200 Jahre evangelisch in Münster
Wichtige Abschnitte der Gemeindegeschichte wie die Gründungsphase, das Kaiserreich und Erster Weltkrieg, Weimarer Republik und Nationalsozialismus, Nachkriegszeit und jüngere Gegenwart werden durch wenige, aber aussagekräftige Objekte anschaulich präsentiert.
Die Exponate sind unter zwei Gesichtspunkten ausgewählt worden: Repräsentative Bibeln oder Abendmahlsgeräte illustrieren das gottesdienstliche Leben der Gemeinde. Eine zweite Gruppe von Objekten eröffnet Einblicke in den Alltag der Evangelischen in Münster.
Zu sehen sind etwa eine frühe Tasse der königlichen Porzellanmanufaktur Berlin mit einer Darstellung der Apostelkirche als evangelischer Kirche, aber auch ein schlichter Tischtennisschläger der frühen 1950er Jahre, als die evangelische Jugendarbeit oft mit einfachsten Mitteln geleistet werden musste.
Reformation kommt früh nach Münster
Wie in vielen Städten Westfalens gab es auch in Münster schon früh evangelische Regungen. Nach der Einführung der Reformation 1532/1533 gewannen aber bald täuferische Ideen die Oberhand. Nach dem Ende des Täuferreiches 1535 war ein offizielles evangelisches Gemeindeleben nicht mehr möglich. Die Verdrängung des Protestantismus erfolgte in einem konfliktreichen Prozess, der sich noch lange Zeit hinzog.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand wieder eine evangelische Gemeinde. Damals kam es auch in Westfalen zu Umbrüchen. Französische Revolution und napoleonische Herrschaft erschütterten das alte Ordnungsgefüge. 1803 wurde das Fürstbistum Münster aufgelöst. Sein Territorium fiel zu großen Teilen an das protestantisch regierte Preußen. Ein Jahr später erhielten die Evangelischen die ehemalige Minoritenkirche - die heutige Apostelkirche - als Gottesdienststätte für Garnison und Zivilgemeinde zugewiesen.
Evangelisches Leben entwickelt sich
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe protestantischer Vereine, ein Armenhaus, Kindergärten, Schulen und ein evangelisches Krankenhaus. Mit der neu errichteten Erlöserkirche wurde im Jahr 1900 ein zweites evangelisches Gotteshaus in Münster eingeweiht. Auch in der Umgebung der Stadt wurden inzwischen regelmäßig evangelische Gottesdienste gefeiert. 1914 richtete die Universität in Münster eine Evangelisch-Theologische Fakultät ein.
Die innerkirchlichen Konflikte der Zeit nach 1933 erschütterten auch in Münster das Leben der evangelischen Christen. Die Gegensätze zwischen "Deutschen Christen" und der "Bekennenden Kirche" wurden offen ausgetragen. Dazu kamen später die Nöte im Krieg und die Herausforderungen der Nachkriegszeit. Nach 1945 kamen zahlreiche evangelische Flüchtlinge und Vertriebene in die Stadt und ihre Umgebung. Seit den späten 1950er Jahren entstanden zahlreiche kirchliche Neubauten in Münster.
Nach einer Zeit der Konsolidierung in den 1960er Jahren folgte ab Mitte der 1970er Jahre eine Phase der Kirchenaustritte. Der gesamtgesellschaftliche Wandel stellte und stellt die evangelische Kirche vor neue Herausforderungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen wächst die Zahl der evangelischen Christen in Münster und Umgebung weiterhin an.
Bildtext: Blick in den Operationssaal des Evangelischen Krankenhauses in der Wichernstraße um 1925.
Bildtext: Kelch der ersten evangelischen Zivilgemeinde, Apostelkirchengemeinde Münster, Silber, 1815.
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