Bundesbegegnung "Schulen musizieren"
Bevor die Ensembles vom Verein Deutscher Schulmusiker e.V. (vds) nach Münster eingeladen worden sind, mussten sie sich einem Auswahlverfahren stellen. Zunächst wurde auf Regionalebene, dann jeweils bundeslandweit selektiert. Schließlich sollte bei der Bundesbegegnung die Mischung aller Schulformen, Altersstufen, Besetzungen und Musikrichtungen gewährleistet sein – immer im Hinblick darauf, dass schulisches Musikleben das allgemeine gesellschaftliche Musikleben abbildet.
Die "Dientzenhofer Tanzl- und Saitenmusik" aus Brannenburg/Bayern zum Beispiel verkörpert sowohl eine ganz spezielle Nische, aber ihre Mitglieder repräsentieren gleichzeitig auch die Offenheit für die Variationsbreite von Musik: So pflegen die Realschüler im Ensemble die Weisen ihrer Heimat mit traditionellen Instrumenten, eben mit Hackbrett und Zither, Harfe und Akkordeon und treten damit bei offiziellen Anlässen auf – auch außerhalb der Schule. Doch die Jugendlichen, die bei ihren Konzerten gern in eine regionaltypische Tracht schlüpfen, kennen auch andere Töne: Chor, Blasmusik-Kapelle, Big Band und sogar Rockband sind weitere Musikformationen, in denen sie ihre Freizeit verbringen.
Im Kammerorchester des Musischen Gymnasiums Maria Stern in Augsburg liegt das Repertoire eher in der Musik vom Barock bis zur Moderne. Die 50 jungen Musiker, die der fünften bis zwölften Klasse angehören, stehen in rund 30 Auftritten pro Jahr auf der Bühne. Die rege Konzerttätigkeit brachte die Gymnasiasten über Deutschlands Grenzen hinaus ins europäische Ausland nach Italien und Ungarn. Sieben CD-Produktionen dokumentieren ihr Können, Preise die Anerkennung aus Fachkreisen.
Wörtlich über die Grenzen hinaus geht die Musicalgruppe "Wir Kinder-grenzenlos" der Gottlieb-Rühle Schule Mössingen und der Grund- und Hauptschule Bodelshausen/Baden-Württemberg: Sechs Nationen sind in dem Chor vertreten. In sogenannten Popicals, die von den beiden Chorleitern verfasst werden und sich thematisch meist mit Alltäglichem auseinandersetzen, beschäftigen sich die Neun- bis 16-jährigen nicht zuletzt mit Schulsujets. Zu dem Musicaltheater "Rainbow of Love Children’s Musical Theatre" aus Kiew/Ukraine gibt es eine Partnerschaft, die den Kindern bereits interessante Reisen und Begegnungen eingebracht hat.
Schon bei der Abschiedsfeier des FC St. Pauli ist "Gospel Train", der Mittel-stufenchor der Gesamtschule Harburg (Hamburg), aufgetreten. Regelrecht von der Tafel ins Tonstudio gesprungen sind die Popbands des Schulzentrums Walle Bremen: Sie sind dem Leistungskurs Musik direkt entwachsen. Und ein Beispiel für die ganz Kleinen ist der Chor der Grundschule Steigerwald in Erfurt. Auch er hat sich schon im Zusammenhang mit dem internationalen Musikprojekt "Sokrates-Programm" auf einer CD verewigt.
Dass dem vds die Integrationsmöglichkeiten von Musik am Herzen liegt, wird die Stabspielgruppe der Sonnenbergschule aus Werdau/Sachsen zeigen: Hier bringen die zwischen zwölf und 18 Jahre alten geistig behinderten Schüler auf Metallophonen und Xylophonen die Weiterentwicklung der Grob- und Feinmotorik, der Sprachentwicklung, der Koordination von Hand und Auge sowie der sozialen Anpassungsfähigkeit mit musikalischen Leistungen in einen harmonischen Einklang: Sie erhielten den ersten Preis im "Goldenen Floh", dem Förderpreis im praktischen Lernen.
Nachwuchsförderung, Integration und Vielseitigkeit gehören zu den wich-tigsten Zielvorstellungen der Bundesbegegnung "Schulen musizieren" und der schulisch-musikalischen Aktivitäten, die dieser Veranstaltung vorausgehen.
Und zum Thema Grenzenlosigkeit gibt es beim Treffen in Münster ein spezielles Kapitel: Drei Ensembles aus den Niederlanden – das Etty Hillesum Orchester aus Deventer, der "Disturbing Red" Schoolkoor van de Thorbecke Scholengemeenschap aus Zwolle und die Meander Bigband des Agnieten-College, ebenfalls aus Zwolle - werden für Internationalität sorgen.