Zwei Ungarn zu europäischen Fragen

24.05.2004

Autoren László Földényi und György Dalos am 26. Mai in der Stadtbücherei

Münster (SMS) Der Ungar Sándor Márai ist hierzulande seit Jahren ein Bestsellerautor. Sein Landsmann Györgi Konrád war bis vor kurzem Präsident der Berliner Akademie der Künste. Imre Kertész ist Nobelpreis-Träger. In der Lesereihe mit Schriftstellern aus den neuen Beitrittsländern stellen das städtische Kulturamt und der Literaturverein jetzt zwei ungarische Autoren vor, die sich immer wieder mit europäischen Fragen beschäftigt haben: György Dalos und László Földényi werden am Mittwoch, 26. Mai, um 20 Uhr in der Stadtbücherei ihrer Zuhörerschaft aus Münster Ungarn „erklären“.

Das Werk von György Dalos (Jahrgang 1943) ist in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. 1995 erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Preis, eine Auszeichnung für in deutscher Sprache schreibenden Ausländer.

Dalos hat soeben unter dem Titel "Ungarn in der Nussschale" eine Geschichte seines Landes vorgelegt. In ihr schlägt er den Bogen von der Landnahme bis zur aktuellen Gegenwart. Er schließt seine elegant formulierte Chronik mit einem Wunsch ab, der Gültigkeit besitzen dürfte nicht nur für Ungarn, sondern auch für manches alte und manches weitere neue EU-Mitglied: „Was Ungarn im 21. Jahrhundert am meisten braucht, ist eine reife Zivilgesellschaft, die der Versuchung widerstehen kann, soziale Fragen autoritär zu beantworten, Minderheiten im Ernstfall zu Sündenböcken abzustempeln und Offenbarungen einander befehdender Eliten für bare Münze zu nehmen. (...) Den Politikern, die dieses Land in den nächsten Jahren regieren werden, kann man vielleicht als bestes Gut eine größere Einsicht wünschen, wohl wissend, dass diese vor allem mehr Phantasie voraussetzt“.

Kaum ein europäischer Gegenwartsautor hat sich so nachhaltig mit der deutschen Kulturgeschichte auseinandergesetzt wie László Földényi (Jahrgang 1952). Er übersetzte Autoren wie Max Frisch und Heiner Müller ins Ungarische, und er legte über Heinrich von Kleist und Caspar David Friedrich brillante Monographien vor. Einen Aufenthalt in Berlin hat er in zwei Büchern reflektiert: "Ein Foto aus Berlin" (1996) und "Mit dem Unbegreiflichen leben" (2000).

In einem Aufsatz unter dem Titel "Freies Atmen" hat Földényi seine Hoffnung für Europa darauf gestützt, dass Ungarn seine Situation als „Pufferland“ anerkennt, „also das, was es innerhalb Europas an wirklich Unvergleichbarem besitzt. Dies anzuerkennen macht uns europäischer, als uns nur dem Westen anzugleichen oder gar weiter in der eigenen Isolation zu beharren. (...) Das allein kann bei anderen Vertrauen schaffen - und nur das ermöglicht es, dass Europa uns nicht als weißen Fleck auf der Landkarte sieht, sondern im Spiegel unserer Kultur auch ein neues Gesicht seiner selbst“.

Kartenvorverkauf: Münster Information, Stadthaus 1 (Telefon: 02 51 / 4 92-27 14); Rosta Buchladen, Aegidiistraße 12 (Tel.: 02 51 / 4 49 26).

Fotos: György Dalos veröffentlichte soeben eine Geschichte seines Landes.

László Földényi - profunder Kenner der deutschen Kulturgeschichte.

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