Gehörlose Kinder brauchen bilinguale Erziehung

09.02.2005

Gesundheitsamt: Gebärden- und Lautsprache gehören zusammen / Bestandsaufnahme zur Situation in Münster

Münster (SMS) Gehörlose und hochgradig schwerhörige Kinder und Jugendliche haben bessere Chancen zur Entwicklung und Integration, wenn sie - entsprechend ihren unterschiedlichen Voraussetzungen und Kompetenzen - bilingual mit der Gebärden- und mit der Lautsprache aufwachsen. Das belegt das Gesundheitsamt der Stadt in einer Studie zur Situation hörgeschädigter Kinder in Münster.

Unter dem Titel "Verständigungskulturen" hat Dr. Jürgen Guggenmos, im Gesundheitsamt Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheitspflege, die Untersuchung in der Reihe "Sozialpädiatrische Berichte Münster" vorgelegt. Die zirka 250 Seiten starke Veröffentlichung wendet sich vor allem an Pädagogen, Ärzte, betroffene Eltern und die Politik.

Mit Zustimmung der Eltern wurde für die Studie die Entwicklung und Lernsituation von mehr als 200 Kindern und Jugendlichen analysiert. Das geschah in Zusammenarbeit mit den Schulen für Gehörlose und Schwerhörige in Münster sowie der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie der Universität.

In welchem Schultyp sind hörgeschädigte Kinder am besten aufgehoben. Ist ihnen mit integrativem Unterricht gedient? Welche Sprech- und Hörkultur wird welchem Bild von Hörschädigung am besten gerecht? Für betroffene Familien, Schulen und Bildungsträger sind das elementare Fragen.

Eine Erkenntnis der Untersuchung: Wer hochgradig hörbehinderte Kinder allein über rein "hörgerichtete" Lautsprache integrieren will, erreicht eher weniger - er verzögert ihre Entwicklung und verstärkt die ohnehin drohende Isolation. Dr. Jürgen Guggenmos: "Laut- und Gebärdensprache gehören zusammen. Nur gemeinsam können sie Verständigungsbarrieren abbauen und verhindern. Nur beide zusammen können helfen, soziale Isolation und gesellschaftliche Ausgrenzung zu überwinden."

Interessierte erhalten den Bericht in der Münster-Information im Stadthaus 1 (Schutzgebühr zwei Euro). Außerdem gibt es ihn in der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheitspflege des Gesundheitsamtes, Stolbergstraße 2 a (1. OG, Raum 104), Tel. 4 92-54 11, E-Mail schularzt@stadt-muenster.de.

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