bereits in den Kindertagsstätten erreicht, können die Weichen für ein gesundes Aufwachsen frühzeitig gestellt werden. Auf diesem Weg kann Gesundheit als Thema vermehrt in die Familien transportiert werden."

Die Hebammensprechstunden werden in den folgenden sechs Kindertagesstätten im Stadtteil Coerde angeboten:
- Kindertagesstätte Nerzweg (Träger: Arbeiterwohlfahrt),
- Spielstube Coerde (Träger: Arbeiterwohlfahrt),
- St. Norbert Kindergarten (Träger: Katholische Gemeinde),
- Andreas Kindergarten (Träger: Evangelische Gemeinde),
- Kindertagesstätte Am Edelbach (Träger: Stadt Münster),
- Kindertagesstätte Meerwiese (Träger: DRK).

Alle Pressemitteilungen der Stadt Münster

Kontakt für Bürgerinnen und Bürger

Stadt Münster
48127 Münster
02 51/4 92-0
Behördennummer:  115

stadtverwaltung@stadt-muenster.de

Kontakt für Presseanfragen

Amt für Kommunikation