Historische "Tapete" zufällig im Bauschutt entdeckt

07.10.2005

Praktikantinnen restaurieren alte Wandbespannung / Demnächst wieder im Stadtmuseum / Fingerspitzengefühl gehört zum Berufsbild der Restauratorin

(SMS) Anne Steinbeis und Anja Schlegel steht eine wahre Geduldsprobe bevor. Die zwei Restaurierungspraktikantinnen haben jetzt im Stadtmuseum Münster die Gelegenheit, reichlich praktische berufliche Erfahrungen an einem ganz besonderen Stück zu sammeln. Eine bemalte Wandbespannung aus dem Jahr 1771 soll durch ihre geduldige Bearbeitung wieder zu einem Schmuckstück des Stadtmuseums werden.

Der kostbare Wandschmuck mit Landschafts- und Architekturdarstellungen des Malers Philip F. L. Bartscher stammt aus Haus Dieck in Westkirchen. Die Leinwandbespannung hat ursprünglich einen ganzen Saal im ersten Obergeschoss des Schlaun-Gebäudes dekoriert. Bei Umbauarbeiten im Jahr 1990 wurden die Wandbespannungen, die im Lauf der Jahrzehnte mehrmals übertapeziert worden waren, herausgerissen und nur durch Zufall im Bauschutt entdeckt.

Zufällig im Bauschutt entdeckt

Ein Großteil der Wanddekoration ist verschollen. Die erhaltenen - aber schwer beschädigten - Malereien waren nach einer ersten Sicherung der Substanz in der Schausammlung des Stadtmuseums zu sehen. Jetzt steht eine vollständige Restaurierung des ursprünglich 2,46 x 3,13 Meter großen Objektes an. Wegen der besonderen Ausmaße der Schäden wird das einige Zeit in Anspruch nehmen.

Unter der Leitung der Diplom-Restauratorinnen des Stadtmuseums Janneke Bauermeister und Anja Kuhlmann haben die Praktikantinnen Anne Steinbeis und Anja Schlegel das aufwändige Restaurierungsprojekt in Angriff genommen. Anja Schlegel absolviert ein studienvorbereitendes Jahrespraktikum im Stadtmuseum, Anne Steinbeis, Restaurierungsstudentin aus Stuttgart, ist während der Semesterferien ehrenamtlich für das Museum tätig.

"Aus den einzelnen Teilen der Wandbespannung soll wieder eine wahrnehmbare Einheit hergestellt werden, ohne dabei den fragmentarischen Charakter oder die Geschichte des Objektes zu überlagern", erläutern die beiden das Ziel der zeitintensiven Restaurierungsarbeiten, die ohne ihre Unterstützung gar nicht zu realisieren wären.

Detektivischer Spürsinn und gute Nerven

Am Anfang steht die Entwicklung eines Restaurierungskonzeptes. Aber auch detektivischer Spürsinn und jede Menge Fingerspitzengefühl gehören zur Grundausstattung einer Restauratorin. So muss etwa ein geeignetes Lösungsmittel zur Reinigung der Oberfläche gefunden werden. Auch das Verkleben der Risse und das Ausfüllen von Fehlstellen in der Leinwand mit so genannten Intarsien verlangt nach den richtigen Hilfsmitteln. Und nach guten Nerven: Faden für Faden muss unter einer Lupe zusammengefügt werden. "Eine ruhige Hand ist für diese Arbeit unerlässlich", betont Anne Steinbeis.

In ihrer Mitarbeit in der Werkstatt des Stadtmuseums sieht die Studentin einen großen Gewinn für ihre berufliche Zukunft: "Dieses Praktikum bietet mir die seltene Gelegenheit, wissenschaftlich und praxisnah an anspruchsvollen Objekten zu arbeiten."

Die Arbeiten an der Wandbespannung werden aller Voraussicht nach Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann können die Besucherinnen und Besucher des Stadtmuseums das Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert wieder im Kabinett "Der Klassizismus" in der Schausammlung bewundern.

Bildtext: Die Arbeit der Restaurierungspraktikantinnen Anja Schlegel (r.) und Anne Steinbeis soll zum Jahresende abgeschlossen sein.

Bildtext: Allein das rechte Fragment der in drei Teile zerissenen Wandbespannung misst 2,45 x 1,13 Meter.

Fotos: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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