Kriegsende vor 60 Jahren - Winter auf Schloss Cappenberg

07.04.2005

Briefwechsel spiegeln Existenznot und erste Anfänge kulturellen Lebens im Münsterland / Besondere Quelle für Zeitgeschichte / Stadtmuseum erinnert mit verschiedenen Projekten an 1945

Münster (SMS) Mit verschiedenen Projekten erinnert das Stadtmuseum Münster an das Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und die Jahre danach. Dazu gehört auch die Publikation "Winter auf Schloss Cappenberg". Herausgeber Johann Michael Fritz veröffentlicht darin Auszüge aus Briefwechseln von Oktober 1947 bis März 1948. "Sie sind ein umfangreiches und unmittelbares Zeugnis von Not, Hunger und Hilfe. Aber zugleich auch von Aufbruchstimmung und dem zögernden Aufblühen der lange entbehrten Kunst, Kultur und Wissenschaft", so Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé.

Die Briefe aus Schloss Cappenberg gingen in den Norden Europas an den elfjährigen Sohn von Rolf und Hanna Fritz. Dank glücklicher Fügung war es gelungen, den kleinen Johann Michael mit einem Transport des Roten Kreuzes für einige Monate nach Schweden zu schicken. Auch richten sich die Briefe an dessen Tante, die in Skandinavien lebt und nur vage Vorstellungen hat vom Nachkriegsdeutschland. "Allein durch die detaillierten Beschreibungen von Selbstverständlichkeiten sind diese Briefe eine außergewöhnliche Quelle", unterstreicht Herausgeber Johann Michael Fritz.

Dem Leser bietet sich das gesamte Spektrum eines Alltags in Nachkriegsjahren. Es wird von eintöniger Ernährung berichtet ("Kartoffeln - nicht als Kartoffeln"), von lebenswichtiger Gartenarbeit, von Schulproblemen, vom Mangel und von hilfreichen Paketen aus Schweden, der Schweiz und Australien.

Vor allem sind sie Dokument für die zaghaften Anfänge in Kunst und Kultur. Schloss Cappenberg bot vielen, zumeist adligen Flüchtlingen Zufluchtsort. Ab 1946 war es aber auch für 20 Jahre Domizil des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, dessen Direktor wiederum Dr. Rudolf Fritz war.

War das Leben in den beiden nahen Städten Dortmund und Münster mit ihren verwüsteten Zentren weitgehend von Chaos und Existenznot geprägt, gingen vom ländlichen Raum bereits erste kulturelle Impulse aus. So wird das unzerstörte Cappenberg mit den wertvollen Museumsschätzen und durch die Aktivitäten von Dr. Rolf Fritz auch zu einer kulturellen Oase - mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und wissenschaftlichen Vorträgen.

Im Jahresverlauf widmet das Stadtmuseum weitere Projekte der Auseinandersetzung mit dem Krieg. Darunter ist eine Ausstellung ab 1. Juli über Kardinal von Galen und dessen Widerstand gegen das NS-Regime. Die Präsentation "Bittere Jahre" (ab 25. Oktober) nimmt die Zeitspanne 1946 bis 1948 in den Fokus. Sie folgt der überaus erfolgreichen Fotoausstellung "Die fetten Jahre" mit Aufnahmen von Willi Hänscheid aus Münster von 1957 bis 1968.

Winter auf Schloss Cappenberg. Briefe nach Schweden von Oktober 1947 bis März 1948 hrsg. von Johann Michael Fritz, Selbstverlag Münster. ISBN 3 - 00 - 014515 - X (3 Euro), 40 Seiten mit 14 Abbildungen, Museumsshop Stadtmuseum Münster

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