Schwarzer Jazz trifft europäische Improvisation: 18. Internationales Jazzfestival in Münster

14.11.2000

Lange Nächte im Januar mit Top-Bands und Shooting-Stars / Jazz aus Frankreich / Sonntagsmatinee für Familien / Jazz aus der Region

(SMS) Schwarze Gospeltradition und temperamentvoller Piano-Jazz, Vokalartistik und orchestraler Sound, Improvisation und kammermusikalische Akzente - auf einen abwechslungsreichen Stilmix setzt das 18. Internationale Jazzfestival Münster vom 5. bis 7. Januar. Auch in den Besetzungen betont der Künstlerische Leiter, Fritz Schmücker, die Vielfalt: Ensembles von Rang und Renommee, Shooting-Stars und bisher eher nur Insidern vertraute neue Namen stehen auf den Bühnen des Stadttheaters Seite an Seite. Zentrales Thema des vom Kulturamt der Stadt Münster mit Unterstützung des Westdeutschen Rundfunks veranstalteten Festivals mit nahezu 20 Programmpunkten: Jazz aus Frankreich mit dem bundesdeutschen Premierenauftritt des "Orchestre National de Jazz" unter neuer Leitung. Drei Top-Bands vertreten den aktuellen Jazz aus den USA, zwei von ihnen den schwarzamerikanischen Jazz: David Murray, seit Jahren von europäischen Kritikerstimmen als wichtigster Tenorsaxophonist seiner Generation gerühmt, kommt im Duo mit dem Pianisten Dave Burrell nach Münster. Amina Claudine Myers, noch im Sommer Mitglied in Murrays Gospelprojekt "Speaking in Tongues", präsentiert ihr eigenes Ensemble. Sie kontrastiert in ihrem individuellen Klavier- und Gesangsstil schwarze Gospel- und Soultradition mit romantischen Tönen europäischer Klaviermusik und modernen Techniken. Temperamentvoller Piano-Jazz - dafür steht der Franko-Amerikaner Jacky Terrasson mit seinem Trio, das sich am Eröffnungstag vorstellt.

Jazz aus Europa

Spitzen-Jazz aus Europa steht im Zentrum des weiteren Programms. Mit Gianluigi Trovesi präsentiert sich abermals ein Musiker in Münster, der in den letzten Jahren zum namhaftesten Aushängeschild der Jazzszene Italiens avancierte. Von seinen Auftritten mit dem Castel-del-Monte-Projekt noch in bester Erinnerung präsentiert sich der Klarinettist mit seinem eigenen neuen Nonett. Hier musiziert auch der französische Akkordeonist Jean-Louis Matinier.

Der deutsche Shooting-Star Jens Thomas (Piano) gastiert mit den Italienern Antonello Salis (Akkordeon) und Flavio Boltro (Trompete). Variationen über die "Gänsehaut"- Melodie "Spiel mir das Lied vom Tod" sind nur ein kleiner Ausschnitt ihres Repertoires "Jens Thomas plays the music of Ennio Morricone". Bei den "4 Walls" trifft Phil Mintons Vokalartistik auf die Post-Punk-Attitüde des niederländischen Bass-Gitarristen Luc Ex. Das norwegische Quintett "Farmers Market" um seinen bulgarischen Saxophonisten verbindet Volksmusikmelodien Bulgariens mit improvisatorischen Ausflügen in andere Musiktraditionen.

Zentrales Musikthema an allen drei Tagen: Jazz aus Frankreich - in Münster gleich mit zwei Deutschlandpremieren. Zur Eröffnung steht das renommierte "Orchestre National de Jazz" auf der Bühne. Dessen neuer Leiter Paolo Damiani gastierte bereits als Cellist mit dem "Italian Instabile Orchestra" im Festivaljahr 1999. Auch die Bigband "Tous Dehors" - in Frankreich und den Benelux-Staaten populär und erfolgreich - stellt sich in Münster erstmals dem deutschen Publikum vor. Weit entfernt vom traditionellen Bigband-Sound mixen Laurent Dehors und seine Truppe Fragmente aus Volksmusik, Rock, improvisierter Musik zu einem eigenwilligen und begeisternden Gesamtsound. In intimer Trio-Formation stellt sich der Franzose dann nahezu kammermusikalisch in der Reihe der "französischen Spots" in den Nachmittagskonzerten vor.

