Zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen und den Wirtschaftsstandort Münster profilieren
Auf der Habenseite verbucht der Standort Münster neue Rekordmarken bei Gewerbesteuereinnahmen - sie erhöhten sich von 1997 nochmals um 20,5 Prozent auf 495,2 Millionen Mark. Auch die Anzahl der in Münster gemeldeten Betriebe - 15 738 - ist so hoch wie nie zuvor. Gleichzeitig setzte sich der Arbeitsplatzabbau im Produzierenden Sektor, bei der öffentlichen Hand sowie bei Banken und Versicherungen fort. "Vordringliches Ziel ist es, die Stärken und Potentiale des Standortes weiter auszubauen, um hier zukunftsfähige Arbeitsplätze für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu schaffen", betonte der Wirtschaftsdezernent. Münster solle sich darüber hinaus im Konzert der europäischen Wirtschaftsstandorte positionieren, um künftig auch vermehrt Unternehmen von außerhalb anzuziehen.
Gewerbeflächen-Management
Wichtiger Baustein dafür ist das Gewerbeflächen-Management. Im vergangenen Jahr wurden 19 Gewerbegrundstücke - Gesamtvolumen 15,5 Hektar - aus städtischem Eigentum bzw. der Gewerbepark Münster Loddenheide GmbH (GML) an die münstersche Wirtschaft vergeben. Das Gesamtergebnis setzt sich zusammen aus 15 städtischen Flächen (insgesamt 6,9 Hektar) sowie vier Verkäufen aus dem Gewerbepark Loddenheide (8,6 Hektar).
"Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen im Mittelpunkt der Vergabepolitik standen, wurden 1998 vor allem größere Unternehmen mit Flächen bedient", erläutert Dr. Kirsten Witte, Leiterin der Wirtschaftsförderung, dieses Ergebnis. Dabei erhöhte sich die Anzahl der Arbeitsplätze, die durch diese Betriebsverlagerungen gesichert und neu geschaffen wurden, von 1330 im Vorjahr auf nunmehr rund 1500. Das Investitionsvolumen für die verkauften Grundstücke und die darauf zu errichtenden Gebäude schätzt die Wirtschaftsförderung auf etwa 190 bis 200 Milionen Mark.
Arbeitsmarktförderung
Insgesamt 728 Personen (370 Männer und 358 Frauen) profitierten 1998 von den unterschiedlichen Fördermöglichkeiten der Arbeitsmarkt-Initiative Münster (AIM). Gleichzeitig gelang es durch den Einsatz von ca. 2,4 Mio. Mark aus Mitteln der AIM, zusätzlich rd. 13 Mio. Mark von Seiten Dritter für den münsterschen Arbeitsmarkt zu aktivieren und einzusetzen. Damit steigerte die AIM im Berichtsjahr die Zahl der unterstützten Projekte auf 28 (Vorjahr: 24). "Besonders groß war die Nachfrage in den Bereichen Existenzgründungsberatung und Coaching junger Unternehmen", so Dr. Witte. Während mit 319 Gründungsberatungen eine Rekordmarke erreicht wurde, wurde das neue Angebot des Coaching auf Anhieb fast 300 Mal nachgefragt. Hier berät die Wirtschaftsförderung junge Unternehmen bei Themen wie Marketing, Betriebsorganisation, Finanzierung. Projekte der Wirtschaftsförderung "Neben den klassischen Aufgaben hat die Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, die die Rahmenbedingungen für zukunftsfähige Investitionen vor Ort verbessern und den Arbeitsmarkt ankurbeln", so Kirsten Witte. Stichworte dazu: Die Fortschreibung des Handlungsprogramms Gewerbeflächen, Start der Vermarktung Loddenheide und Aktualisierung und Fortschreibung der Grundlagenstudie zum Münsteraner Büromarkt.
Auch die Entwicklung Münsters zu einem bundesweit anerkannten Standort für Life Science Technologien ist vorangetrieben worden. Im September haben sich die Mitglieder der Technologie-Initiative Münster (TIM) - die Hochschulen, Kammern, die Technologiepark Münster GmbH, die Sparkasse und die Stadt Münster - diesem Ziel in einer schriftlichen Absichtserklärung verpflichtet und erste Projekte in die Praxis umgesetzt. Dazu zählen die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für "Unternehmensgründung und Entrepreneurship" und die Eröffnung einer regionalen Außenstelle der Landesinitiative BioGenTec NRW.
Für effktive Standortförderung und eine strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung steht auch der Bereich Standortmarketing und Öffentlichkeitsarbeit. Kirsten Witte: "Dazu wurde der Wirtschaftsstandort Münster mit seinen Stärken und Schwächen sowie seinen ausbaufähigen Potentialen untersucht. Die Ergebnisse dieser Analyse werden am 3. August bei einem öffentlichen Hearing diskutiert".
Leichtes Beschäftigungswachstum in Münster
Im Juni 1998 waren in Münster insgesamt 118 604 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (62 807 Männer und 55 797 Frauen). Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 0,5 Prozent. Er ergibt sich vor allem daraus, daß der Verlust von 594 Vollzeitarbeitsplätzen durch ein Wachstum von 1133 Arbeitsplätzen bei der Teilzeitbeschäftigung überkompensiert wurde. Die größten Arbeitsplatzverluste nach Branchen unterteilt verzeichnen der Bausektor (-3,9 Prozent), das Verarbeitende Gewerbe (- 2,2), der Bereich der öffentlichen Hand (-0,8) sowie Kreditinstitute und Versicherungen (-0,5). Deutliche Beschäftigungszuwächse gab es hingegen in den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung (+5 Prozent ) sowie bei den privaten Dienstleistern (+1,6).
Arbeitsmarkt-Zahlen
Erstmals seit Jahren standen den 21 790 Arbeitslosmeldungen eine höhere Zahl von Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit (22 472 Personen) gegenüber. Die Zahl der Arbeitslosen stagnierte jedoch. Vorrangiger Grund für den leichten Rückgang der Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent (Vorjahr 9,9) ist somit der Anstieg der Anzahl erwerbstätiger Personen in Münster insgesamt. Erstmals seit 1991 läßt sich auch ein Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit der Jugendlichen sowie der Akademiker feststellen. Während die Arbeitslosenquote Heranwachsender unter 25 Jahren bei 12 Prozent lag (Vorjahr 12,5), sank die Quote der Akademiker auf 22,1 Prozent (Vorjahr 24,5). Besonders angespannt bleibt die Lage ausländischer Mitbürger. Hier stieg die Quote auf 24,5 Prozent an (Vorjahr: 23,8). Münster bleibt mit seiner Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent immer noch deutlich unter dem Landesniveau (11,7) und unter dem Bundesdurchschnitt (11,2). Auch unter den Oberzentren in Nordrhein-Westfalen weist lediglich Bonn eine niedrigere Quote (8,2) als Münster auf.