Bischof Liudger kam nicht nach Mimigernaford

26.10.2004

Keine sächsische Siedlung in Münsters Frühgeschichte / Archäologische Funde neu interpretiert

(SMS) Viele Münsteranerinnen und Münsteraner haben die Geschichte des Missionars Liudger, der im Jahr 793 in die sächsische Siedlung Mimigernaford kam und dort ein Kloster errichtete, schon in der Schule gehört. Diese Geschichte hat nur einen Haken: Sie ist falsch. Ob der Missionar, als er Ende des 8. Jahrhunderts den Domhügel des heutigen Münster erreichte, dort tatsächlich eine größere Siedlung vorfand – darüber streiten Archäologen und Historiker schon seit einigen Jahren.

Mittlerweile scheint klar, dass es eine Siedlung Mimigernaford damals noch nicht gab. Dokumentationen und Fundmaterial älterer Grabungen auf dem Domhügel sind inzwischen wissenschaftlich neu aufgearbeitet worden und es zeigt sich, dass die bisherigen Interpretationen der Funde sich nicht bestätigen lassen. Kaum einer der dokumentierten Funde reicht tatsächlich in die "Liudger-Zeit" um 800 zurück. Sicher aus dieser Zeit stammt eine bronzene Gewandspange (Kreuzfibel), die 1958 gefunden wurde.

Spektakuläre Grabungsfunde?

In dieser Zeit lieferten insbesondere die Grabungen von Wilhelm Winkelmann (1953 bis 1975) spektakuläre Ergebnisse. Er fand angeblich die Befestigung der Domburg aus der Zeit um 800, die Klosteranlagen aus der Karolingerzeit und die sächsische Siedlung Mimigernaford des 7. / 8. Jahrhunderts, von der bis heute in den Schulbüchern die Rede ist. Weitere Grabungen in den Jahren von 1987 bis 1989 auf dem Domherrenfriedhof nördlich des Doms – mittlerweile auch mit neuen technischen Möglichkeiten und Untersuchungsmethoden – warfen dann ein neues Licht auf die frühe Besiedlung des münsterschen Domhügels.

Kaum schriftliche Überlieferung

Denn aus der schriftlichen Überlieferung lässt sich nicht schließen, wie Mimigernaford / Münster ausgesehen hat, als Liudger dorthin kam. Liudgers Zeit in Münster ist nur in wenigen kurzen Sätzen schriftlich überliefert: Liudger baute ein Kloster (793), er wurde zum Bischof geweiht (805), er starb in Billerbeck und wurde in Münster aufgebahrt (809) bevor er im Kloster Werden bestattet wurde. Außerdem haben sich in Münster für die Frühgeschichte nur sehr wenige schriftliche Quellen erhalten, da sie im Laufe der Jahrhunderte durch Katastrophen zerstört oder absichtlich vernichtet wurden.

Diese neuen Erkenntnisse präsentiert ab 12. März 2005 das Stadtmuseum Münster. Das Haus an der Salzstraße zeigt aus Anlass des Jubiläums "1200 Jahre Bistum Münster" in Kooperation mit dem Westfälischen Museum für Archäologie die Ausstellung "805: Liudger wird Bischof – Spuren eines Heiligen zwischen York, Rom und Münster" (www.liudger-wird-bischof.de).

Bildtext: Diese kreuzförmige Fibel, ältestes bekanntes christliches Zeichen aus Münster, wurde bei Grabungen 1958 gefunden.

Bildtext: Das Logo der Ausstellung "805: Liudger wird Bischof - Spuren eines Heiligen zwischen York, Rom und Münster "

Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei

Alle Pressemitteilungen der Stadt Münster

Kontakt für Bürgerinnen und Bürger

Stadt Münster
48127 Münster
02 51/4 92-0
Behördennummer:  115

stadtverwaltung@stadt-muenster.de

Kontakt für Presseanfragen

Amt für Kommunikation