Zu den internationalen Aushängeschildern des Jazz "à la France" gehört neben Stars wie etwa Louis Sclavis und Michel Portal der Kontrabassist Henri Texier. Er ist mit seinem "Azur-Quintett" Festivalgast in Universitätsstadt. Das Kleine Haus der Städtischen Bühnen ist auch Forum für eine musikalische Nachmittagsshow aus der kreativen Klangküche von Lyon. Aus der französischen Stadt kommt die "Association à la Recherche d'un Folklore Imaginaire", kurz "Arfi", aus der auch einst Louis Sclavis hervorging. 16 Künstler unternehmen in Münster in wechselnden Besetzungen musikalische Streifzüge durch eine "imaginäre Folklore". Ob als Duo oder Bigband - die pure Lust des Zusammenspiels steht in dieser großen Werkschau ganz oben.

Jazz aus der Region

Seit Gründung des Festivals 1979 gilt ein Hauptaugenmerk der Präsentation der lokalen und regionalen Szene. Fritz Schmücker wählte das Quartett um den münsterschen Trompeter Christian Kappe aus. Gemeinsam mit dem Gitarristen Florian Zenker verbuchte es überregional Erfolge, zuletzt beim 23. Festival de Jazz de Gexto in Spanien. "Bühne frei" heißt es zudem für das Projekt "Sieben", Sieger im Wettbewerb "Westfalen-Jazz 2001". In dieser Band treffen höchst unterschiedliche Genres aufeinander. Sie spielt eigens für die eigenwillige Besetzung geschriebene Stücke von Jan Klare, die eingebettet in eine Netzwerk von freier Improvisation stilistisch von Garagen-Pop, Punk-Polkas bis hin zu Neuer Musik reichen.

Familien-Konzert

"Ein Ereignis, dass Kinder und Errwachsene gleichermaßen hinreisst". So urteilte die Kritik nach der Uraufführung von "Die Schöne und das Biest" vor wenigen Wochen in Leverkusen. Ungewöhnliche Instrumentation, fantasievolle auf Leinwände geworfene Illustrationen und die Stimme des Erzählers machen aus dem Märchen nach Madame Leprince de Beaumont ein berührendes musikalisches Erlebnis. Diese deutsch-französische Koproduktion - Musik: Norbert Stein (Köln) / Jean Mereu (Lyon) - gibt als Sonntagsmatinee für Familien erstmals auch Kindern Gelegenheit, beim Festival dabei zu sein.

Jazz für Nachtschwärmer

Auch wenn der letzte Ton an den drei Tagen auf den Bühnen verklungen ist - die Musik bleibt. Im Theatercafé setzt dann das Programm für Nachtschwärmer ein, wobei ein Abend eigens für tanzbare Rhythmen reserviert bleibt.

Engagement der Sponsoren

Nur durch Engagement auf breiter Ebene ist das Internationale Jazzfestival möglich. Neben der Stadt Münster treten mit dem AStA der Uni Münster - vor Jahren der eigentliche Begründer des Festivals - und dem Jazzclub Münster weitere Unterstützer auf. Der WDR Köln übernimmt den Konzertmitschnitt für den Hörfunk und wird gleich am Eröffnungsabend live auf Sendung gehen. Als Sponsoren engagieren sich: Münstersche Zeitung, das offizielle Festvialhotel Parkhotel Schloss Hohenfeld, LVM-Versicherungen, Brauerei Herforder, Volksbank eG und WGZ-Bank, ReiseArt Lufthansa City Center, Köstritzer Brauerei sowie die Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH. Die Spedition Laarmann ist Träger des Wettbewerbs Westfalen-Jazz.

Vorverkauf läuft

Der Kartenvorverkauf hat an den Verkaufstellen der Städtischen Bühnen Münster begonnen. Angeboten werden Tageskarten für jeweils vier Konzerte im Großen Haus zwischen 19 und 49 Mark, für die Nachmittagsveranstaltungen im Kleinen Haus zum Einheitspreis von 26 Mark. Bei Mehrfachkarten werden erhebliche Rabatte gewährt, hier gibt es auch Ermäßigungen für Schüler und Studierende. Der Eintritt zur Familienmatinee beträgt 10 Mark, für Schüler unter 16 Jahren fünf Mark.

Weitere Informationen: Im Internet unter www.Jazzfestival-muenster.de; über das Festivalbüro im städtischen Kulturamt, Tel. 02 51 / 66 49 55, Fax: 02 51/66 69 28; E-mail: post@jazzfestival-muenster.de.

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