Ferrari-Flügel parkt in Münster
Der rote Flügel ist heute ein Markenzeichen des Jazzfestivals Münster. „Dass wir dieses Schmuckstück hier in Münster haben, ist eigentlich aus der Not geboren“, erinnert sich Rudolf Micke. Im Jahr 2003 suchte Fritz Schmücker, der künstlerische Leiter des Jazzfestivals, für seine Konzerte einen Steinway-Flügel. Doch im Hause Steinway waren alle Instrumente ausgebucht. Bis auf eines: das Ferrari-Exemplar.
Fritz Schmücker war anfangs etwas skeptisch. Ein Flügel im Ferrari-Outfit. So richtig vorstellen konnte er sich das nicht. Doch er sagte zu. Der Flügel wurde geliefert – und war der Hingucker schlechthin. „Musiker, Publikum, alle waren begeistert“, erzählt Schmücker. Vom Aussehen sowieso – außen rot, innen eine gold schimmernde bronzierte Graugussplatte. Aber auch vom Klang. Das fast drei Meter lange so genannte D-Modell hat ein unglaublich volles Volumen, besonders im Bassbereich.
Fritz Schmücker reagierte sofort und buchte das kostbare Gerät gleich für die nächsten zehn Jahre. Ein weiser Entschluss, denn das Instrument ist sehr begehrt. Pausenlos tourt es um die Welt, steht in Konzertsälen in den USA und in Europa. Heute London, morgen Nizza, alle zwei Jahre in Münster. Unmittelbar vor dem Münster-Einsatz war der Flügel in Mainz beim ZDF: In der Show „Menschen 2006“ spielte Meister-Pianist Lang Lang auf ihm. Sogar auf der Leinwand hatte der Flügel seinen Starauftritt. Im Jazz-Film „Play your own thing“, der jüngst in den Kinos lief, sieht man Joachim Kühn an ihm sitzen: Bei seinem Auftritt in Münster beim Jazzfestival 2005.
Die Idee zum Ferrari-Flügel stammt – wie sollte es anders sein - von Ferrari. Auf Wunsch des Unternehmens wurde das Steinway-Modell 1998 für Werbezwecke angefertigt. Es war in etwa so teuer wie der Ferrari F430, das Einstiegsmodell des Autohauses. Bei Steinway hat das Anfertigen solch außergewöhnlicher Stücke Tradition: Jedes Jahr gibt es ein neues, extravagantes Modell. Vor zwei Jahren war es zum Beispiel Karl Lagerfeld, der einen Flügel designte.
Noch steht der Ferrari-Flügel beim Pianohaus Micke im Schaufenster. Auf Hochglanz poliert. Anfang Januar geht es dann ans Umladen Richtung Städtische Bühnen. Drei kräftige Männer mit sensiblen Händen braucht es, um das 500 Kilo schwere und empfindliche Instrument zu verladen. Dann darf auf ihm gejazzt werden. Drei Tage lang. Einer der Spieler in Münster wird Bobo Stenson sein, der soeben mit dem europäischen Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Danach geht für den Flügel die Reise weiter. Der Ort steht schon fest. Es wird Brüssel sein.
Fotos: Auch beim Transport verlangt der drei Meter lange und 500 Kilo schwere Klangkörper nach sensiblen Händen. Fotos: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Zurzeit noch Hingucker im Pianohaus von Rudolf Micke: Der knallrote Ferrari-Flügel vor seinem Einsatz beim 1. Internationalen Jazzfestival Münster.